GK198 - Der Stierdämon
heißt Mesos.«
Snow blickte den Brillenfabrikant verblüfft an. »Donnerwetter, woher wissen Sie das?«
»Ein Freund hat mir davon erzählt. Dämonenterror in Teheran, Mr. Snow. So sieht’s aus. Aus diesem Grund haben die Leute hier so schreckliche Angst. Die Bande des geflügelten Stiers will die Macht an sich reißen. Und wer sich auf ihrem Weg nach oben gegen sie stellt, der wird einfach fortgeräumt.«
»Fortgeräumt? Wohin?«
»Es gibt zahllose Möglichkeiten, einen Menschen zu beseitigen. Das einfachste Mittel ist die Furcht. Man hat sie in das Herz Ihrer Freundin gepflanzt, und Sie sehen, was das bewirkt: Melissa möchte unbedingt dieses Land verlassen.«
Snow wischte sich mit der Hand über das Gesicht. »Hören Sie, Rodensky, Melissa kann doch der Bande des geflügelten Stiers nicht im Wege sein.«
»Vielleicht sind Sie dem Schlupfwinkel der Bande zu nahe gekommen.«
Snow rieb sich die Nase. »Das hat ja schon wieder ‘nen Haken. Wieso hat man mir nicht dieselbe Angst ins Herz gepflanzt?«
»Möglicherweise kommt das noch«, sagte Vladek Rodensky ernst.
»Sie wollen mich wohl verunsichern, was?«
Vladek Rodensky grinste. »Im Gegenteil. Ich habe mit Ihnen etwas ganz anderes vor.«
Snows Mund klappte auf. »Sie? Mit mir? Was haben Sie mit mir vor?«
»Ich möchte, daß Sie mir die Mausoleen zeigen, die Sie besucht haben.«
»Und wozu soll das gut sein?«
Rodensky lächelte tiefsinnig. »Sagen Sie mal, Mr. Snow, was würde Ihr Redakteur sagen, wenn Sie statt mit irgendwelchen Fotografien von irgendwelchen Mausoleen mit einer handfesten Reportage über die Bande des geflügelten Stiers nach Hause kämen?«
»Wenn die Reportage gut wäre, würde er sie nicht nur bringen. Er würde mich auf seinen Schultern durch sämtliche Redaktionsräume tragen und den Kollegen zurufen: ›Seht her. Stories wie Hank Snow müßt ihr bringen! Die sind ein Knüller!‹«
Rodensky räusperte sich kurz. »Vielleicht kann ich Ihnen zu einem solchen Knüller verhelfen.«
»Tatsache? Mensch, Mr. Rodensky, wenn wir in dieser Richtung etwas auf die Beine stellen könnten, dann… dann bin ich Ihr Mann.« Eine enorme Begeisterung leuchtete in den Augen des Fotografen.
»Und Melissa…?«
»Um die machen Sie sich mal keine Sorgen. Ich werde ihr sagen, daß sie nicht mehr zu arbeiten braucht. Keine weiteren Mausoleen mehr. Das wird sie vermutlich veranlassen, zu bleiben – als Urlauberin, verstehen Sie. Dagegen kann sie doch nichts einzuwenden haben. Und wenn doch, dann soll sie getrost nach London zurückfliegen. Ich bleibe hier. Wir beide dreh’n das Ding des Jahrhunderts. Wenn aus dieser Reportage was wird, liefere ich meinem Redakteur die Story…«
»Es kann unter Umständen eine recht gefährliche Angelegenheit werden!« sagte Rodensky warnend.
Snow grinste. »Ich würde sogar in die Hölle gehen und des Teufels Großmutter fotografieren. Wenn ich die Chance sehe, einen Knüller vor die Linse zu kriegen, bin ich nicht mehr zu bremsen. Ich bin ein Besessener, wissen Sie? Einer, der ‘ne Macke hat. Ein bißchen verrückt. Aber das muß man sein, wenn man einen Job wie diesen hat.«
»Ich werde versuchen, noch einen dritten Mann nach Teheran zu bekommen«, sagte Rodensky nachdenklich.
»Wen?«
»Einen Landsmann von Ihnen.«
»So?«
»Wo sind Sie zu Hause? Ich meine, in welcher Stadt?«
»In London. Habe ich das nicht schon gesagt?«
»Sie sprachen davon, daß Melissa nach London zurückgehen könne…«
Snow nickte. »Wir leben da zusammen – natürlich ohne Trauschein.« Der Fotograf leckte sich die Lippen. »Bevor Sie mich fragen, warum Melissa und ich nicht heiraten, will ich Ihnen gleich die Antwort servieren: Ich würde mit ihr sofort zum Standesamt gehen. Aber sie will nicht.«
»Warum nicht?«
»Weil sie im Grunde genommen genauso spinnt wie ich. Nur eben auf eine andere Art. Wir ergänzen uns sozusagen. Sind Sie verheiratet?«
»Nein.«
Snow lächelte verstehend. »Keine Zeit zum Heiraten, was?«
»Vielleicht ist das der Grund«, brummte Rodensky. Dann sagte er: »Der Mann, den ich nach Teheran holen möchte, ist auf Auseinandersetzungen mit Geistern und Dämonen spezialisiert.«
Snow riß die Augen auf. »Reden Sie etwa von Tony Ballard?«
»Sie kennen ihn?«
»Nicht persönlich. Aber ich hab’ schon viel von ihm gelesen.«
»Ich bin mit ihm befreundet«, sagte Rodensky, und es klang irgendwie stolz.
Hank Snow lachte begeistert. »Mann, das finde ich ganz großartig, riesig finde
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