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Gildenhaus Thendara

Gildenhaus Thendara

Titel: Gildenhaus Thendara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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unerreichbar in Mutter Laurias Büro gesessen und diplomatische Spielchen getrieben, über Dinge diskutiert, die in einem Augenblick hätten geregelt werden können! Aber das war auch nicht fair. Cholayna hatte es unmöglich wissen können. Sie sah zu den Frauen hin. Immer noch lachten und scherzten und tranken sie mit den dreien, die aus Nevarsin zurückgekehrt waren. Sie alle waren Jaelles Freundinnen. Camilla war ihre Eidesschwester…
Außenseiter. Sie waren Außenseiter. Keine von ihnen begriff. Jaelle hatte eine unsichtbare Linie überquert, und nun war sie hier eine Außenseiterin, wie Magda es immer gewesen war. Sogar Camilla war imstande gewesen, Jaelles Leid auszuschließen, damit es sie nicht an ihr eigenes erinnerte. Niemand zollte Magda die geringste Aufmerksamkeit, als sie leise den Speisesaal verließ und die Treppe hinaufeilte. Solange Jaelle sich nicht allzu weit von der Stadt entfernt hatte, konnte sie sie finden. Schnell rollte sie warme
Strümpfe, dicke Unterwäsche, ihre wärmste Hose und Jacke zu einem Bündel zusammen und tauschte ihre Schuhe gegen Reitstiefel ein. Sie rannte die Hintertreppe hinunter in die Küche und machte ein Päckchen aus einem Stück hartem Reisebrot, etwas Käse und kaltem Fleisch und einer Kelle Trockenobst aus dem Kasten. Im Stall sattelte sie ihr Pferd. Mit ihm war sie in die Berge geritten, um Peter Haldane zu retten, mit ihm war sie an den Brandherd geeilt. Sie brach ihr Versprechen, das Haus nicht zu verlassen, doch daran dachte sie kaum.
Gerade wollte sie sich in den Sattel schwingen, als sie merkte, daß Camilla in der Stalltür stand und sie beobachtete.
„Du kannst nicht gehen, Margali”, sagte Camilla leise. „Liebes, du darfst nicht. Damit brichst du deinen Eid”
Magda ließ den Fuß aus dem Steigbügel gleiten. Sie ging zu Camilla und legte ihr die Hände auf die Schultern.
„Camilla, es ist eine Sache der Ehre”, bat sie, und dann schluckte sie schwer und benutzte die Waffe, die sie nie hatte benutzen wollen. „Wir haben uns einen Eid geschworen, damals in den Bergen, noch ehe ich ins Thendara-Haus kam”, sagte sie mit zitternder Stimme. Das hatten sie nicht getan, nicht mit Worten, aber sie wußte jetzt, daß sie sich einander fürs Leben angelobt hatten, als Jaelle an dem Streich des Räubers sterbend dalag und Magda sich entschloß, ihre Mission aufzugeben, damit Jaelle am Leben blieb. Peter Haldane hatte im Vergleich zu diesem Bund für keine von ihnen je eine Rolle gespielt, nur hatte Magda das bis jetzt nicht gewußt. Wenn ich es gewußt hätte, wenn ich gewußt hätte, was Jaelle mir tatsächlich bedeutet, dann hätte sie Peter nie geheiratet. Aber ich wußte es nicht. Erst Camilla hat mich gelehrt, was Jaelle mir ist und daß die Liebe von Schwestern schwerer wiegt als die Liebe zu irgendeinem Mann auf der Welt.
„Wir sind bredhyini, Camilla”, sagte sie. „Ich flehe dich an - wenn du mich liebst, Camilla -, laß mich ihr folgen”
Camillas Gesicht war schneeweiß. „Ich hätte es mir denken können. Das war der Grund, warum du dich mir nicht angeloben wolltest. Ich ..!’ Sie holte tief Atem. „Es kommt nicht darauf an, daß wir uns geliebt haben”, setzte sie nach einer Weile hinzu. „Wichtig ist, daß wir immer Freundinnen und Schwestern sein werden. Wenn es für dich eine Sache der Ehre ist.. ” sie zögerte und erklärte endlich: „Du hast dich eidlich verpflichtet, das Haus nicht zu verlassen,
es sei denn auf einen Befehl einer der Gildenmutter hin. Ich gehöre hier zu den Ältesten, Margali. Ich habe das Recht, dich gehen zu heißen.” Sie zog Magda an sich und küßte sie heftig. „Jaelle ist auch meine Eidesschwester und ist mir wie eine Tochter gewesen. Geh, Margali n’ha Ysabet, ohne deinen Eid zu brechen. Ich werde es bei Mutter Lauria in Ordnung bringen” „Oh, Camilla… Camilla, ich liebe dich…”
Noch einmal küßte Camilla sie. „Ich liebe dich auch”, sagte sie sanft, „und auf mehr Arten, als du weißt. Geh jetzt. Grüße Jaelle von mir, und die Göttin gebe, daß ihr es gut übersteht. Ich weiß nicht, wann wir uns wiedersehen werden, mein Liebling. Es geschehe, wie die Göttin will. Möge Sie mit dir reiten.”
Dann saß Magda im Sattel. Tränenblind ritt sie an Camilla vorbei und auf die kopfsteingepflasterte Straße hinaus. Sie wußte nicht, wo ihr Ziel lag. Sie wußte nur, daß sie Jaelle folgte und daß sie sich seit jener Nacht in der Reiseunterkunft in den Hellers unausweichlich auf diesen

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