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Gnadenlos: Auf der Flucht (German Edition)

Gnadenlos: Auf der Flucht (German Edition)

Titel: Gnadenlos: Auf der Flucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Adair
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bemerkte zwar, dass gerade ein Handgemenge stattfand, Schläge und Stöhnen waren zu hören, aber ihr kam es vor, als hätte jemand die Stummtaste gedrückt und sie würde die Geräusche ganz abgeschwächt, wie unter einer Glasglocke, hören.
    Sie brauchte noch einen Moment – ein ganzes Leben oder eine umfassende Therapiesitzung –, um wieder zu sich zu kommen. Es kostete sie ihre ganze Kraft, ihren traumatisierten, blutbefleckten Körper von der Wand zu lösen. Acadia fühlte sich, als sei sie tausend Jahre alt und so zerbrechlich wie Glas, als sie sich umdrehte und wie betäubt wahrnahm, dass sich im Zimmer jetzt mehr bewaffnete Männer befanden als noch vor wenigen Augenblicken.
    Ein großer, schlaksiger Kerl in Armeehosen ließ seine Pistole seitlich sinken, während er sich mit sichtlichem Missfallen im Zimmer umsah. »¿Porqué lleva tanto tiempo?« Nein, es war gar kein Mann. Eine Frau mit tiefer, rauer Stimme, die durch den kleinen Raum hallte und wirkungsvoller alle zum Erstarren brachte, als der letzte Schuss es getan hatte.
    Nach einer kurzen Pause fingen alle Männer gleichzeitig zu reden an, und ihre Stimmen übertönten sich gegenseitig in einem unverständlichen Gebrabbel. Dem gebotdie Frau Einhalt, indem sie einen Kreis in die Decke ballerte. Die andere Hälfte der Decke rieselte auf ihre Köpfe herab. Alle verstummten erneut.
    Acadia begegnete Zaks Blick. Er lag bäuchlings auf dem Boden, die Hände hinter dem Kopf und den gestiefelten Fuß eines Soldaten auf dem nackten, geschundenen Rücken.
    »Lassen Sie sie …«
    Die Frau durchschritt den Raum, um Zak einen fiesen Tritt von unten in die Rippen zu verpassen. Sie hielt ihre Pistole wie eine Keule in die Luft. »Hombre« , sagte sie, »sie ist dein geringstes Problem.«
    Acadia zuckte zusammen, als der Kolben ihrer Waffe mit einem dumpfen, schmerzhaft klingenden Schlag auf Zaks Kopf traf.
    »Zieht sie an, und zwar zackig, und schafft sie in den Wagen.« Sie sprach Englisch mit einem starken Akzent. »¡Apúrate!« Sie machte eine Pause, und ihre Augen blitzten auf, während sie ihre Männer überwachte. »Der Nächste, der sie anfasst, stirbt genauso wie Santos, ¿vale? «
    Acadia machte einen Satz und schnappte sich als Erstes ein T-Shirt. Ihre Wangen glühten, als die Männer ihr dabei zusahen, wie sie sich wand, um es sich über den Kopf und ihre nackten Brüste zu ziehen. Niemand hielt sie davon ab. Sie streifte sich rasch eine Weste über und ermahnte sich selbst, sich nicht anmerken zu lassen, wie schwer das Kleidungsstück in Wirklichkeit war. Die Weste besaß so an die tausend Geheimtaschen. Wenn Acadia sonst nichts gelang, dann wenigstens, dass sie mit ihrem Zeug entführt wurde. Sie stieg in die passende Cargohose, ebenfalls mit vielen Taschen, und konnte nicht verhindern, dass sie rot wurde, als einer der Männer spöttisch pfiff, während sie sich die Hose über den nackten Hintern zog.
    Ein Guerilla warf ihr ihre Stiefel zu. Sie verkniff sich einen Schrei, als der schwere Wanderstiefel auf ihrem Spann abprallte.
    »Mach schnell«, knurrte der Mann, den sie vorher mit demselben Stiefel an der Nase getroffen hatte. Acadia stellte befriedigt fest, dass seine Nase gebrochen zu sein schien und dass er außerdem zwei blaue Augen abbekommen hatte. Gut, dachte sie mit diebischer Freude und zog sich schnell fertig an.
    Acadia zitterte, und ihr Herz klopfte so heftig, dass sie Angst hatte, sich jeden Moment übergeben zu müssen. Schweißnass und eiskalt zugleich, stützte sie ihre Hände neben ihren Hüften ab, um der Bewegung des schnell fahrenden Wagens entgegenzuwirken. Der alte, fensterlose Lieferwagen – oder etwas in der Art – stank nach Schweiß und Zigaretten. Er hatte keine Stoßdämpfer, und jeder Stoß und jede Kurve fühlte sich an, als rasten sie mit selbstmörderischer Geschwindigkeit über Straßen, auf denen ein Schlagloch neben dem anderen lag.
    Sie und der bewusstlose Zak waren vor etwa fünfzehn Minuten ohne viel Aufhebens auf die Ladefläche des Fahrzeugs geworfen worden, zusammen mit einem anderen Mann. Die Türen hatte man zugeknallt und verschlossen, und dann waren sie mit quietschenden, abgefahrenen Reifen losgeprescht, als wären die Höllenhunde hinter ihnen her. Der zweite Typ hatte eine große, schmerzhaft aussehende Beule an der Schläfe, fast an derselben Stelle wie Zak.
    Sie musterte die beiden Männer im dämmerigen Licht und bemerkte Ähnlichkeiten zwischen ihnen: die Haarfarbe und der Körperbau. Die

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