Glaub an das Glück, Annabelle! (German Edition)
Sekundenlang blieb es ganz still, dann war sie plötzlich frei und spürte, wie sich die Matratze hob. Als sie vorsichtig die Augen öffnete, sah sie Stefano neben dem Bett stehen.
„Gibst du mir dein Wort, dass du liegen bleibst?“, fragte er ernst.
„Ja, aber nur, bis der Arzt da war. Danach werde ich abreisen.“
Darauf sagte er nichts, sondern ließ die Jalousien herunter, bis das Zimmer im Dämmerlicht lag. Anschließend stellte er einen Deckenventilator an, der Annabelle bisher noch gar nicht aufgefallen war. Angenehm kühle Luft strich über sie hinweg. Als er sich nach einem letzten Blick in ihre Richtung zurückzog, kämpfte Annabelle bereits wieder mit den Tränen, weil es so ungewohnt für sie war, derart umsorgt zu werden.
Noch bevor Stefano die Tür öffnen konnte, klopfte es von außen, und ein freundlich aussehender, älterer Herr trat ein. Stoisch ließ Annabelle die gründliche Untersuchung ihres geschwollenen Knöchels über sich ergehen und schaltete schließlich ganz ab, als der Arzt sich an Stefano wandte und ihm in einem für sie unverständlichen galizischen Dialekt das Ergebnis seiner Inspektion mitteilte. Während Stefano ihr die Diagnose des grauhaarigen Doktors übersetzte, lächelte dieser ihr milde zu.
„Alles in Ordnung. Es ist nicht mehr als eine leichte Verstauchung. Am besten ist es, den Knöchel auch noch die nächste Nacht über mit Eis zu kühlen.“
„Habe ich es dir nicht gesagt?“, triumphierte sie, nachdem der Arzt gegangen war, und versuchte erneut aufzustehen.
„Nichts da!“, wurde sie von Stefano gestoppt. „Wo willst du hin?“
„Zurück nach London, wohin sonst?“
Mit einem entnervten Seufzer setzte er sich zu ihr auf die Bettkante, „Und alles nur wegen eines Kusses?“
„Ja.“
Fassungslos schüttelte er den Kopf. „Und du bestehst immer noch darauf, dass ich dich gegen deinen Willen geküsst habe?“
Annabelle erinnerte sich noch sehr gut an ihre bebenden Knie und den fliegenden Puls, als sie heftig nickte. „Ich kann nun mal nicht für einen Mann arbeiten, der davon überzeugt ist, dass alle Frauen nur für sein privates Amüsement existieren.“
„Aber so ist es absolut nicht, Querida “, wehrte er sich und rückte noch ein Stück näher. „Ich respektiere dich. Ja wirklich, sogar sehr.“
Sie konnte gerade noch ein wenig damenhaftes Schnauben unterdrücken. „Du respektierst mich nicht im Mindesten“, erwiderte sie eisig. „Ich werde dafür sorgen, dass ein anderer Fotograf für mich einspringt, damit du trotzdem zu deiner Titelstory kommst.“
„Du bist aber die Einzige, die ich will.“
„Das hättest du dir früher überlegen sollen.“
„Wie willst du überhaupt nach London kommen? Auto zu fahren hat dir der Arzt jedenfalls nicht erlaubt“, versuchte er es dreist mit einer anderen Taktik.
„Ich nehme ein Taxi zum Flughafen. Den Wagen lasse ich später abholen.“
„Und wenn ich dich nicht gehen lasse?“
Da Stefano so dicht neben ihr saß, dass sich ihre Arme berührten, verschränkte Annabelle ihre einfach vor der Brust, um den beunruhigenden Kontakt zu unterbinden. Sie musste jetzt hart bleiben. „Du kannst mich nicht gegen meinen Willen hier festhalten.“
„Würde das denn wirklich gegen deinen Willen sein?“, fragte er ganz leise, und Annabelle war es plötzlich viel zu dunkel und heimelig in ihrem Schlafzimmer. „Geh nicht, Querida “, raunte Stefano. „Ruh dich erst einmal aus. Wir reden später.“
Er war schon an der Tür, als sie zu einem schwachen Protest ansetzte.
„Es … es gibt nichts mehr zu reden. Ich …“
„Bitte.“
Dieses eine kleine Wort machte sie sprachlos.
Stefano öffnete die Tür und schaute über die Schulter zurück. „Du hast eine anstrengende Zeit hinter dir, Annabelle“, sagte er in freundlich abschließendem Ton. „Zuerst die lange Fahrt von Portugal hierher, dann dein Albtraum letzte Nacht und jetzt auch noch ein verstauchter Knöchel. Du brauchst Ruhe.“
Unschlüssig nagte sie auf ihrer Unterlippe und gab sich schließlich geschlagen. „Gut, ich bleibe. Aber nur für eine kleine Weile …“
Nachdem er zufrieden genickt hatte, fragte er: „Hast du eigentlich schon gefrühstückt?“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich bringe dir sofort ein Tablett herauf. Solltest du noch etwas benötigen, dann klingle einfach. Gleich neben dem Bett ist ein Knopf.“
Eine weitere Annehmlichkeit, die ihr bisher nicht aufgefallen war und die Annabelle neugierig beäugte, sobald
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