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Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Glasscherbenviertel - Franken Krimi

Titel: Glasscherbenviertel - Franken Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Mohr
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Ihre neuen Nachbarn kennengelernt?«
    »Kennengelernt ist zu viel gesagt. Ich bin ihnen allenfalls im Treppenhaus begegnet.«
    »Wir interessieren uns für Bülent Alkan. Können Sie ihn uns beschreiben?«
    »Warum?« Die junge Studentin sah Hackenholt irritiert an.
    »Weil wir in seiner Wohnung einen Toten gefunden haben und nun herausfinden müssen, um wen es sich handelt.«
    Sonja Lehmann sah mit weit aufgerissenen Augen von einem Ermittler zum anderen.
    »Ist Ihnen in den letzten Tagen denn kein komischer Geruch im Treppenhaus aufgefallen?«, fragte Stellfeldt.
    Sie machte eine verneinende Geste. »Ich bin aber seit Mitte vergangener Woche bloß noch im Bett gelegen und habe es manchmal kaum bis in die Küche geschafft. Mein Gott, wie schrecklich. Kurz nachdem ich eingezogen bin, hat mir Bülent mal mit meinem Auto geholfen, als es nicht angesprungen ist. Er war sehr nett, hat sofort seinen Wagen geholt und meinen überbrückt. Zum Glück, denn ich habe von so was keinen blassen Schimmer. Aber als Lastwagenfahrer kennt man sich natürlich mit Autos aus.«
    »Wie sieht Herr Alkan aus?«, kam Hackenholt auf seine ursprüngliche Frage zurück.
    »Er ist einen Kopf größer als ich, schlank, hat kurze schwarze Haare, die er zu einem Iro gestylt trägt. Dann hat er noch so einen kurzen Ziegenbart. Wenn er mir begegnet ist, trug er immer typische Hip-Hopper-Kleidung: eine Trainingsjacke mit Kapuze und eine dieser Baggy Jeans, von denen man immer meint, dass sie den Typen gleich in den Kniekehlen hängen.«
    »Ist Ihnen vielleicht auch Schmuck aufgefallen?«
    »In einem Ohr hat er so einen Ring. Einen, der das Ohrläppchen aufdehnt.«
    Hackenholt nickte. Mit der Beschreibung konnte er etwas anfangen. »Wann haben Sie Herrn Alkan zum letzten Mal gesehen?«
    »Das ist schon eine ganze Weile her, aber ich war ja auch krank.«
    »So ungefähr?«
    »Ein paar Tage nachdem er mir mit dem Auto geholfen hat. Das war vor drei oder vier Wochen. Wir sind uns im Treppenhaus begegnet. Ich bin von der Uni gekommen, und er wollte mit seiner Freundin das Haus verlassen. Wir haben uns nur kurz unterhalten. Er hat sich erkundigt, ob mit meinem Auto alles okay ist.«
    »Hat seine Freundin bei ihm gewohnt?«
    »Keine Ahnung, aber ich glaube nicht.«
    »Können Sie sich an ihren Namen erinnern?«
    Sonja Lehmann schüttelte den Kopf. »Er hat sie mir nicht vorgestellt, aber er hatte den Arm um sie gelegt. Eine junge, sehr hübsche Türkin.«
    »Denken Sie bitte noch einmal genau nach, wann Sie Herrn Alkan gesehen haben. Das Datum ist für uns sehr wichtig.«
    Die junge Frau stand auf, holte ihr Smartphone aus ihrem Zimmer und tippte darauf herum. »Hm. Es kann eigentlich nur am 14. November gewesen sein.«
    Als Hackenholt und Stellfeldt in die Mansardenwohnung zurückkehrten, waren zwei Mitarbeiter eines Bestattungsunternehmens gerade dabei, den in einen schwarzen Leichensack gebetteten Toten auf eine Trage zu schnallen.
    »War Dr. Puellen schon da?«, fragte Hackenholt erstaunt.
    Mur nickte. »Die Obduktion ist morgen früh um sieben. Maurice will es so schnell wie möglich hinter sich bringen.«
    Hackenholt konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Ihm war Murs Tonfall nicht entgangen. Früher hätte ihre Stimme allein bei der Erwähnung von Puellens Namen vor Entrüstung gebebt, heute hingegen verzichtete sie sogar auf eine verächtliche Bemerkung über dessen stets gute Laune. Seit der Rechtsmediziner Mur an ihrem fünfundvierzigsten Geburtstag zum Essen in ein Feinschmeckerlokal eingeladen hatte, hatten sich die Wogen offenbar nachhaltig geglättet.
    »Und konnte Maurice uns auch schon etwas über den Toten sagen?« Die kleine Spitze, Dr. Puellens Vornamen zu betonen, den Mur sich zu verwenden jahrelang strikt geweigert hatte, konnte sich Hackenholt nicht verkneifen.
    »Wir gehen davon aus, dass es sich um Bülent Alkan handelt«, antwortete sie gleichmütig.
    »Wie kommt ihr darauf?«
    »Ich habe in dem Chaos hier seinen Geldbeutel gefunden – samt Personalausweis. Es ist noch ein alter mit herkömmlichem Foto, also keinem biometrischen. Darauf kann man recht gut erkennen, dass er in seinem linken Ohrläppchen so ein neumodisches, aufgedehntes Loch hat. Genau wie der Tote. Das ist zwar kein Beweis, aber doch ein brauchbares Indiz.«
    Hackenholt nickte. »Was hat Puellen sonst noch gesagt?«
    »Nicht viel. Wie lange der Körper hier lag, wird man wohl anhand der Larvenstadien der Fliegen bestimmen müssen. Unter Berücksichtigung der

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