Gnadenlose Gedanken (German Edition)
„Kuckuck!“ rufen, damit er überhaupt Notiz von mir nahm.
Als er den Kopf wendete, stach ich ihm mit zwei Fingern in die Augen. Dies hatte ich einmal in einem alten Eastern gesehen, und ich hatte damals große Freude empfunden, denn der Held hatte damit den Bösewicht erblinden lassen. Ich hatte es nicht als brutal angesehen, der Typ war echt fies gewesen. Somit konnte der Koloss die nötige Qualifikation für meinen Fingerzeig aufweisen. Er war auch ein ziemlich fieser Typ. Ich hatte kein Mitleid mehr mit ihm. Ich wollte nur noch zum Finale kommen, langsam verließ mich doch meine Kondition.
Der blinde Koloss war mir hilflos ausgeliefert.
Bis er wieder sehen könnte, würden mit Sicherheit einige Minuten vergehen. Bis dahin hätte ich ihn endgültig erledigt gehabt.
Doch er landete einen „lucky punch“, und ich verlor vorübergehend mein Bewusstsein. Ich war seinen Armen zu nahe gekommen, und er hatte mich tatsächlich erwischt. Nun war ich der Unterlegene, zumindest für einen Augenblick.
Ich war nicht besonders lange weggetreten, das wusste ich. Doch der Koloss hatte die Zeit genutzt. Mein linkes Ohr fehlte mir und der Koloss kaute genüsslich.
Nun war er wirklich völlig ausgerastet. Er hatte den allerletzten Rest Normalität verloren. Nichts an seinem Verhalten ließ vermuten, dass er einmal ein Mensch gewesen war.
Er blinzelte immer noch heftig mit seinen Augen, seine Sehkraft machte immer noch eine Pause. Er tastete im Wasser blind nach meinem Körper, um sich seine nächste Portion zu holen. Dabei dachte er absolut konfuses Zeug, das man kaum in eine kultivierte Sprache wiedergeben konnte. Es handelte von Kraft, Fleisch, Blut und Macht. Immer wieder Macht. Er schien sich einzubilden, durch den Verzehr meines Luxuskörpers könnte er sich meine Macht einverleiben.
Es war zwar nicht neu, aber auch beim zweiten Mal effektiv. Ich knackte wieder Nüsse.
Der Schrei war diesmal noch verzweifelter, da er momentan ein
blinder
Mann mit dicken Eiern war, und sich daher noch schutzloser fühlte. Ich nutzte seine Hilflosigkeit gnadenlos aus, und verpasste ihm einen Schlag ins Gesicht. Ich glaubte, ich traf eine Augenbraue, genau konnte ich es nicht erkennen, denn einige Spritzer Wasser hatten auch meine Augen außer Gefecht gesetzt. Als ich meine Augen wieder trockengewischt hatte, sah ich auf jeden Fall eine Menge Blut von seiner Stahlstirn herablaufen. Mir schmerzte die Schlaghand, aber ich schlug erneut zu, er durfte keine Zeit haben, um sich wieder zu erholen. Ich hatte sicherheitshalber in die Mitte seines Gesichtes gezielt und hatte vollen Erfolg. Mit einem wohlklingenden Knacken brachen sein Nasenbein und diverse Knochen in meiner Hand. Aber ich hatte den Vorteil, dass ich auf so etwas vorbereitet gewesen war. Wenn man seine Faust in ein Betongesicht knallte, musste man damit rechnen, sie nicht wieder unbeschadet dort herausholen zu können. Egal! Ich hatte noch meine Linke und damit umfasste ich seine Kehle.
Sie war dick, kräftig und nass. Also nicht besonders griffig. Leider hatte ich auch nicht solche Bratpfannenhände wie mein Kontrahent. Doch er war viel zu sehr damit beschäftigt, nicht abzusaufen, so dass er sich kaum zur Wehr setzen konnte.
Er war es nicht gewöhnt, der Angegriffene, das Opfer zu sein. Er wusste einfach nicht, wie sich das Kaninchen verhalten musste, wenn der Fuchs es an der Gurgel gepackt hatte.
Ich lockerte meinen Griff nicht, im Gegenteil. Ich versuchte, noch härter zuzupacken, dabei machte ich eine interessante Entdeckung. Mein linker Daumen stieß auf einen Widerstand. Der Kehlkopf des Kolosses. Er störte mich irgendwie. Er verhinderte ein erfolgreiches Erwürgen, stellte ein Hindernis dar. Also gab mein Gehirn einen Befehl an den Daumen, der befolgte ihn brav, und drückte zu. Kräftig und tief.
Das letzte, was der Koloss dachte, bevor er seinen eigenen Adamsapfel in die Speiseröhre bekam und herunterschluckte, war, dass er nun zu IHM kommen würde. Sagen konnte er nichts mehr, denn mit seinem Kehlkopf waren auch seine Stimmbänder den Bach heruntergegangen.
Dann war er endlich tot. Einfach so.
Der Kampf hatte mir meine letzten Reserven abverlangt. Ich drohte zu ertrinken. Also ergriff ich den Gürtel des toten Kolosses, so wie ich damals das Seil des Rettungsbootes ergriffen hatte. Ich zog meinen schlaffen Körper auf den noch schlafferen meines toten Rivalen, der wie ein hölzernes Floss auf dem Wasser trieb.
Atemringend erholte ich mich von den
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