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Glut und Asche

Glut und Asche

Titel: Glut und Asche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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diese Erkenntnis kam ihm zu spät. In den Augen der klei n wüchsigen Frau erschien ein Ausdruck von heiligem Zorn, und sie war nicht die Einzige. Andrej bemerkte aus den Augenwi n keln, wie mindestens drei oder vier weitere Personen auf Abu Dun und ihn zueilten, und noch sehr viel mehr waren stehen geblieben und starrten in seine Richtung.
    »Madam, ich versichere Ihnen, es handelt sich nur um ein Missverständnis, das ...«
    »Schweigen Sie, Sie Unmensch!«, fuhr ihn die Frau an. »Wissen Sie überhaupt, was Sie da tun?«
    »Ich will dir ja nicht vorschreiben, was du zu tun oder zu lassen hast, Andrej«, sagte Abu Dun auf Arabisch, »aber meiner unmaßgeblichen Meinung nach wäre das jetzt der Moment zu gehen.«
    »Und auch noch ein Mohr In Ihrer Begleitung!«, ereiferte sich die Frau. »Aber da fragt man sich doch, wer wohl der gr ö ßere Barbar Ist - dieser Heide, der es nicht besser weiß, oder ein a n geblich zivilisierter Mann wie Sie!« Sie spuckte zwar nicht vor Ihm aus, aber Irgendwie war es so, als hätte sie es getan, und auch unter den anderen Umstehenden erhob sich ein Immer lauter und unwilliger werdendes Murren. Abu Dun hatte recht. Sie sollten gehen.
    »Es Ist nicht so, wie Sie glauben«, sagte er, Immer noch Meilen von seiner normalen Gelassenheit und Schlagfertigkeit entfernt. »Aber ich glaube nicht, dass Sie das verstehen würden. Es Ist wohl besser wenn wir jetzt gehen.«
    Er machte auf dem Absatz kehrt. Ein Mann, der Ihm kaum bis zum Adamsapfel reichte, vertrat ihm den Weg und grinste ihn mit dem schlechtesten Gebiss an, das Andrej seit vielen Jahren gesehen hatte. »Das glaube Ich nicht«, sagte er. »Du bleibst schön hier, du Schwein.«
    Andrej starrte ihn verdutzt an, und Abu Dun tippte dem Knirps freundschaftlich auf die Schulten Der Mann fuhr kampflustig herum und wirkte dann ein wenig verstört, als er den Kopf so weit in den Nacken legen musste, um Abu Dun Ins Gesicht zu sehen, dass er beinahe das Gleichgewicht verloren hätte.
    »Und wenn doch?«, fragte Abu Dun freundlich. Der kleine Mann setzte dazu an, etwas zu antworten, reckte den Hals noch ein bisschen mehr und klappte den Mund wieder zu, ohne auch nur einen Laut von sich gegeben zu haben. Abu Dun lächelte noch freundlichen nahm die Hand von seiner Schulter und b e deutete Andrej zu gehen.
    Unnötig zu sagen, dass die Droschke nicht mehr da war - der Fahrer hatte das Weite gesucht, noch während Andrej sich die Flut ebenso sinnloser wie verständlicher Anschuldigungen a n gehört hatte. Vermutlich war es einzig und allein Abu Duns Präsenz zu verdanken, dass sie nicht von einem aufgebrachten Mob auf der Stelle gelyncht wurden. In den letzten Augenbl i cken hatte Andrej gespürt, wie die Stimmung kippte. Die Frau, die ihn zuerst angesprochen hatte, wurde nicht müde, immer absurdere (und Immer lautere) Beschuldigungen gegen ihn vorzubringen, und auch der kleine Mann, den Abu Dun offe n sichtlich in seiner Ehre verletzt hatte, trug sein S ch erflein zu der allgemeinen hoch gepeitschten Stimmung bei. Hätten sie den Fehler begangen zu laufen, so wäre die Situation sicherlich e s kaliert und hätte mit Gewalt und Blut geendet.
    Das taten sie erst, nachdem sie den Platz verlassen und w e nigstens für den Augenblick aus der Sichtweite der Menschen darauf verschwunden waren: Abu Dun und er begannen zu rennen, bogen ab und wurden etwas langsamen fielen aber erst In ein normales, ganz und gar unauffälliges Tempo zurück, nachdem sie die dritte oder auch schon vierte Abzweigung hi n ter sich hatten.
    »Reizende neue Freunde hast du da gefunden, das muss man dir lassen«, sagte Abu Dun spöttisch.
    Andrej unterdrückte den Impuls, sich nervös umzusehen, und starrte stattdessen Abu Dun an. »Schlechte Angewohnheiten wird man eben noch schlechter los«, versetzte er.
    Abu Dun schenkte ihm nur ein gutmütiges Lächeln, warf nun aber selber einen ganz unverhohlen nervösen Blick hinter sich und lauschte dann sehr konzentriert in sich hinein. Andrej tat dasselbe, kam aber auch zu demselben Ergebnis wie der N u bier: Hier und da spürte er etwas wie Neugier oder auch sachtes Erschrecken, das wohl aber allein der riesenhaften Gestalt se i nes Freundes galt, aber der Zorn der Menschenmenge, der die Schwelle zu echter Blutgier beinahe erreicht gehabt hatte, war nicht mehr da. Offenbar verfolgte sie niemand.
    »Eigentlich müsste ich jetzt neidisch werden«, witzelte Abu Dun weiter. »Allah und jeder Mensch auf dieser Welt wissen zwar, dass ich

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