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Gildenhaus Thendara

Gildenhaus Thendara

Titel: Gildenhaus Thendara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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anderen Weg, der noch nicht frei von Schnee war, kam man über verschlungene Bergpfade nach Armida. Wenn Li die Karte studiert hatte und ein gutes Peilgerät besaß, mußte er diese Richtung eingeschlagen haben. Zur einen Seite zweigte davon eine Viehtrift ab. Die hatte Li bestimmt nicht genommen. Jaelle schwang sich wieder in den Sattel und ritt auf die nach Armida führende Straße. Jetzt dauerte es keine Stunde mehr, und sie hatte Li eingeholt. Er mußte auf dieser Straße sein. Sie setzte ihr Pferd in Trab, aber irgend etwas machte sie unsicher.
Die Viehtrift war breit und glatt, ausgetreten von Chervine-Hufen. Konnte Li sie für die Straße gehalten haben, einfach weil sie breit und glatt war? Nein. Er mußte doch die Hufabdrücke gesehen und als das erkannt haben, was sie waren. Ihm konnte nicht entgangen sein, das mindestens zehn Tage lang nichts, was weniger als vier Beine hatte, hier entlanggekommen war.
Und wenn er es nicht gemerkt hatte? Jaelle zog die Zügel an und ließ das Pferd kehrtmachen. Blitzartig tauchte eine Halluzination vor ihr auf, umgeben von leuchtenden Farben. Aleki lag bewußtlos am Boden… Sie mußte zurück und die Viehtrift nach Spuren eines einzelnen Reiters absuchen. Verdammt sollte er sein! Hatte er nicht Verstand genug, um sich an das zu halten, was offensichtlich eine Straße war? Aber in den letzten Monaten hatte Jaelle bei den Terranern viele Bilder gesehen und konnte sich - manchmal - vorstellen, wie ihre Welt mit den Augen eines Terraners gesehen wirkte. Während sie die plattgestampfte Viehtrift betrachtete, verwandelte sie sich für sie mehr und mehr in eine vielbenutzte Straße eher eine Straße zu nennen als die beiden schmalen Wege, die seitwärts abzweigten. Die Viehtrift führte an keinen Ort, sondern zurück in endlose, bodenlose Schluchten, wo nur die sicherfüßigen Chervines weiterkamen. Aber für Aleki mochte sie wie eine von Menschen angelegte, künstlich geglättete Straße ausgesehen haben.
In Thendara mußte man ihn gewarnt haben. Nein. Er hatte sich wahrscheinlich die nach einer Luftaufnahme angefertigte Karte angesehen und einen quer durchs Land führenden direkten Weg nach Armida gesucht, und dann hatte er geglaubt, er habe ihn gefunden. Und wenn er genug von dem Kireseth-Staub eingeatmet hatte, mochte er die Viehtrift als Straße gesehen haben.
Vielleicht hatte ihm eine Halluzination sogar eine auf terranische Weise gepflasterte Straße vorgegaukelt.
Jetzt war sich Jaelle vollkommen sicher. Sie lenkte ihr Pony auf die Viehtrift. Es wieherte, der Chervine-Geruch machte es argwöhnisch, und sie mußte es antreiben, hinunter in das zerklüftete Land, das nur im Sommer als Weide für Chervines und ähnliche Tiere benutzt wurde. Hier draußen streiften wilde Herden umher, nach denen der Besitzer nur einoder zweimal im Jahr sah und die gelegentlich der Häute oder des Fells wegen gelichtet wurden. Auf einem Terrain dieser Art gab es immer versteckte Täler mit saftigem Grün. Jaelle war noch nie an diesem Ort gewesen, aber bestimmt lag irgendwo eine unzugängliche Stelle, wo der Kireseth Jahr für Jahr ungestört blühte. Die Sonne schien Jaelle heiß auf den Rücken, das
Licht flimmerte, und Hitzeschwaden waberten auf dem Boden wie verschüttetes Wasser. Es konnte sehr leicht geschehen, daß man sich in diesem Land verirrte und nie mehr hinausfand.
Vor kurzem mußte hier ein einzelner Reiter durchgekommen sein. Eine Vision zeigte Jaelle wie auf einem der kleinen Sicherheitsmonitore im Hauptquartier die große, schlanke Gestalt Alekis in einer leuchtend blauen Parka, das Haar zerzaust vom Wind. Es regnete; er beugte den Kopf auf den Rücken seines Pferdes nieder. Sehr viel Vorsprung konnte er nicht mehr haben. Dann wechselte das Bild auf der Innenseite ihrer Augenlider und zeigte ihr einen leblosen Aleki (wie Peter! Wie Peter, der tot im HQ liegt!) mit gespreizten Armen und Beinen, den Kopf gegen einen Stein geschlagen. Neben ihm rupfte sein Pferd gemächlich Grasbüschel ab. Was sollte sie glauben? Und jetzt hörte sie von neuem Magdas Stimme. Sie feuchtete besser ihre Gesichtsmaske neu an. Ihr Kopf schwamm, und die Luft flimmerte. Bild folgte auf Bild. Aleki kletterte zu Fuß einen steilen Pfad hinauf. Einen Augenblick später lag er unter einem seltsamen stachligen Baum, den es auf Darkover noch nie gegeben hatte und nie geben würde, am Ufer eines Jaelle unbekannten Sees, und der Baum beugte sich über ihn und schwankte in einem unsichtbaren Wind. Aleki lag

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