Glücksboten
anrufen. Janey könnte dort sein. Wir wollen die beiden doch nicht in Verlegenheit bringen.«
Perdita biss sich vor Entsetzen auf die Unterlippe. »Stell dir nur vor, in flagranti erwischt zu werden - von deinen beiden Chefs!«
»Genau. Und wir nehmen den Wagen. Und kommen durch die Vordertür, wie es sich für anständige Besucher gehört.«
William und Janey waren nicht im Bett, sondern warteten am Tor, ein wenig nervös und Händchen haltend.
Perdita sprang aus dem Wagen, lief auf sie zu und umarmte sie alle beide. »Hi! Wie geht es euch? Wie geht es meinen Folientunneln? Wie geht es überhaupt allem? Wir haben euch etwas Honig und echten schottischen Whisky mitgebracht. Ich bin euch ja so dankbar, dass ihr die Stellung gehalten habt, während ich einfach weggelaufen bin.«
Die Nervosität auf den beiden Gesichtern verschwand, und an ihre Stelle trat zaghafte Erwartung. Janey ließ Perdita los und wollte wissen: »Also? Seid ihr beide ... hm, du weißt schon?«
»Ob es uns gut geht? Ja, extrem gut. Wie nett von dir zu fragen«, erwiderte Perdita lachend.
»Wir werden heiraten, wenn ihr es genau wissen wollt«, fügte Lucas hinzu. »Und ich habe nicht die Absicht, Perditas gewaltiges Vermögen zu benutzen, um ein neues Restaurant zu eröffnen. Die Dinge werden so weitergehen wie früher, bis Perdita schwanger wird.« Er sah sie von der Seite an. »Falls sie es nicht schon ist.«
»Oh, wow! Das ist ja wirklich cool!«, rief Janey. »Aber dann solltet ihr besser sehr schnell heiraten. Stellt euch nur den Skandal vor, wenn Perdita mit einem dicken Bauch den Mittelgang in der Kirche runtergeht.«
Perdita ignorierte diese Bemerkung. »Und wir werden in Kittys Haus leben, sodass ihr dieses bewohnen könnt, solange ihr wollt. Und ihr könnt auch meinen ganzen Müll rausräumen.«
»Das ist wunderbar«, antwortete William. »Wir haben gedacht, dass wir ebenfalls heiraten sollten.«
»Große Klasse! Ich frage mich, ob wir wohl Kittys ganzen Champagner ausgetrunken haben? Wenn ja, müssen wir neuen kaufen und feiern!«
Janey und William schienen plötzlich beide verlegen von einem Fuß auf den anderen zu treten, als wäre der Gedanke, sich mit ihren jeweiligen Chefs zu betrinken, nicht so wahnsinnig attraktiv.
»Nur ein schnelles Gläschen«, meinte Lucas, dem ihre Reaktion nicht entgangen war. »Und dann kann Janey sich wieder an die Arbeit machen.«
Perdita griff nach Lucas' Hand. »Mir ist gerade etwas eingefallen. Komm mit.«
Sie zog ihn in einen der Folientunnel und vorbei an den in Reih und Glied wachsenden Pflanzen bis ganz nach hinten. »Ich habe keine Ahnung, was ich hier vorfinden werde, aber ich glaube, mit etwas Glück ...« Sie zog einen großen Topf nach vorn. Von oben war nicht viel zu sehen, nur etwas, das wie verblasste Pfefferminze aussah. Perdita nahm ein Pflanzholz von einem Regal und begann sehr, sehr vorsichtig, die Erde von der Oberfläche abzukratzen. »Ja!« Behutsam grub sie die Finger in die lockere Erde und förderte ein seltsames, spiralförmiges Etwas hervor, das wie eine extrem dicke Made aussah. Es hatte eine wunderbar perlmuttartige Oberfläche.
Lucas schob Perdita beiseite. »Ich fasse es nicht! Japankartoffeln! Es ist dir gelungen, Japankartoffeln anzubauen! Du kleines Genie! Das ist ja fantastisch!«
»Japankartoffeln oder Knollenziest, auch bekannt als Chinesische Artischocke oder Crosnes«, fügte Perdita für Janey und William hinzu, die ihnen in sicherem Abstand gefolgt waren.
Perdita schüttete die Erde aus und suchte dann nach Knollen. »Es ist, als grübe man nach Gold«, lachte sie.
»Wer hätte gedacht, dass dieses vertrocknete, krustige alte Ding sich in etwas so Wunderbares verwandeln könnte?«, murmelte Lucas.
»Ich weiß«, erwiderte seine Geliebte zärtlich. »Und die Japankartoffeln sind auch ziemlich bemerkenswert.«
Katie Fforde lebt mit ihrer Familie in Gloucestershire. Sie hat bislang 16 Romane veröffentlicht, die in Großbritannien allesamt Bestseller waren. Wenn sie gerade einmal nicht schreibt, hält sie sich mit Gesang, Flamencotanz und Huskyrennen fit.
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