GK112 - Der Geist der Serengeti
Gehirn entsprungen!«, rief Larry Just erschrocken aus. Die Sache regte ihn furchtbar auf. Seine Einwände kamen nicht aus einer inneren Überzeugung heraus, er widersprach nur, weil er Angst hatte, die Geschichte zu akzeptieren.
»Der Dämon heißt Ngassa«, fuhr Jack Ryan fort. »Und er kann angeblich Dinge tun, die kein Mensch für möglich hält. So zum Beispiel soll es ihm keine Mühe machen, einen Menschen anzufallen und ihn verschwinden zu lassen.«
Just schaute zwischen Selby und Ryan nervös hin und her.
»Das glaubt ihr doch nicht wirklich, oder? Lance! Jack! Seid ehrlich. Das ist doch alles Unsinn.«
Selby hob langsam die Schultern.
»Zack Harlock ist verschwunden, Larry. Das muss uns zu denken geben.«
»Na hört mal!« Just lachte übertrieben laut. »Ihr könnt doch nicht im Ernst diesen Dämonenquatsch glauben. Ihr seid doch vernünftige, erwachsene Männer!«
Selby schaute Just nachdenklich an.
Er hätte ihm jetzt eine Menge Geschichten erzählen können.
Wahre Begebenheiten, in denen Dämonen eine furchtbare Hauptrolle gespielt hatten.
Er hätte ihm von seinem Freund Tony Ballard erzählen können, der zurzeit in London wohnte und sich gerade von den Schrecknissen erholte, die ein Dämon namens Yorimoto Wara, ein japanischer Samurai, ausgeheckt hatte.
Er hätte Just die Augen öffnen können, aber er tat es nicht.
Larry hatte schon so viel Angst, dass es nicht ratsam gewesen wäre, ihm noch weiteren Schrecken einzujagen.
Deshalb sagte der Professor nur: »Jemand hat mal gesagt: Es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde…«
Just winkte nervös ab.
»Den Spruch kenne ich. Darin ist aber mit keiner Silbe von Dämonen die Rede.« Er schüttelte wild den Kopf. »Nein! Nein! Nein! Ich weigere mich, an Ngassa, dieses Schreckgespenst, zu glauben!«
»Vielleicht hast du Recht«, nickte Selby. »Wir dürfen die ganze Geschichte nicht überbewerten.«
Ryan riss die Augen auf.
»Und unser verschwundener Freund, Lance? Ich bin der Meinung, dass wir die Sache genauso wenig unterbewerten dürfen!«
»Es wird sich eine Erklärung für sein Verschwinden finden«, sagte Larry Just.
Es klang so, als würde er dies inbrünstig hoffen.
Plötzlich wurde Just bleich.
Er starrte den Spiegel an.
Was sich dort tat, war nur für ihn sichtbar. Es raubte ihm beinahe den Verstand.
Er schüttelte bestürzt den Kopf.
Aus dem plötzlich trübe gewordenen Glas schälte sich ein riesiger Totenschädel, umrahmt von einer weißen Haarmähne.
Ein furchtbares Knurren, das nur Just hörte, ließ ihn bis ins Knochenmark hinein erzittern.
»Da!«, schrie er krächzend.
Er wies mit zuckender Hand auf den Spiegel.
»Da!«
Selby und Ryan schauten zu dem Spiegel hinüber.
Sie konnten nichts Außergewöhnliches feststellen. Sie sahen lediglich einen Spiegel und darin drei Personen.
»Was ist, Larry?«, fragte Jack Ryan besorgt.
Kalter Schweiß brach Just aus allen Poren. Seine Augen traten weit hervor. Seine Lippen bebten.
»Seht ihr denn nicht?«
»Nein. Was ist denn, Larry?«
»Ngassa!«, röchelte Just verstört. »Ngassa! Er ist da! Er ist in diesem Spiegel! Wieso könnt ihr ihn nicht sehen?«
Just sah, wie die Bestie die Luft mit dem Schwanz peitschte. Das Untier setzte zum Sprung an.
Just war nahe daran, vor lauter Angst umzukippen.
Der Dämon schnellte aus dem Spiegel. Er flog wie eine riesige Wolke auf den entsetzten Mann zu.
Just riss die Arme zur Abwehr hoch.
Der Totenschädel grinste bösartig.
»Larry!«, schrie Ryan, der die Reaktion des Freundes nicht verstehen konnte.
»Hilfe!«, krächzte Just. »Helft mir!«
Lance Selby hoffte, die schreckliche Situation richtig zu deuten.
Für Larry Just bestand Lebensgefahr.
Und diese Gefahr ging von jenem Spiegel aus.
Selby überlegte nicht lange. Er riss blitzschnell einen Stuhl hoch und drosch ihn mitten in den Spiegel hinein.
Just knallte zu Boden. Er war gerettet.
Das Glas klirrte aus dem Rahmen.
Just beruhigte sich. Der Spuk war vorbei.
***
Nachdem sie ihn auf das Bett gelegt hatten, begann er zu erzählen. Es sprudelte aus ihm heraus wie ein Wasserfall.
Er zitterte und zuckte.
»Es ist wahr!«, stöhnte er. »Oh Gott! Wer hätte gedacht, dass es wahr sein könnte, was man sich über diesen Dämon erzählt! Er… er kam aus dem Spiegel. Habt ihr ihn nicht gesehen? Wieso habt ihr ihn nicht gesehen? Er war doch ganz deutlich da! Er sah schrecklich aus. Er fauchte mich an. Er knurrte. Und dann sprang er auf mich zu. Er sprang einfach aus
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