G'meinsam durch den Monsun in die Nacht
Nichte ist wirklich nit gerade b'sonders
charmant g'wesen. Natürlich sind's mir jederzeit wieder Willkommen.“
Kapitel 17: Schöne Bescherung
H eiligabend
in den Bergen übte auf die Menschen die hier lebten immer schon einen
besonderen Reiz aus. An diesem einen Tag im Jahr schienen alle Menschen
besonders friedlich gestimmt …
Es gibt viele Gründe das
Jahr 2005 besonders in Erinnerung zu behalten, doch der Wichtigste für mich
heißt immer noch Sören Mosbacher. Er nahm mich auf, als ich ganz unten war, und
gab mir nicht nur ein neues zu Hause. Bei ihm fand ich, wonach ich mich am
meisten auf der Welt sehnte. Seine Liebe und sein Glaube halfen mir, die
schlimmen Ereignisse der vergangenen Monate zu überstehen. Wie viel Liebe habe
ich seitdem durch ihn erfahren, nicht nur körperlich, sondern auch seelisch.
Dann waren da noch
weitere schöne Momente, an die ich mich gerne zurückerinnere. Unsere Verlobung
in Köln, meine tot geglaubte Mutter wiederzusehen, meinen kleinen Bruder Steven
kennengelernt zu haben und zuletzt die Versöhnung mit meinem alten Freund Miro
…
Inzwischen war es 10:00
Uhr geworden, Steven hatte bereits den Frühstückstisch gedeckt. Er war über
Nacht bei uns geblieben, nachdem wir am Vorabend noch gemeinsam mit ihm und
Miro ein wenig gefeiert hatten.
Stevey war und ist für mich der
erstaunlichste junge Mann, den ich kenne. Er wirkte mit seinen fast dreizehn
Jahren, in vielen Situationen, bereits umso vieles reifer und selbstbewusster
als mancher Erwachsene. Steve war sich ganz sicher, seine Sexualität gefunden
zu haben und auch dass es eben nicht nur eine Phase war, wie bei vielen Altersgenossen.
Beim gemeinsamen Frühstück wollte er sich deshalb seinen Eltern öffnen. Dass er
am liebsten für immer hier bleiben würde, hatte er uns mehr als einmal
glaubhaft versichert. Auch mit dem Wunsch hier aufs Bundesgymnasium zu gehen
löcherte er uns immer wieder. Doch wo hätte er dann wohnen sollen? Dieser
Schule war leider kein Internat angegliedert. Sicher, er hätte für eine Weile
bei meinem Paten und Marie unterkommen können, aber ob dass auch bis zur Matura
gehen würde? Dies waren Fragen, die ebenfalls geklärt werden müssten, falls er
seine Eltern, die in abgöttisch liebten, überzeugen könnte.
Zwischenzeitlich war auch Miro mit
frischen Semmeln eingetroffen. Fünf Minuten später klingelte es erneut an der
Haustür, jetzt sollte es also ernst werden und Steven rutschte nervös auf
seinem Stuhl hin und her. Deshalb stand Marco auf und öffnete sie, bevor er
kurze Zeit später mit seiner Mutter in die Küche trat.
„Guten Morgen zusammen.
Martin kommt in ein paar Minuten nach, er hat noch etwas Wichtiges zu
erledigen. Na mein Kleiner … hast du gut geschlafen?“
Meine Mutter ging zu
Stevey rüber und gab ihm einen fetten und besonders feuchten Schmatzer auf die
Wange, bevor sie sich hinsetzte. Miro, Sören und ich hatten Mühe nicht lauthals
loszulachen, denn meinem Bruder entgleisten dabei Gesichtszüge. Er mochte es
schon lange nicht mehr, auf diese Weise wie ein kleines Kind behandelt zu
werden. Mutti wusste das, aber sie wollte es sich trotzdem nicht nehmen lassen.
„Och Ma wirklich, weißt
du eigentlich wie peinlich dass jetzt für mich war?“
Es schellte erneut,
diesmal stand Sören auf und öffnete Tür. Kurz darauf kam er gemeinsam mit
Martin zurück.
„Guten Morgen
zusammen. Na mein Sohn hast du gut geschlafen?“
Dieser Frage folgte
ebenfalls ein fetter, feuchter Wangenschmatzer. Wieder verzog Steven sein
Gesicht und verdrehte die Augen. Es sah fast so aus, als hätten die beiden sich
abgesprochen. Mein Bruder wischte sich mit der Hand die Wange ab, dann sagte er
beinahe beleidigt:
„Och Menno Dad, nicht
du jetzt auch noch, ich bin doch kein Baby mehr.“
Jetzt gab es für uns
kein halten mehr, lauthals lachten wir los, wobei sich selbst Stevey vor Lachen
kugelte und prustend den Bauch hielt.
Als wir uns dann alle
wieder beruhigt hatten, begannen wir endlich mit dem gemeinsamen Frühstück.
Je länger es dauerte desto lockerer
wurde Steven wieder. Dann richtete er das Wort an seine Eltern.
„Ma, Dad ich muss euch was ganz Wichtiges
sagen.“
Es wurde still und alle Augen waren
in diesem Moment auf ihn gerichtet. Steve stand auf schaute zunächst Miro an
und dann wieder seine Eltern. Ein letztes Mal atmete er tief durch.
„Also um es kurz zu machen, ich bin
schwul und das ist auch gut so. Bevor ihr jetzt was sagt, möchte ich darauf
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