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Girlfriend in a Coma

Girlfriend in a Coma

Titel: Girlfriend in a Coma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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Erde, würden Sie sehen, wie die großartigen Errungenschaften und Maschinen aus Tausenden von Jahren in tiefen Schlaf fallen. Kathedralen schlafen ebenso widerstandslos ein wie Banken, Automontagebänder ebenso wie Supermärkte. Unbeleuchtete U-Boote sinken auf den Meeresboden, wo sie die nächste Milliarde von Jahren damit verbringen werden, sich von Schlick überziehen zu lassen. In den Städten liegt der ungeräumte Schnee, Jukeboxen bleiben stumm, Wandtafeln für immer ungewischt. Computer-Datenbanken werden von niemandem mehr angezapft, während Stromkabel von Aluminiumtürrahmen herabhängen wie lange dünne Haare. Aber wie bin ich hier gelandet? Und wie lange muß ich hierbleiben? Um das zu erfahren, müssen wir meine Freunde kennenlernen. Auch sie waren hier - am Ende der Welt. Auch meine Freunde haben eine Zeitlang hier gelebt - meine Freunde, die alt wurden, während es mir beschieden war, für immer jung zu bleiben.
    Frage: Würde ich alles noch mal genauso machen? Auf jeden Fall - weil ich dabei etwas gelernt habe. Die meisten Menschen lernen im Laufe ihres Lebens nichts dazu. Oder falls doch, vergessen sie diese Dinge geflissentlich, wann immer es ihnen paßt. Die meisten Leute bauen, wenn sie eine zweite Chance bekommen, einfach Mist. Das ist eins der unerschütterlichen Gesetze des Universums. Die Menschen lernen, wie ich festgestellt habe, offenbar erst dazu, wenn sie ihre dritte Chance erhalten - nachdem sie massenhaft Zeit, Geld, Jugend, Energie und so weiter verloren und vergeudet haben. Aber immerhin war es nicht ganz umsonst, und darauf kommt es ja letzten Endes an.
    Hier folgt nun also die Geschichte meiner Freunde, die am Ende doch noch ihre Lektion gelernt haben: Karen, Richard, Pam, Hamilton, Wendy und Linus. Richard kann von allen am besten reden, deshalb gehört der Anfang der Geschichte größtenteils ihm. Karen wäre zwar die bessere Erzählerin gewesen, aber sie war in der ersten Zeit kaum auf der Erde anwesend. C'est la vie. Richards Geschichte bringt uns allerdings nur bis zu einem bestimmten Punkt. Dann wächst sie über ihn hinaus. Sie betrifft alle. Und am Ende wird es meine Geschichte. Aber dazu kommen wir noch. Unsere Bestimmung ist es, worauf wir hinarbeiten. Die Zukunft existiert noch nicht. Das Schicksal ist etwas für Versager.
    18-25-32 ... Los!
     

  2
Jede Idee auf der Welt ist falsch
    Karen und ich haben einander auf dem Grouse Mountain entjungfert, zwischen den Zedern neben einer Skipiste, auf kristallenen Schneesplittern unter Taschenlampensternen. Es war eine Dezembernacht, so kalt und klar, daß die Luft sich anfühlte wie die Luft auf dem Mond - sie brannte in den Lungen, mentholgeschwängert und rein, ein Hauch von Ozon, Zink, Skiwachs und Karens Erdbeershampoo. Dies ist der Ort meiner Erinnerung an den ersten kleinen Sprung in der äußeren Hülle der Zeit, an den Moment, in dem ich am glücklichsten war. Ich und die anderen, leere, gottlose Teenager, die einander auf einem schwarzen Berg mit Blick auf eine schimmernde Stadt begehrten, eine so neue Stadt, daß sie nur von dem träumte, was schon ein Embryo weiß, ein schimmerndes Licht des Friedens und der Hoffnung auf die Zukunft. Und dort stehe ich jetzt, auf diesem Berg: Was hast du gesehen, Karen? Warum durften wir das nicht wissen? Warum du - warum wir?

    In jener Nacht - am 15. Dezember 1979 - konnte Karen einfach nicht genug kriegen: Sie wollte, daß wir bis zum letzten gingen. Sie sagte zu mir: »Na, Richard, wird das noch mal was mit uns, oder was?« Auf einer steilen, brustförmigen Schneewehe öffnete sie den Reißverschluß ihres Overalls, dann zerrte sie mich in den Wald, wo sie mich in den kratzigen Schnee warf, Schnee, der zu vereist war, um sich hineinfallen zu lassen und durch Armbewegungen einen Schnee-Engel zu bilden. Ich kam mir so jung vor, und sie sah so reif aus. Sie riß mich mit ungewohnter Heftigkeit an sich, als ob eine Invasion bevorstünde und wir bald in den Krieg ziehen müßten. Und so lagen wir da, rammelnd wie Löwen, unsere Hirne heißgelaufene Glücksspielautomaten, die klappernd Silberdollars, Rubine und Süßigkeiten ausspuckten. Als ob die Zeit bald zu Ende gehen würde und das bißchen, was uns noch blieb, schnell genutzt werden müßte, im Genuß des zarten, flatterigen Pulsierens kühler, trockener Kirschblüten, die zwischen unseren Leibern hin und her schwebten. Hinterher rieselte uns kalter Schnee in die Hosen und Körperöffnungen und ließ jene Stellen vor Kälte

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