GK0188 - Der Hexer mit der Flammenpeitsche
erwiderte John. »Jetzt werden wir einen Plan aufstellen. Jane, tu mir einen Gefallen und hole Suko herein. Schließlich will er ja mit von der Partie sein.«
***
Mit einem Ausdruck unbezähmbarer Wut im Blick trat Lethian vom Fenster zurück und schob den Vorhang wieder in die alte Lage, so daß er die Scheiben verdeckte. Er hatte mit ansehen müssen, wie die beiden Männer seine Leibwächter, die Wölfe, gekillt hatten. Dieser riesenhafte Chinese war mit den grauen Bestien umgesprungen, als wären es zahme Hündchen.
Was der Chinese nicht geschafft hat, das hatte dieser Sinclair mit ein paar Schüssen besorgt. Das Gefühl, sich vor diesem hochgewachsenen blonden Mann in acht nehmen zu müssen, verstärkte sich bei Lethian zusehends. Er hatte den beiden noch einen Vampir nachgeschickt, doch seine Hoffnung, daß der Untote etwas ausrichten könnte, verflüchtigte sich zusehends. Lethian wußte, daß hier ein Gegner aufgetaucht war, den er auf keinen Fall unterschätzen durfte.
Als er hinter sich die Schritte hörte, wirbelte er wie von der Tarantel gebissen herum. Doch es war nur Elisa, die das Zimmer betreten hatte. Sie trug wieder ihr rotes, tief ausgeschnittenes Kleid und bot ein verführerisches Bild, das nur durch die häßlichen spitzen Eckzähne gestört wurde.
»Und?« fragte Elisa.
»Nichts und«, gab Lethian grob zurück. »Diese beiden Männer sind verdammt gefährlich.«
»Polizisten«, sagte Elisa abfällig und machte eine wegwerfende Handbewegung.
»Das sind keine normalen Bullen, glaub mir. Mit denen werden wir noch Ärger kriegen.«
»Hast du Angst?«
»Unsinn. Heute nacht ist die Vampirtaufe, und dann kann uns keiner mehr was anhaben. Ich werde Belphegor beschwören. Er wird mit seiner feurigen Peitsche erscheinen und die blonde Frau geißeln.« Lethian lachte, doch Elisa unterbrach ihn mit scharfen Worten.
»Die Frau gehört mir!«
»Danach, mein Täubchen, danach kannst du sie haben. Und jetzt hoffe ich nur noch, daß dein Lakai uns die Blonde bald bringt.«
»Keine Angst, er wird es schon schaffen.«
»Ich hoffe es für dich.«
»Was soll das heißen?« In Elisas Augen trat ein lauernder Ausdruck.
»Du machst Fehler.«
»Ach, auf einmal? Vergiß nur nicht, wer dir alles beigebracht hat, Lethian. Ohne mich wärst du nur ein kleiner Pinscher.«
»Und wer hat dich aus der Gruft befreit?« höhnte Lethian. »Ja, das warst du, aber es wäre sicherlich auch ein anderer gekommen. Darauf brauchst du dir nichts einzubilden.« Elisa machte auf dem Absatz kehrt und verließ das Zimmer. Hart warf sie die Tür hinter sich ins Schloß.
Lethian ballte die Faust und schlug in die offene Handfläche.
Bald war die Zeit reif, dann würde er Elisa zum Teufel schicken.
Er freute sich schon darauf, ihr den Pflock ins Herz stoßen zu können und sie zu Asche zerfallen zu sehen.
Belphegor hatte nichts dagegen. Für ihn war Lethian sowieso der stärkere, und darauf kam es letzten Endes an.
Treue, Verdienste und Anhänglichkeit – das zählte bei den Mächten der Finsternis nicht. Für sie gab es nur die Macht. Sie war ihnen vor urlanger Zeit genommen worden, jetzt forderten sie sie zurück.
Lethian wollte ihnen dabei helfen!
Auch er verließ das Zimmer.
Die Stille im Innern der Schule wirkte gespenstisch. Niemand wäre auf die Idee gekommen, daß unter diesem Dach zwanzig Schüler lebten.
Sie alle hatten sich in dem großen Meditationssaal versammelt.
Es war ein Raum ungefähr halb so groß wie eine normale Turnhalle. Er hatte keine Fenster. Die Wände waren mit Vorhängen bedeckt, die allesamt einen stilisierten Totenschädel aufwiesen. Die Schüler saßen um den kreisrunden Altar. Sie hatten die Beine verschränkt und die Hände vor die Brust gelegt.
Licht gaben die Kerzen, die an der Peripherie des Altars standen und deren Flammen ruhig brannten.
Lethian lächelte, als er auf das sah, was auf der Mitte des Altars lag. Es war ein Kopf!
Graham Sounders Schädel. Er stellte das wichtige Bindeglied zwischen den normalen Menschen und Belphegor dar, Er wirkte wie ein Katalysator, und nur mit seiner Hilfe gelang es, den Dämon zu beschwören.
Die Schüler hatten den Eintretenden gar nicht bemerkt, zu sehr waren sie in ihre Meditation versunken.
Lethians Blicke schweiften über die jungen Männer. Noch waren sie normale Menschen, aber in wenigen Stunden, nach der Vampirtaufe, würden sie zu blutgierigen, reißenden Bestien geworden sein, die nur ihm und Belphegor gehorchten. Noch heute nacht
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