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GK0001 - Die Nacht des Hexers

GK0001 - Die Nacht des Hexers

Titel: GK0001 - Die Nacht des Hexers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die Taschenlampe an. Mit hastigen Schritten näherte er sich der Eingangstür. Unruhe hatte ihn gepackt. Er schien die große Stunde nicht erwarten zu können.
    Seine beiden Gehilfen hatten inzwischen das tote Mädchen vom Laderaum geholt. Gemeinsam trugen sie Marys Leichnam in das Innere des Schlosses.
    Orgow hatte inzwischen drei dicke Wachskerzen, die in schweren Haltern an den Wänden hingen, angezündet.
    Ihr flackernder Schein erhellte eine große Halle, in der ein langer Tisch und etliche Stühle standen. Auch der untere Teil einer großen Treppe war zu erkennen.
    »Legt die Tote vorsichtig auf den Tisch und geht nach oben«, sagte Professor Orgow.
    Die beiden Männer gehorchten.
    Dann ging Orgow auf die Tote zu. Mit seinen knochigen Gichtfingern streichelte er ihr Haar.
    »Ja, du bist schön«, flüsterte er. »Deine Schönheit soll noch lange erhalten bleiben.«
    Orgow faßte die Tote mit einer Hand unter die Kniekehlen und mit der anderen unter den Rücken.
    Leicht hob er Mary an. Man hätte diesem Mann soviel Kraft gar nicht zugetraut.
    Langsam, Schritt für Schritt, ging er mit der Leiche auf eine bestimmte Stelle an der holzgetäfelten Wand zu.
    Es war ein gespenstisches Bild. Die Arme der Toten baumelten zu beiden Seiten des Körpers herab, und ihr Kopf mit dem langen schwarzen Haar war weit in den Nacken gefallen.
    Ivan Orgow ging ein wenig in die Knie und zog eine der schweren Kerzen aus der Halterung.
    Dann trat er mit dem Fuß gegen eine bestimmte Stelle an der Holzwand.
    Eine Geheimtür schwang knarrend nach innen.
    Orgow blickte auf eine Steintreppe, die nach unten führte. Der flackernde Kerzenschein schreckte ein paar Fledermäuse auf, die wild flatternd davonstoben.
    Stufe für Stufe ging Professor Orgow mit der Toten die Treppe hinunter. Er nahm sie mit in sein Reich.
    Es war das Reich des Teufels, der Finsternis. Das Reich der Toten…
    Jahrhundertealter, muffiger Geruch lastete drückend in dem Kellergewölbe. Die verbrauchte Luft drohte fast die Kerze zu ersticken.
    Nach genau neunzehn Stufen hatte Professor Orgow sein Ziel erreicht.
    Der flackernde Kerzenschein erhellte ein Labor. Gläser mit farbigen Flüssigkeiten standen auf alten, wurmstichigen Tischen, und in der Luft lag ein süßlicher Duft.
    Leichengeruch…
    Vorsichtig legte Professor Orgow die Tote auf einen großen steinernen Tisch. Behutsam faltete er ihr die Hände wieder über der Brust.
    »Bald wirst du leben«, flüsterte Orgow und wandte sich langsam um.
    Seine Hand mit der Kerze zitterte, als er auf einen schmalen Durchlaß an der Stirnseite des unheimlichen Labors zuging.
    Orgow betrat ein Verlies.
    Der Geruch von Fäulnis und Verwesung wurde stärker…
    Die Kerze erhellte ein grausiges Bild.
    Drei Leichen lagen in einer Ecke. Sie waren bereits verwest. Ihre kahlen Totenschädel leuchteten geisterhaft im Licht der Kerze.
    Doch der Kerzenschein erhellte auch noch etwas anderes.
    Einen offenen Sarkophag!
    Eine Frau lag darin. Fast noch ein Mädchen. Ihre Hände lagen eng an dem zerbrechlich wirkenden Körper.
    Orgow trat näher, leuchtete das Mädchen an, murmelte Worte in einer fremden Sprache. Dann klemmte er die Kerze in eine Felsspalte und führte mit beiden Händen kreisende Bewegungen über dem Kopf der Frau aus.
    Plötzlich öffnete das Mädchen die Augen.
    Orgow wich zurück.
    »Ja, komm nur«, flüsterte er, »komm heraus aus deinem Sarg. Lara, hörst du mich?«
    Das Mädchen Lara richtete sich auf. Aus tiefen dunklen Augen starrte sie den Professor an.
    Orgow nahm wieder die Kerze. »Steh auf. Es ist soweit. Du sollst sie zurückholen. Sie wartet darauf.«
    Mit marionettenhaften Bewegungen verließ das Mädchen den Sarkophag. Schritt für Schritt folgte sie dem Professor in das Labor.
    Orgow hatte die Kerze in eine Halterung an der Wand gesteckt. Mit bebenden Fingern goß er eine sirupartige rote Flüssigkeit in einen Becher.
    Und diesen Becher reichte er Lara.
    »Trink! Der Saft wird dir Kräfte geben über Leben und Tod. Du allein kannst sie zurückholen. Du allein nur. Trink!«
    Lara faßte den Becher mit beiden Händen. Hastig führte sie ihn zum Mund und trank in langen, gierigen Schlucken.
    »Ja, so ist es gut«, lobte Orgow sie und preßte sich mit dem Rücken gegen die kalte Felswand.
    Zuerst tat sich gar nichts bei Lara. Doch plötzlich schien sie zu wachsen. Ihr eingefallenes Gesicht glühte, blühte auf, in den dunklen Augen tanzten Lichter, und ein grauenvoller Schrei drang aus der Kehle des

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