Glaub an das Glück, Annabelle! (German Edition)
keinen Fall.“
„Ich … ich komme ganz bestimmt allein zurecht“, behauptete Annabelle in aufsteigender Panik und versuchte, sich vom Boden aufzurappeln, musste den fruchtlosen Versuch aber gleich wieder aufgeben.
Stefano stieß einen unterdrückten Fluch aus, während er grimmig ihr schmerzverzerrtes Gesicht musterte. „Keine weiteren Albernheiten!“, knurrte er gereizt und hob sie erneut hoch. „Jetzt gehörst du endlich mir … Querida !“
5. KAPITEL
Nie zuvor war Annabelle jemandem so nah gewesen wie Stefano, der sie aus dem Schatten der hohen Bäume hinaus aufs freie Feld trug. Unter gesenkten Lidern beobachtete sie das Spiel seiner Muskeln an den nackten Unterarmen und lauschte auf das Rascheln seiner Füße im Gras. Wenn sie sich konzentrierte, konnte sie sogar seinen Herzschlag hören.
Sie konnte sich nicht an die Arme ihrer Mutter erinnern, weil diese viel zu früh gestorben war. Es gab keine Liebkosungen feuriger Liebhaber, ja nicht einmal die lange Umarmung eines Freundes oder eines ihrer Brüder – sie hatte es nie zugelassen. Und sie hätte es auch jetzt nicht erlaubt, wenn sie eine Wahl gehabt hätte.
Aber Stefano Cortez schien es zunehmend als sein verbrieftes Recht anzusehen, sie in seine Arme zu nehmen, egal, was das in ihr auslöste.
Sicherheit … Geborgenheit, Verlangen …
Sobald sie das größere der beiden Stallgebäude erreichten, entdeckte einer der jungen Pferdepfleger sie. Drei von ihnen kamen auf Stefanos Pfiff herbeigerannt. „Ruft einen Arzt“, wies er sie auf Spanisch an. „Miss Wolfe hat sich verletzt.“
„Ich brauche keinen Arzt!“, protestierte Annabelle vehement. „Du machst viel zu viel Aufstand um nichts.“
Ihren Protest ignorierend trug er sie zügig ins Haus, die Treppe hinauf und in ihr Schlafzimmer. Dort legte er sie sanft auf dem Bett ab und musterte sie streng. „Du wartest hier und rührst dich nicht von der Stelle.“
Keine drei Minuten später kehrte er mit einem Eisbeutel in der Hand zurück und ließ sich auf der Bettkante nieder. Er nahm sich ein Kissen, legte es auf seinen Schoß und bettete behutsam Annabelles geschwollenen Fuß darauf. Danach kühlte er ihren verstauchten Knöchel mit dem Eis.
Während sie so fürsorglich umhegt wurde, brannten Annabelles Wangen wie Feuer. Und jedes Mal, wenn sie es wagte, Stefano anzuschauen, sah sie die Szene vor sich, wie sie am Ufer des kleinen Flusses an seiner Brust lag und er sie zunächst sehr zärtlich und dann mit zunehmender Leidenschaft geküsst hatte. Und jetzt war sie allein mit ihm in ihrem Schlafzimmer. Es wäre so einfach …
„Annabelle!“ , grollte Stefano mitten in ihre verwegenen Tagträume hinein.
„Ja?“
„Hör auf, mich so anzusehen.“
„Wie denn?“
„Als würdest du darauf warten, dass ich dich nackt ausziehe und liebe, bis du vor Ekstase laut aufschreist.“
Wie ertappt keuchte sie auf und schüttelte heftig den Kopf. „Ich … ich erwarte nichts dergleichen von dir!“, fauchte sie. „Ich wollte ja nicht einmal, dass du mich küsst!“
Da lachte er spöttisch, schob das Kissen samt ihrem Knöchel vorsichtig von seinem Schoß und erhob sich vom Bett. „Belüg dich und mich ruhig weiter. Der Arzt müsste jeden Moment hier sein.“
„Ich sagte doch, ich brauche keinen Arzt!“, giftete sie weiter, um sich ihre Verwirrung und Verlegenheit nicht anmerken zu lassen.
„Du wirst brav sein und das tun, was ich dir sage“, beharrte Stefano kühl.
Fast hätte sie vor Frustration und Trotz aufgekreischt wie ein albernes Schulmädchen.
„Du hörst mir einfach nicht zu!“, warf sie ihm vor und versuchte, vom Bett herunterzukommen. „Ich brauche deine Hilfe nicht. Ich brauche dich nicht und habe den Job auf Santo Castillo bereits quittiert, wenn du dich erinnerst! Ich … autsch!“
Unter einer Flut spanischer Verwünschungen umfasste Stefano ihre Schultern drückte Annabelle unsanft auf die Matratze zurück und verharrte so einen Moment. Seinen halb nackten Körper dicht über ihr, schaute sie atemlos in seine funkelnden Augen. Stefanos Blick wanderte zu ihrem bebenden Mund und seine Miene wurde ganz weich.
„Warum musst du nur immer kämpfen?“, fragte er rau. „Es ist völlig okay, Hilfe von anderen Menschen anzunehmen.“
„Ist es nicht“, knirschte Annabelle verbissen und kniff die Augen zusammen. Er roch so verdammt gut nach Sonne, Sattelleder und … Mann. „Ich bin besser allein dran.“
„Und das glaubst du wirklich?“
Sie antwortete nicht.
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