Gnadenlos: Auf der Flucht (German Edition)
Ratte im Laufrad war kontraproduktiv. Acadia atmete zur Beruhigung tief ein und langsam wieder aus. Sie richtete ihre Aufmerksamkeit auf Zak und blendete alles andere aus.
Sie kannte seine Gesichtszüge fast besser vom Fühlen und Schmecken als vom Sehen her. So gut aussehend war er auch wieder nicht, dachte sie und beäugte ihn kritisch. Seine Haare waren dunkel, etwas lang und struppig. Sein Gesicht wirkte ein bisschen zu zerfurcht, und sein Mund war von Linien umgeben, die entweder von einem rauen Leben oder von einst verborgenen Grübchen her stammten, obwohl er kein Mann zu sein schien, der viel lächelte. Er hatte viele Narben. Eine der dunklen Augenbrauen wurde durch eine schmale weiße Linie in zwei Hälften geteilt, während sich eine weitere Narbe gut fünf Zentimeter über seiner linken Schläfe befand. Er trug eine zerklüftete Narbe oben auf seiner Schulter und eine andere auf seiner linken Hüfte. Sie hatte sie alle letzte Nacht geküsst.
In dem spärlichen Licht konnte Acadia seine Augenfarbe nicht erkennen, aber sie erinnerte sich daran, wie sie am Abend zuvor bei Kerzenschein über einen Tisch in der Cantina in diese Augen gestarrt hatte: dunkel und mit dichten Wimpern. Sexy und hypnotisierend. Zakary Stark war anders als die Männer, mit denen sie normalerweise ausging. So anders, dass er genau das war, was sie vergangene Nacht als Startschuss für ihr großes Abenteuer gebraucht hatte.
Eindeutig ein Liebhaber, doch kein Kämpfer. Dummerweise brauchte sie im Moment eine andere Art von Mann. Vorzugsweise einen, der gut bewaffnet und bereit war, ein paar Leuten kräftig in den Arsch zu treten.
»Ich nehme an, wir warten.« Zaks Stimme durchschnitt die nervenzerfetzende Stille in dem Raum voller Menschen, indem er den Anführer mit erstaunlich empörender Ruhe ansprach.
Dass sie warteten, war Acadia neu. Hatte sie irgendwas nicht mitbekommen? »Wenn wir sowieso nur herumstehen, warum ziehe ich mich dann nicht schon mal an? Das spart allen Zeit.«
»Auf was genau warten wir denn?« Acadia gelang es nicht, den Sarkasmus aus ihrer Stimme herauszuhalten.
Zak ignorierte sie.
Seine breite Brust war leicht mit dunklem Haar bedeckt, das den Weg über seinen Bauch nach unten führte, in Richtung … O Gott. Er war zwar nicht erregt, aber sein Penis lag an seinem muskulösen Oberschenkel, und er war … wow !Acadia schluckte. Es kostete sie einige konzentrierte Bemühung, sich loszureißen und den Blick wieder seinen Körper hinaufwandern zu lassen.
Allein der Anblick der Erhebungen seiner Muskeln und der sonnengebräunten Haut ließ sie an die vorige Nacht denken, als sein Mund zwischen ihren Beinen war, während seine rauen Hände …
Sie wurde von Kopf bis Fuß rot. Jeder Mann im Raum starrte sie plötzlich an, als stellten auch sie sich vor, was vor wenigen Stunden auf genau diesem Bett wohl passiert war.
Eine ganz neue, von Angst durchtränkte Adrenalinwelle durchströmte sie, begleitet von plötzlich aufwallender Lust, die sie so benommen machte, dass sie ins Schwanken geriet. Sie stand da, während zwei Schläger sie an den Oberarmen festhielten, mit ihren schmutzigen Finger Striemen auf ihrer nackten Haut hinterließen, und sie konnte nicht aufhören, auf Zaks Gerät zu starren? Was in aller Welt stimmte nicht mit ihr?
Andererseits war es eine Ablenkung von der unerbittlichen Angst.
Zak drehte leicht den Kopf, als spürte er ihren Blick wie einen Traktorstrahl auf sich gerichtet. Eindringliche, dunkle Augen kollidierten in einem kurzen, allumfassenden Blick mit ihren. Acadia sah sofort weg.
Sie hatte nicht die geringste Ahnung, wie sie den Blick, den er ihr gerade zugeworfen hatte, interpretieren sollte. Lauf weg? Bleib, wo du bist? Wirf dich auf den Boden? Stell dich tot? In Büchern und Filmen wusste die hilflose Heldin immer genau, was die wortlosen Blicke ihres Helden bedeuteten. Himmel, diese Heldinnen konnten in einem einzigen Blick ein ganzes Kapitel lesen. Im echten Leben leider nicht.
Lange Strähnen ihres Haars klebten an ihrem schweißnassen Gesicht und Hals, als sie dem Mann zu ihrer Linken einen kühlen Blick zuwarf. »Ich ziehe mich jetzt an.« Sie machte eine Bewegung auf die auf dem Boden zerstreute Kleidung zu, die sie in der Nacht zuvor ausgezogen hatte. Der Mann links von ihr versperrte ihr den Weg mit dem Lauf seiner Pistole als Warnung zu bleiben, wo sie war. Zum Teufel damit.
Das Zimmer war der reinste Ofen. Alle schwitzten und stanken so sehr, dass es ihr förmlich
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