GK0188 - Der Hexer mit der Flammenpeitsche
hoch.
Jetzt stand er in der ersten Etage. Auch hier ein langer Gang, der sich zu beiden Seiten erstreckte.
John lauschte einen Augenblick. Dann wußte er Bescheid.
Die Vampirin war nach rechts gelaufen. John spurtete ebenfalls in die entsprechende Richtung.
Doch nach vier Schritten blieb er wie vom Donner gerührt stehen.
Ein angsterfüllter, in panischem Schrecken ausgestoßener Schrei war an seine Ohren gedrungen.
De Schrei einer Frau!
Jane Collins…
***
Lethian hatte anscheinend keinen Verdacht geschöpft, und Jane Collins war ein Stein vom Herzen gefallen.
Er hatte sich mit den Erklärungen der Detektivin zufriedengegeben. Jane hatte ihm gesagt, daß Sounders sie von der Harmlosigkeit der Schule überzeugt hätte.
»Und George Tanner?« hatte Lethian gefragt.
Mit dem unschuldigsten Gesicht der Welt hatte Sounders erwidert: »Den haben wir nicht gesehen. Wer ist das überhaupt?«
Darauf hatte Lethian keine Antwort gegeben und nur teuflisch gegrinst, was Jane Collins natürlich nicht entgangen war.
»Dann kommen Sie bitte mit«, sagte Lethian. Er warf Phil Sounders noch einen prüfenden Blick zu. Wahrscheinlich wunderte er sich, daß der junge Mann nicht mehr unter seinem hypnotischen Einfluß stand.
Selbstverständlich war in Lethian nicht alles Mißtrauen verschwunden. Dafür war er ein zu gewiefter Fuchs. Aber er wollte jetzt nicht noch mehr Zeit verlieren. Die Vampirtaufe stand unmittelbar bevor. Und hinterher würde er schon erfahren, was sich in Wirklichkeit abgespielt hatte.
Lethian führte die beiden durch die langen Gänge des Hauses. Er hielt in der rechten Hand eine brennende Kerze, die auf einem golden schimmernden Unterteller stand.
Lethian trug ebenfalls ein bis zum Boden reichendes Gewand. Nur war es blutrot und auf der Brust war ein schwarzer Totenschädel eingestickt.
Sie gingen eine breite Treppe hoch, die in die erste Etage führte. Niemand sprach ein Wort. Nur das Hallen ihrer Schritte war zu hören.
Jane fröstelte. Ihr war die Umgebung unheimlich. Die künstliche Stille und die Gewißheit, bald mit einem Dämon konfrontiert zu werden, erfüllten sie mit Grauen.
Phil Sounders erging es wohl nicht anders. Verstohlen tastete er nach Janes Hand.
Vor einer breiten Doppeltür blieb Lethian stehen.
»Dort hinein«, sagte er, legte die Hand auf die schwere gußeiserne Klinke und betrat als erster den dahinterliegenden Raum.
Kerzenlicht schuf ein geheimnisvolles Halbdämmer.
Die Schüler saßen noch immer um den runden Altar, versunken in tiefer Meditation.
»Geht zu ihnen«, flüsterte Lethian.
Jane und Phil gehorchten. Wohl war ihnen nicht bei der ganzen Sache.
Nur zögernd setzten sie ihre Schritte. Niemand wandte sich ihnen zu, als sie hinter den Schülern stehenblieben.
Und dann weiteten sich Janes Augen vor Entsetzen. Sie hatte den Kopf entdeckt, der mitten auf dem Altar lag.
Neben ihr stöhnte Phil Sounders auf. Welche Gefühle mußten jetzt in ihm toben?
»Kniet euch dicht vor den Altar«, befahl der hinter ihnen stehende Lethian.
Jane und Phil schoben sich an den Schülern vorbei, bis sie dicht vor dem Altar standen. Dann fielen sie auf die Knie.
Jane Collins hatte das Gefühl, die Augen des Kopfes würden nur sie anstarren, und sie meinte, in dem Blick eine stumme Anklage lesen zu können.
Jane Collins spürte das Hämmern ihres eigenen Herzens. Das Blut rauschte in ihren Schläfen. Ihre rechte Hand krampfte sich um das kleine silberne Kreuz, das sie in der Manteltasche trug. Plötzlich begannen die Kerzenflammen zu flackern. Wie auf Kommando hoben die Schüler die Köpfe, richteten sie gegen die dunkle Decke.
Über Janes Rücken lief eine Gänsehaut. Sie hatte das Gefühl, von einem Eiszapfen berührt zu werden, und dann begannen die Schüler mit einem monotonen, fremdartig klingenden Singsang, der in Janes Ohren wie eine berauschende Musik widerhallte, Dazwischen hörte sie Lethians dumpfe Stimme. Er rief finstere Beschwörungen, die den Dämon Belphegor auf die Erde holen sollten.
Und er kam.
Plötzlich zuckte über dem Schädel ein blauweißes Licht auf. Er erstrahlte Sekunden später wie eine Aura und übergoß die Gesichter der Knienden mit kaltem, blauem Glanz.
Jane spürte, wie ihre Wangen anfingen zu glühen. Dann sah sie, daß sich der Kopf vor ihr veränderte, daß die Gesichtszüge verschwammen und sich ein anderes gefährlicheres Gesicht herauskristallisierte.
Belphegors Gesicht!
Aber nur für Sekundenbruchteile, so daß Jane die
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