GK170 - Die mordenden Bilder
verrichtete, stieß die junge Frau einen grellen, markerschütternden Todesschrei aus…
***
»Sag mal, Tony, fährst du nicht in die falsche Richtung?«, fragte mich Mr. Silver irritiert.
»Wie kommst du denn darauf?«, gab ich grinsend zurück. »Denkst du, ich bin zum ersten Mal in dieser Stadt?«
»Verdammt noch mal, hier lang geht’s doch nicht zu Frank Esslins Haus!«
»Da hast du allerdings recht«, erwiderte ich.
»Wollen wir da denn nicht hin?«, erkundigte sich mein Begleiter.
Er war kräftemäßig offenbar nicht ganz auf der Höhe, sonst hätte er sich ohne viel Worte in meine Gedanken eingeschaltet, um auf diese Weise zu erfahren, was ich im Schilde führte.
Ich klärte meinen Freund über meine nächsten Schritte auf. Der Wagen rollte dem Grundstück von M. G. Black entgegen. Ich hatte die Absicht, mich mit irgendeinem Mitglied der Black-Familie zu unterhalten. Es war mir gleichgültig, bei wem ich den Anfang machte. Sie würden nach und nach alle drankommen.
Zehn Minuten später hatten wir unser Ziel fast erreicht.
»Hör zu, Silver«, sagte ich. »Wenn Brian Black zu Hause ist, dürfen wir ihn nicht merken lassen, dass wir ihn in Verdacht haben, kapiert?«
Mr. Silver nickte stumm.
»Wir müssen ihn in Sicherheit wiegen«, sagte ich. »Er muss den Eindruck haben, wir würden Gott und die Welt verdächtigen, nur nicht ihn. So verrät er sich möglicherweise am ehesten.«
Silver knurrte: »Ich werde überhaupt kein Wort an ihn richten. Er gehört dir allein. So kann ich am wenigsten falsch machen.«
Ich grinste. »Bist ein kluges Bürschchen. Du musst mir bei Gelegenheit mal erzählen, von welchem Erz-Dämon du in Cleverness unterrichtet wurdest.«
Silver strafte mich mit Nichtbeachtung.
Da war die Grundstückeinfahrt. Vor dem Eingang stoppte ich den Wagen.
Mr. Silver stieg aus. Ich drückte auf meiner Seite die Tür auf.
Und da hörte ich jenen grellen, markerschütternden Todesschrei einer Frau, der meine Nerven geißelte, als trüge ich sie auf der blanken Haut…
***
Wir rannten gleichzeitig los. In der Halle stand der Butler. Sein bleiches Gesicht war nach oben gerichtet. Sein Blick war verstört. Silver und ich jagten die Stufen hoch.
»Mrs. Black!«, rief uns Terence nach. »Sie hat sich in ihr Zimmer eingeschlossen! Das Zweite rechts.«
Wir waren schon da. Die Tür hielt meinem Ansturm stand. Ich trat keuchend zur Seite und nickte Mr. Silver zu.
»Mach du das!«
Mein Freund ging drei Schritte zurück. Er wuchtete sich vorwärts, prallte gewaltig gegen das Holz. Ein Splittern und Krachen. Die Tür flog auf. Wir stürmten in Noras Zimmer.
Sie lag auf dem Boden.
Ich war sofort bei ihr, kniete nieder, fühlte nach ihrem Puls, hob ihr rechtes Augenlid.
Meine Augen suchten Mr. Silver. Ich schüttelte bedauernd den Kopf.
»Nichts mehr zu machen. Sie ist tot. Wir sind zu spät gekommen.«
Silver schaute sich misstrauisch im Raum um.
»Kann er noch hier sein?«, fragte ich gepresst. Mir war bei diesem Gedanken offen gestanden nicht sehr wohl.
Aus Mr. Silvers perlmuttgrauen Augen kam plötzlich ein gebündelter Lichtstrahl. Das sah so aus, als würden zwei Taschenlampen in der Dunkelheit leuchten. Auf diese Weise versuchte mein Freund, den Dämon zu orten. Jene Strahlen, die seine Augen aussandten, waren vergleichbar mit Fühlern. Wären sie gegen eine böse Kraft gestoßen, so hätte Mr. Silvers Gehirn dies sogleich registriert.
Sein Versuch fruchtete jedoch nicht.
In der Tür erschien der Butler. Es war ihm anzusehen, dass das Erlebte beinahe zu viel für ihn war. Er war krampfhaft um eine korrekte Haltung bemüht.
Ich klärte ihn darüber auf, wer wir waren und aus welchem Grund wir gekommen waren. Dann bat ich ihn, zu erzählen, was vor Nora Blacks Todesschrei passiert war.
Mit schlaffen Lippen und ungläubigen Augen starrte er die Tote an. »Sind Sie ganz sicher, dass Mrs. Black nicht mehr lebt, Mr. Ballard?«
»Ich bin zwar kein Arzt. Aber ich war einige Jährchen bei der Polizei. Mrs. Black ist nicht die erste Tote, die ich sehe.«
»Der Himmel sei ihrer armen Seele gnädig«, murmelte Terence Ross niedergeschlagen.
Mr. Silver schaute sich die Frau genau an. Ihr Körper wies nicht die geringste Verletzung auf. Trotzdem war sie tot. Und wir konnten sicher sein, dass sie ebenso ermordet worden war wie Barry Gibbson.
Ich wies auf Nora. »Wie kam es dazu?«, fragte ich den Butler.
Der hagere Mann hob die schmalen Schultern. »Ich war auf meinem Zimmer. Da hörte
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