GK456 - Irrfahrt in die Zwischenwelt
drängten sich von Ugar und seinen drei Männern ab. Zwei weitere Druiden wandten sich gegen mich. Ich versuchte, alle vier im Auge zu behalten. Sie folgten mir. Im Rückwärtsgang krebste ich durch die Aula, bis ich die Schale mit dem unheiligen Feuer erreichte. Über mir knisterten die Flammen. Sie zischelten und zügelten. Das war kein gewöhnliches Feuer. Hier war die Hölle präsent.
Die Satansdruiden dachten, mich gestellt zu haben. Zu viert stürzten sie sich auf mich. Ich sprang zur Seite, packte eines der Schalenbeine und kippte den Angreifern das unheilige Feuer entgegen. Sie prallten entsetzt zurück, denn dieses Feuer war für jedes Leben tödlich.
Ein flirrender, flammender Feuerregen fiel auf die Satansdruiden, steckte ihre Kutten in Brand und ließ hohe Feuerzungen auf ihren Köpfen tanzen. Die Satansdruiden vergingen in den Flammen.
Andere Flammen erwachten zu einem erschreckenden Eigenleben. Nun, wo sie in der Feuerschale nicht mehr gefangen waren, krochen sie über den Boden und verteilten sich in den Räumen des Klosters. Ein Brand brach aus, und wenn wir nicht schleunigst verschwanden, würden wir in den rasch um sich greifenden Flammen umkommen.
Satansdruiden und Kristallvampire reagierten auf den Brand mit Panik und mit Wut, denn das Feuer würde sie ihrer Behausung berauben. Sie kämpften nicht mehr so konzentriert wie vorher, deshalb gelang es uns, das Klostertor zu erreichen.
Wir öffneten den großen Riegel und zogen das Tor auf.
Da stieß Ugar ein grimmiges »Uff!« aus, denn vor dem Tor befand sich ein kleiner Markiasentrupp, der von Arrgo angeführt wurde!
***
Mr. Silver schlug die Augen auf und blickte sich benommen um. Vicky Bonney schenkte ihm ein warmes Lächeln. »Wie fühlst du dich?«
»Wo ist Roxane?« fragte der Ex-Dämon mit leiser Stimme. Es war für ihn ungewöhnlich, daß er so leise sprach. Es hörte sich schwach und entkräftet an. »Wo ist Tony?«
»Die beiden haben vor drei Stunden das Haus verlassen, um im Reich der grünen Schatten…«
»Vor drei Stunden. Und sie sind noch nicht wieder zurück?«
»Sie werden bald hier sein, nehme ich an. Kann ich irgend etwas für dich tun? Möchtest du etwas? Hast du Hunger? Bist du durstig?«
»Drei Stunden«, murmelte Mr. Silver. »Ich mache mir Sorgen um die beiden, Vicky.«
»Das brauchst du nicht. Sieh mal, sie mußten doch zuerst nach Waltham Abbey fahren und dann diese Ruine aufsuchen.«
»Vielleicht ist es ihnen nicht gelungen, das Dimensionstor aufzustoßen.«
»Dann wären sie schon längst wieder zurück, oder sie hätten angerufen. Nein, Silver, Roxane und Tony befinden sich garantiert schon im Reich der grünen Schatten. Aber es wird wohl nicht so einfach sein, das Heilkraut zu beschaffen. Möchtest du etwas essen oder trinken?«
»Nein«, sagte der Ex-Dämon wieder mit dieser leisen, kraftlosen Stimme.
»Vorhin«, sagte Vicky Bonney und lächelte nervös, »als du so still dalagst, da dachte ich, du wärst…«
»Tot?«
»Ja.« Die blonde Schriftstellerin wagte dem Ex-Dämon bei dieser Antwort nicht in die Augen zu sehen. »Du kannst dir nicht vorstellen, was du mir damit für einen Schreck eingejagt hast. So etwas darfst du nie wieder tun.«
Dem Hünen mit den Silberhaaren fielen die Augen vor Müdigkeit zu. »Sei unbesorgt«, flüsterte Vicky. »Roxane und Tony kommen bestimmt wieder, und sie bringen das Zauberkraut mit.«
***
Arrgo stieß einen Wutschrei aus und sprang vom Pferd. Die Krieger, die ihn begleiteten, folgten seinem Beispiel. Wir hatten keinen leichten Stand. Vor uns die Markiasen. Hinter uns Satansdruiden und Kristallvampire - und das Höllenfeuer, das sich in Windeseile ausbreitete. Hinzu kam, daß wir vom Kämpfen schon matt waren. Aber die Gefährlichkeit unserer Lage ließ jeden von uns über sich selbst hinauswachsen. Wir kämpften buchstäblich mit Klauen und Zähnen um den Sieg, der für uns so wichtig war.
Für uns und für Mr. Silver, für dessen Wiedergenesung das Zauberkraut bestimmt war, das ich in meinem Hemd trug.
Wir hieben und schlugen uns vorwärts. Ich kämpfte mit allen Kräften gegen zwei Dreiarmige und hatte das Glück, mit ihnen fertigzuwerden. Indessen standen Arrgo und Ugar einander gegenüber.
Zwei Todfeinde!
Jeder kannte nur ein Ziel: den anderen zu vernichten.
Wem würde es gelingen? Ugar war verletzt.
Aber er kämpfte wie ein Löwe.
Beherzt griff er Arrgo immer wieder an. Der Dreiarmige versuchte mit allen Tricks, sich einen Vorteil zu
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