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Glaesener Helga

Glaesener Helga

Titel: Glaesener Helga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfe im Olivenhain
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und dann wieder ins Dorf gehen und die Straße nach Montecatini suchen. Aber … nun ja – er mochte keine Hunde. Tatsächlich hatte er sogar eine Heidenangst vor ihnen. Er wäre niemals in das Dorf zurückgekehrt. Die Viecher besaßen ein verdammt gutes Gedächtnis, und je löchriger der Mantel, umso wütender bissen sie zu.
Gildo schritt schneller aus, in der Hoffnung, sich auf diese Weise ein bisschen aufzuwärmen. Dabei folgte er einem Weg aus gefrorenen Karrenspuren, um sich nicht in tückisches Gebiet zu verirren. Hier wimmelte es von Mooraugen, immer wieder blitzte Wasser zwischen den gelben Halmen auf. Wenn er fehltrat … Seine Phantasie zeigte ihm eine angefressene Wasserleiche, die mit Stangen an Land gezogen wurde. Fröstelnd schaute er zur Sonne, um sich zu vergewissern, dass er nicht im Kreis wanderte.
Und dann sah er plötzlich das Haus.
Es war ein neueres Gebäude, die Wände aus gelbem Sandstein, das Dach mit scharlachroten Ziegeln gedeckt, in der Mitte ein riesiger, quadratischer Schornstein, allerdings ohne die Rauchfahne, die zu dieser Jahreszeit obligatorisch war. Gildo blieb stehen. Er runzelte die Stirn. Seine langen Wanderungen durch Italien und Mitteleuropa hatten ihn mit einem gesunden Misstrauen gegen alles versehen, was sonderbar war. Und etwas Sonderbareres als dieses Haus war ihm noch nie untergekommen. Es wirkte so fehl am Platz wie ein Kamel auf einer Kuhweide. Erst einmal der Standort, und dann: Die Fenster waren vergittert. Sogar die im Obergeschoss. Warum baute man in einem Sumpf ein Gefängnis? Und wenn es sich nicht um ein Gefängnis, sondern um ein Wohnhaus handelte, und der Besitzer so ängstlich war, dass er sich hinter Gittern verbarrikadierte – warum wohnte er dann in dieser schrecklichen Einsamkeit, wo ihm niemand zur Hilfe eilen konnte?
Zögernd ging der Alte weiter. Als er näher kam, sah er, dass es in dem Haus gebrannt haben musste. Flammen, die aus den Fensterhöhlen geschlagen waren, hatten mit schwarzen Zungen über die Außenmauern geleckt. Er blieb erneut stehen. Über sich hörte er den miauenden Ruf eines Bussards, der im Aufwind über dem Wasser kreiste. Er stopfte die Hände unter seine Achseln, um sie zu wärmen.
Weg von hier, Gildo, dachte er, hau ab. Nichts für dich. Das Haus schien ihm mit seinen verbrannten Fensterluken zuzuzwinkern wie ein boshafter Geist. Aber dann standen vor seinem inneren Auge plötzlich die Reste halb verbrannter Möbel, hölzerne Bodendielen und dergleichen mehr, lauter Zutaten für ein Feuerchen, das ihm die Glieder wärmen würde.
Unschlüssig blies er den Atem in die Luft und starrte auf die Rußfladen.
Ihm fiel ein, dass er dringend sein Döschen mit falschem Arsenik auffüllen musste. Der Winter war für Leute wie ihn eine schlimme Zeit. Er war Theriakkrämer und bot ein Mittel gegen Vergiftungen und Krankheiten feil. In dieser Jahreszeit war das schwierig, denn das klamme Wetter ließ seine Finger steif werden, und … nun ja.
Seine Methode war einfach und wirksam. Wenn er in einen Ort kam, bestellte er beim Apotheker einige Stückchen Arsenik, die er in Papier einwickelte und ihn aufzubewahren bat. Auf dem Markt pries er später sein Theriak, ließ von einem eifrigen Zuhörer das Arsenik aus der Apotheke holen – kein Betrug, liebe Leute, der Apotheker kann’s bezeugen! – und tauschte, während er wortreich sein Vertrauen ins Theriak beschrieb, das Gift gegen ein Teigstück aus Zucker, Mehl und Safran aus. Er verschluckte das falsche Arsen – wie hielten sie den Atem an! – und dann das Theriak … und alles Weitere geschah von selbst.
Nur durften seine Finger nicht steif sein.
Gildo seufzte und näherte sich widerwillig dem Haus. Die Tür war aus schwerem Eichenholz – und sie stand offen. Das ist ja wie eine Einladung, Junge, du hast Glück! Aber seine Schritte wollten nicht schneller werden.
Dann hörte er das Gebell.
Trotz seines Alters – er war bereits über sechzig – schaffte Gildo es mit einem einzigen Satz ins Röhricht, wo er zu Boden glitt. Er lachte ein bisschen über sich und war froh, dass ihn niemand gesehen hatte. Schon wieder Hunde. Diese verdammten Viecher schienen ihn heute zu verfolgen. Aber der Wind stand günstig. Er blies ihm ins Gesicht, so dass die Köter ihn mit etwas Glück nicht riechen konnten.
Gildo zitterte, während Sumpfwasser seine Hose durchtränkte. Er starrte zu der offenen Tür. Aus dem Hausinnern drangen unterschiedliche Belllaute. Er kam zu dem Schluss, dass er es mit drei

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