Wir sind unfassbar
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Warum wir eine Fortsetzung von »Aus die Maus« brauchen
Wir waren uns von Anfang an einig, Christian Sprang und ich. Wir machen ein Buch mit ungewöhnlichen Todesanzeigen. Ein Buch, um nicht zu sagen, das Buch mit ungewöhnlichen Todesanzeigen. Und damit sollte es genug sein: Aus die Maus – ganz im Sinne unseres Buchtitels. An eine Fortsetzung, ein »Sequel«, wie die Filmleute sagen, war nicht zu denken. »Bambi II«, »Der Weiße Hai IV« oder »Die Wilden Kerle MDCCCXII«, das mochte vielleicht noch hingehen. Aber »Aus die Maus II«? Unserem Thema angemessen hätte unsere Antwort erst einmal gelautet: »Nur über unsere Leiche.« Doch dann kam alles ganz anders. Erste Anzeichen waren bereits zu erkennen, als wir auf den Abgabetermin von »Aus die Maus« zusteuerten. Das Buch war schon so gut wie fertig. Doch Christian versorgte mich mit immer neuen Fundstücken, die er noch in den Tiefen seiner Sammlung entdeckt oder die ihm andere Sammler eben erst zugeschickt hatten. Kein Zweifel, wir würden nicht alle Anzeigen unterbringen können, die wir für gelungen oder zumindest bemerkenswert hielten. Ja, die eine oder andere unserer Lieblingsanzeigen würde auf der Strecke bleiben. Schon aus kompositorischen Gründen. Denn es ließ sich ja nicht jede gelungene Anzeige beliebig im Buch platzieren, sondern nur an einer geeigneten Stelle. Die musikalische Dramaturgie des Werks (mit Ouvertüre, thematischer Durchführung und großem Finale) ließ nichts anderes zu. Und so blieb ein vielversprechender Überschuss zurück.
Am 24. August 2009 erschien »Aus die Maus«. Noch vor Monatsende war die erste Auflage ausverkauft. Aus dem Stand erobertedas Buch den achten Platz der Spiegel-Bestsellerliste, rückte bis auf den fünften Rang vor und hielt sich 23 Wochen unter den Top Ten. Vor allem aber löste das Buch ein lebhaftes Echo bei unseren Lesern aus. Wir bekamen einen prallen Sack Briefe, Postkarten, viele schickten auch E-Mails oder meldeten sich telefonisch. »Ich habe wegen eines Buchs selten so viel gelacht, gestaunt und nachgedacht«, schrieb Frau R. aus Stuttgart. »Sehr bemerkenswert«, urteilte Frau B. aus Hannover. »Habe ich doch dabei festgestellt, dass ich nicht so abartig bin, weil ich auch Todesanzeigen sammle.« Ein Hobby, das sie mit erstaunlich vielen Lesern teilt, worauf wir gleich noch näher zu sprechen kommen. Herr K. aus Hattingen bekam das Buch gleich viermal geschenkt, über das er »still grinsen« und »herzhaft lachen« musste, das ihn gleichzeitig aber auch »oft berührte«. Während Frau Z. aus Mannheim bekannte, bereits nach Lektüre der zweiten Seite geweint zu haben, weil sie »noch nie etwas Rührenderes« gelesen hatte. Nicht minder sympathisch war uns die Zuschrift von Frau Dr. B., Ärztin aus Halle. Sie ließ uns wissen: »Ich lese auch immer zuerst die Todesanzeigen, schon um zu sehen, ob einer meiner Patienten dabei ist.«
Manche Leser wiesen uns auf Aspekte hin, die uns entgangen waren. So verriet uns Herr B. aus Eichstätt, was ein »Rialo« (Seite 50) ist 1 – auch wenn die Anzeige dadurch noch rätselhafter wird, denn immerhin ist sie mit »Rialo« unterzeichnet. Eine erstaunliche Entdeckung machte auch Herr P. aus dem niedersächsischen Wunstorf: In der Anzeige »Fußball war dein ganzes Leben« (Seite 39) wurde die Trauerfeier für den 26. April angekündigt, während als Sterbedatum der 27. April verzeichnet war.
1 Nach Auskunft von Herrn B. handelt es sich bei »Rialo« um eine Abkürzung, wobei die Silbe »Ri« für »Riesen-« steht. Welcher kraftvolle Ausdruck sich hinter dem verbleibenden Kürzel »A-lo« verbirgt, möge der geneigte Leser selbst herausfinden.
Und die Leser schickten uns neue Anzeigen. Im Anhang hatte Christian Sprang darum gebeten, ihm eigene Fundstücke zu schicken. Da war der Gedanke schon nicht mehr so fern: Vielleicht würde es ja doch zu einer Fortsetzung von »Aus die Maus« reichen. Allerdingshaben wir nicht im Entferntesten damit gerechnet, dass dies in so großer Zahl geschehen würde. Bis jetzt haben uns Tausende von Anzeigen erreicht und es kommen immer noch welche nach. Unter den Einsendern sind langjährige Sammler, aber auch Leser wie Herr G. aus Leverkusen, der durch unser Buch erst inspiriert wurde, »die Zeitung nach kuriosen oder ungewöhnlichen Todesanzeigen abzusuchen« – und die fündig wurden.
Das Ergebnis halten Sie hier in den Händen: Die große Mehrzahl der Anzeigen stammt von unseren Lesern, den Lesern von
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