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Gildenhaus Thendara

Gildenhaus Thendara

Titel: Gildenhaus Thendara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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die neuen Räume in Cholaynas Abteilung noch nicht angewiesen - saß Bethany, und sie sah rosig und vergnügt aus.
„Heute ist kein Feiertag, nicht wahr?” empfing sie Jaelle. „Gestern muß ein sehr hoher darkovanischer Feiertag gewesen sein, und ich hörte, daß die Hälfte von Montrays Stab zu einem gigantischen Fest in die Comyn-Burg eingeladen worden ist” Offenbar war sie schwer beeindruckt, und Jaelle hätte sie am liebsten angefahren: Die Comyn sind keine Übermenschen, sie sind gewöhnliche Sterbliche, die sich ihrer eigenen verdammten Bedeutung zu sehr bewußt sind. Statt dessen sagte sie finster - schließlich war Bethany nicht an ihrer schlechten Laune schuld -: „Es ist eine Schande, daß du nicht an meiner Stelle hingehen konntest. Du bist hübscher als ich, und tanzen kannst du wahrscheinlich ebenso gut, und du hättest es genossen. Für mich ist das Mittsommerfest kein Vergnügen”
Bethany lachte.
„Da hätte Peter auch ein Wörtchen mitzureden gehabt, wie? Jedenfalls bin ich gestern abend zu anständiger Zeit ins Bett gegangen, und nach den sauren Mienen zu schließen, die ich überall in der Abteilung sehe, haben viele von euch bis zum Morgengrauen getanzt. Es hat auch seine Vorteile, in der Hierarchie so weit unten zu stehen, daß man nie mit einem königlichen Befehl eingeladen wird und die ganze Nacht aufbleiben muß! Im Ernst, Jaelle, du siehst wie
etwas aus, das die Katze nicht hereintragen würde… Kann ich dir einen Kaffee besorgen oder so etwas?”
Jaelle lehnte dankend ab. Sie wußte nicht, was sie nötig hatte, aber Kaffee, ein terranischer Luxus, an dem sie Gefallen gefunden hatte, war sicher nicht das Richtige.
„Vielleicht hättest du dich krankmelden und zur Medizinischen hinaufgehen sollen”, meinte Bethany besorgt. „Im Grunde hast du ja die ganze Nacht gearbeitet, und das sind Überstunden” So konnte man es auch betrachten, dachte Jaelle, denn sie hatte die Comyn-Burg wirklich nicht zum Vergnügen aufgesucht. Aber sie schüttelte nur den Kopf - das letzte, was sie sich wünschte, war eine Vorlesung in der Medizinischen über ihre Verantwortung gegenüber ihrem ungeborenen Kind - und nahm ihren Platz an dem Schreibtisch ein, der einmal Magda gehört hatte und jetzt ihrer war, bis sie die lästige Verpflichtung loswerden konnte. Ohne Begeisterung machte sie an einem unfertigen Sprachband weiter.
Ich habe immer noch das Gefühl, ich sollte etwas Wichtigeres tun als das hier. Ich weiß nur nicht, was.
Länger als eine Stunde arbeitete sie ohne Unterbrechung. Dann stürmte Monty fluchend herein.
„Zum Teufel, wo steckt Cholayna? Oben im Büro des Nachrichtendienstes ist sie nicht, und auch sonst kann ich sie nirgendwo finden!”
„Vielleicht ist sie einen Tag krankgeschrieben”, sagte Bethany. „War sie nicht gestern auch in der Comyn-Burg?”
Monty grinste zynisch. „Das stimmt, und unglücklicherweise war mein Alter Herr auch da. Mein Vater sagte, es sei nicht seine Vorstellung von Erholung, sich bis in die frühen Morgenstunden das Gequake barbarischer Musik anzuhören, und auf keinen Fall sei es das, wofür er bezahlt werde. Beth, könnten Sie in der Medizinischen Abteilung nachfragen, ob Cholayna krank ist?”
Mit einer Beobachtungsgabe, die Magdas würdig gewesen wäre, erkannte Jaelle diese Feinheit des Protokolls. Jetzt, wo er von ihrer Bedeutung wußte, forderte Monty sie nicht mehr auf, dergleichen Routinearbeiten für ihn zu erledigen. Dagegen durfte er Bethany, deren Aufgabe darin bestand, Angestellten höheren Ranges Unwichtiges abzunehmen, jederzeit stören. Etwas war ihr bei den terranischen weiblichen Angestellten aufgefallen: Sie strampelten sich ab nach einer Position, wo sie mehr als bloße Hilfskräfte für die Män
ner waren. Sie kämpften eifersüchtig um diese Statusmerkmale. Aber gleichzeitig akzeptierten sie dies als eine Bedingung ihres Arbeitsverhältnisses. Magda war stolz darauf gewesen, daß sie das zentralisierte Büro, von ihr das Irrenhaus genannt, hatte verlassen dürfen. Jaelle teilte diesen Standpunkt nicht. Wenn sie schon in einem Büro arbeiten mußte, war sie lieber mit den anderen Frauen zusammen, als in einsamer Glorie zwischen den Männern von höherem Rang isoliert zu sein. Langsam bekam sie eine vage Vorstellung von den sozialen und kulturellen Schichtungen bei den Terranern, und sie fand das alles recht töricht. Aber sie war auch intelligent genug, um sich zu sagen, daß soziale Strukturen selten von der Vernunft her

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