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Gods and Warriors - Die Insel der Heiligen Toten: Band 1 (German Edition)

Gods and Warriors - Die Insel der Heiligen Toten: Band 1 (German Edition)

Titel: Gods and Warriors - Die Insel der Heiligen Toten: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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zusammen und floh in die Dunkelheit.

    Dichte Wolken hatten sich vor den Mond geschoben, und schon bald verlor Hylas in der Dunkelheit die Orientierung. Trinkschlauch und Vorratsbeutel wurden mit jedem Schritt schwerer. Schließlich entdeckte er an einem bewaldeten Hang eine verlassene Steinhütte.
    Er kletterte unter dem niedrigen Eingang hindurch. Zerbrochene Tonscherben knirschten unter seinen Füßen, der Geruch nach feuchter Erde stieg ihm in die Nase. Drinnen war es kalt und dunkel, und es roch, als habe sich etwas hereingeschleppt, um hier zu sterben. Aber immerhin bot der Unterschlupf einen gewissen Schutz.
    Hylas kauerte sich in der Dunkelheit mit dem Rücken zur Wand nieder und bemerkte den Hundegeruch an sich. Unweigerlich fiel ihm sein letztes Zusammensein mit Scram ein. Er hatte seine Schnauze weggeschoben, aber hatte er ihm auch die Ohren gestreichelt oder ihn unter der Vorderpfote gekratzt, wie Scram es gern mochte?
    Er konnte es einfach nicht fassen, dass er Scram nie wieder sehen oder seinen großen, warmen, struppigen Leib an seinem Körper spüren würde. Nie wieder würde sich die haarige Schnauze unter sein Kinn schieben, um ihn zu wecken.
    Hylas nestelte den Trinkschlauch auf und trank in großen Schlucken. Dann öffnete er den Vorratsbeutel und suchte nach den Oliven. Plötzlich zitterten seine Hände so heftig, dass sie zu Boden fielen. Er tastete herum, aber vergebens.
    Der schützende Wall, der seine Erinnerung umgeben hatte, war zusammengebrochen und alles stürmte wieder auf ihn ein.
    Er hatte mit Issi ein Lager am westlichen Gipfel aufgeschlagen. Während Issi in einiger Entfernung ein paar Affodilwurzeln ausgrub, zog er einem Eichhörnchen die Haut ab, um es über dem Feuer zu braten.
    »Ich geh mich schnell im Bach abkühlen«, hatte er ihr zugerufen. »Pass auf, dass das Eichhörnchen nicht anbrennt.«
    »Wann habe ich je etwas anbrennen lassen?«, hatte sie empört zurückgerufen.
    »Vorgestern!«
    »Stimmt überhaupt nicht!«
    Er ging den Pfad hinunter, ohne auf sie zu achten.
    »Es war kein bisschen angebrannt!«, brüllte sie hinter ihm her.
    Am Bach hatte er Messer und Schleuder auf einen Stein gelegt, die Tunika ausgezogen und sich langsam ins Wasser gleiten lassen. Vom weit oben war der schrille Schrei eines Falken ertönt: kikikikiki . Er hatte sich beiläufig gefragt, ob das vielleicht ein böses Omen war.
    Mit einem Mal begann Scram laut zu bellen. Komm schnell! Etwas Schlimmes! Komm schnell!
    Und dann hatte er Issis durchdringenden Schrei gehört.
    Ohne sich um die Tunika zu scheren, hatte er das Messer gepackt und war den Pfad hinaufgejagt. Ein Bär? Ein Wolf? Oder gar ein Löwe? Ihrem Schrei nach zu urteilen musste es etwas Schreckliches sein.
    Kurz vor dem Lager hörte er leise, entschlossene Männerstimmen und nahm einen seltsam bitteren Aschegeruch wahr. Er hatte sich hinter einen Wacholderbusch geduckt und durch die Zweige gespäht.
    Sie hatten vier Ziegen abgeschlachtet, die restliche Herde war geflohen. Er sah Krieger – jawohl, Krieger –, die das Lager durchsuchten. Und er sah Scram. Er brauchte nur einen entsetzlichen Augenblick, um zu begreifen, was er sah: das struppige, mit Kletten verklebte Fell, die großen, starken Pfoten. Der Pfeil, der aus Scrams Flanke ragte.
    Dann war sein Blick auf Issi gefallen, die sich in einer Höhle verbarg. Ihr mageres, schmales Gesicht war schreckensbleich. Er musste sie ablenken, sonst würden sie seine Schwester finden.
    Seine Schleuder hatte er im Bach zurückgelassen, er trug nur sein Feuersteinmesser bei sich, aber was konnte er damit schon ausrichten? Ein Junge von zwölf Sommern gegen sieben waffenstarrende Männer.
    Kurz entschlossen war er aus seinem Versteck hervor ins Freie getreten und hatte gerufen: » Hier bin ich!«
    Sieben aschgraue Gesichter hatten sich ihm zugewandt.
    Dann lockte er sie im Zickzackkurs von seiner Schwester weg. Er hatte es nicht riskieren können, ihr etwas zuzurufen, aber Issi war schlau. Sie würde keine Minute zögern und die Höhle verlassen.
    Pfeile waren links und rechts an ihm vorbeigezischt, einer davon erwischte seinen Arm. Mit einem Schrei hatte er das Messer fallen lassen …
    Hylas schlang die Arme um die Knie und wiegte sich vor und zurück. Es war schrecklich, sich unvermittelt an alles zu erinnern. Warum nur hatten die Schwarzen Krieger sie angegriffen? Was hatten er und seine Schwester diesen Männern getan?
    Seine Augen brannten, er bekam kaum Luft. Ärgerlich schluckte er den

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