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Gildenhaus Thendara

Gildenhaus Thendara

Titel: Gildenhaus Thendara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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nackt dort mit aufgerichtetem Glied, und er faßte nach ihr mit einer Gier, die sie erschreckte. Sie blinzelte, und das Bild verschwand. Aleki? Niemals! Sicher kam das von dem Blütenstaub. Oder hatte sie irgendein zufälliges erotisches Bild aus seinen Gedanken oder seinen Erinnerungen aufgefangen? Das bedeutete, er mußte ganz in der Nähe sein. Jaelle merkte, daß ihre Handflächen feucht von Schweiß waren und ihr Herz vor etwas Ähnlichem wie Panik hämmerte. Alessandro Li war ihr in sexueller Beziehung immer ganz gleichgültig gewesen; ihrer Meinung nach war es ihr unmöglich, etwas für ihn zu empfinden, und die Tatsache, daß sie ein mentales Bild dieser Art gesehen hatte, und wenn es nichts als eine Halluzination gewesen war, entsetzte sie. Es gehörte ihr nicht. Sie wollte es nicht einmal als Vision ihr eigen nennen.
Länger als eine Stunde folgte sie der Viehtrift, die langsam schmaler wurde und sich plötzlich in sechs oder acht enge Pfade teilte. Sie verloren sich in allen Richtungen in kleinen Schluchten.
An dieser Stelle angekommen, mußte Aleki erkannt haben, daß er in eine Sackgasse geraten war und es sich hier nicht um eine Straße
handelte. Die einzige vernünftige Entscheidung wäre gewesen, umzukehren. Falls er noch vernünftige Entscheidungen fällen konnte, nachdem er stundenlang dem Kireseth ausgesetzt gewesen war. Er mußte irgendwo da unten liegen, tot oder bewußtlos oder - sie dachte an die erotische Gewalt der Halluzination - völlig berauscht. Dann wußte er gar nicht mehr, was ihm widerfahren war. Hatte ihn irgendwer vor SkorpionAmeisen oder Grüngesichtblättern gewarnt? Sicher nicht. Jaelle war davon ausgegangen, sie werde ihn bei seinem ersten Ausflug begleiten und ihm mit Rat und Tat zur Seite stehen. Sie hatte die persönliche Verantwortung für ihn übernommen. Und jetzt hatte sie schon wieder einen Eid gebrochen. Ich habe versagt, versagt, versagt, bei allem und bei jedem.
Sie blickte zum Himmel empor, kniff die Augen zusammen, weil sie den Eindruck hatte, durch farbige Spinnennetze spähen zu müssen. Wolken eilten über die Sonne. Der Tag war schon weit fortgeschritten, irgendwie hatte sie Zeit verloren. In diesem zerklüfteten Land konnte sie ihr Leben lang vergeblich nach einem einzelnen Mann und seinem Pferd suchen. Vielleicht war Aleki schon tot. Sie hatte seine Spur verloren. Wieder versagt. Und der Himmel sah aus, als werde es bald von neuem regnen, heftiger als zuvor. Wenigstens wurde dann die Luft vom Kireseth-Staub gereinigt, und ihr Kopf würde wieder klar werden. Undeutlich erkannte sie die durch die seltsamen Farbschichten zu beiden Seiten ansteigende CanonWände. Da oben waren Höhlen. Sie konnte versuchen, ein Obdach vor dem Regen zu finden, vielleicht sogar ein Feuer anzünden - sie hatte Lebensmittel dabei und wollte sich einen Rindentee aufschütten, vielleicht half er gegen die Benommenheit. Falls es ihr gelang, hochzuklettern und ihr Pony hinaufzuschaffen. Ein Gefühl der Dringlichkeit trieb sie an. Aleki mochte in einer dieser Schluchten liegen, bewußtlos, aber noch am Leben. Wenn sie doch Lady Rohana erlaubt hätte, ihr Laran auszubilden! Sie hätte es benutzen können, um Aleki aufzuspüren, um zu sehen, welche Richtung er eingeschlagen hatte. Sie war selbstsüchtig und arrogant gewesen und hatte keine der Pflichten und Verantwortungen der Comyn auf sich nehmen wollen.
Wenn ich hier lebendig herauskomme, werde ich zu Rohana gehen und sie bitten, mich zu unterrichten. Mit ausgebildetem Laran wäre es mir möglich gewesen, meine Pflicht zu erfüllen. Ich habe immer angenommen, nur ganz wenig begabt zu sein, aber jetzt weiß ich,
daß ich hätte lernen können, das zu benutzen, was ich habe. Ich habe Peter getötet. Ich habe Alekis Leben geopfert, weil ich nicht akzeptieren wollte, was ich bin. Sie hielt Rückschau auf ihr ganzes Leben und fand überall Fehler, angefangen von dem Augenblick, als sie sich abwandte…abwandte…
Sie stand auf Wüstensand, und die Sonne ging auf… Eine große Blutlache war rot wie die aufgehende Sonne, und zum ersten Mal sah Jaelle mit erwachendem Bewußtsein das Gesicht ihrer Mutter. Sie wurde hineingerissen in den Schmerz und das Entsetzen ihrer Mutter, und mit einer wahnsinnigen Anstrengung ließ sie das alles tot und stumm werden. Von dem Augenblick an habe ich mein Laran blockiert, weil ich den schrecklichen Schmerz ihres Todes nicht ertragen konnte. Sie starb, sie verließ Jalaks Haus mit dem Wissen, daß sie sterben

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