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Glueck allein

Glueck allein

Titel: Glueck allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sylvia Halcour
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bemühte mich, zügig mit meinem Bericht fortzufahren, bevor er wieder in die Schräglage sank.
    »Dieser Mann lag also neben mir. Und ich wollte nur aus dem Bett. Duschen, frühstücken, ihn loswerden, ohne diesen peinlichen Moment des gemeinsamen Aufstehens zu erleben.«
    Pierre wibbelte aufgeregt auf seinem Stuhl. »Aber ihr habt ihn erlebt, ja?«
    »Nach einer halben Stunde bin ich aus dem Bett gekrochen.«
    »Ist er wach geworden, ja?«
    »Ich habe versucht, ihn nicht zu berühren.«
    »Aber er wurde wach?«
    »Ja.«
    »Hat er was gesagt?«
    »Er krächzte mir ein Morgen zu.«
    »Und was noch?«
    »Nichts.« Ich winkte ab. »Ich war Luft für ihn. Er hat mich nicht einmal angeschaut.«
    »Emilia, was erwartest du denn?«, fragte Johannes und sah mir das erste Mal an diesem Tag direkt in die Augen. Er hatte sich nicht rasiert, so dass er ein wenig verwegen aussah. »Ihr kehrt völlig betrunken in der Nacht bei dir ein. Was soll er sagen?«
    »Dass die Nacht schön war«, schlug ich vor. »Dass er mich mag. Dass er mich wiedersehen will. Irgendwas Nettes eben.«
    Er richtete sich auf und stellte seine Kaffeetasse zur Seite. »Wenn du ihn eiskalt abblitzen lässt, hat er überhaupt keinen Grund nett zu dir zu sein. Du weckst doch bestimmte Erwartungen.«
    Abwesend nickte ich.
    »Oder habt ihr etwa?«, fragte Johannes mit einem veränderten Gesichtsausdruck.
    »Nein, natürlich nicht«, sagte ich rasch und war erleichtert, als er seinen Blick sogleich wieder abwandte.
    Plötzlich kam mir Saschas Verabschiedung in den Sinn, die mich für einen Moment sehr traurig stimmte.
    »Es war doch nur, weil kein Zug mehr fuhr«, erklärte ich.
    »Kein Zug mehr?«, wiederholte Johannes. »Die Züge fahren am Wochenende die ganze Nacht. Das hast du ihm doch hoffentlich nicht geglaubt?«
    »Nein«, sagte ich leise.
    »Warum hast du ihn dann überhaupt mitgenommen?«
    »Lass sie doch«, wandte Pierre von der Seite ein. »Ist doch spannend.«
    »Spannend?«, fragte Johannes. »Das ist das einzige, was dir dazu einfällt? Bei einem Typen, den sie nicht kennt.«
    »Na, ein bisschen kannte ich ihn ja schon«, sagte ich, da Johannes Ernsthaftigkeit mich verlegen machte.
    »Genau, das finde ich auch«, stimmte Pierre mir entschlossen zu, was mich an meiner Einschätzung wiederum zweifeln ließ.
    Johannes sah verständnislos von einem zum anderen. »Schon gut«, sagte er kapitulierend und rutschte von der Fensterbank. »Ich gehe jetzt wieder arbeiten.«
    Er stellte das Buch zurück ins Regal und streckte sich, indem er seinen Ellenbogen langzog. Sein Hemd spannte sich über seinen Rücken. Mir war bewusst, dass man nach einer langen Nacht, mit Alkohol im Blut, vieles verändert wahrnahm, dennoch erstaunte es mich, wie muskulös er mir vorkam. Ich blickte ihm nach, bis er die Bibliothek verlassen hatte.
    »Stehst du auf den?«, fragte Pierre und seine Augen blitzten neugierig.
    »Ich? Nein. Wieso?«
    »Ihr wäret nicht die ersten.« Er lächelte träumerisch. »Studium, Wissenschaft, Liebe. An der Uni folgt eins dem anderen.«
    »Das ist Quatsch, Pierre«, erwiderte ich.
    »Doch, doch.« Pierre blickte in den Garten der Bibliothek, als sei dieser ein endloses Meer. »Es ist diese Freiheit.«
    »Wie ging es denn weiter mit diesem Mann?«, fragte er plötzlich erwacht.
    »Wir haben es kurz gemacht. Ein schneller Händedruck, ein Blick in unsere geschwollenen Augen, dann war er aus der Tür.«
    »Hat er die Tür geknallt?«
    »Nein.«
    Pierre wirkte enttäuscht. Dann besann er sich und hüpfte von seinem Stuhl. »Fortsetzung folgt«, flüsterte er mit einem Augenzwinkern.
    Hoffentlich nicht, dachte ich und schlich zurück in mein Büro oder eher in meine Kammer, wie Pierre den kleinen, mit Büchern vollgestopften Raum stets nannte. Im grellen Licht der Leuchtstoffröhren versuchte ich zu schreiben. Geduldig blinkte der schwarze Strich auf meinem Bildschirm.
    »Ungewisse Eheverträge« lautete der Arbeitstitel des Dokuments. Von allen Themen, die ich zugeteilt bekommen konnte, handelte meins ausgerechnet von der Ehe. Dabei war ich noch so weit entfernt von jedweder Verbindung dieser Art, obwohl ich mich immer mehr danach sehnte. Früher hatte ich gedacht, mit fünfundzwanzig sei das alles lange entschieden. Nun hatte mich alleine Leo fünf Jahre gekostet.
    Als ich vor meinem Büro Stimmen hörte, griff ich schnell eine der Klausuren, die mir der Alte zur Korrektur gegeben hatte. Niemand sollte bemerken, dass meine Gedanken von der kurzen Nacht

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