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Gods and Warriors - Die Insel der Heiligen Toten: Band 1 (German Edition)

Gods and Warriors - Die Insel der Heiligen Toten: Band 1 (German Edition)

Titel: Gods and Warriors - Die Insel der Heiligen Toten: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Paver
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Schwester.«
    »Sie ist nicht hier. Wie kommst du darauf?«
    Hylas blinzelte ungläubig. »Aber – wo kann sie sonst sein?«
    »Vermutlich tot. Wen kümmert das schon.«
    »Du lügst«, gab Hylas zurück. Panik stieg in ihm auf.
    »Du hast meine Ziegen im Stich gelassen!«, brüllte Neleos. »Deine Schwester würde es nicht wagen, ohne Ziegen zurückzukehren. Du bist anscheinend ganz versessen auf eine Tracht Prügel, sonst würdest du dich nicht hierhertrauen.«
    »Sie wird bald hier sein. Lass mich rein! Sie sind hinter mir her!«
    Neleos kniff die Augen zusammen und kratzte sich mit seiner schwieligen Hand nachdenklich den Bart. Er hatte die O-Beine eines Bauern, und das Joch hatte seine Schultern gekrümmt, aber er war listig wie ein Wiesel und stets auf seinen Vorteil bedacht. Hylas wusste, dass Neleos in der Zwickmühle steckte: Einerseits wollte er ihn bestrafen, weil er die Ziegen im Stich gelassen hatte, andererseits widerstrebte es ihm, dadurch seinen Ziegenhirten zu verlieren.
    »Sie haben Skiros getötet«, fuhr Hylas fort, »und mich werden sie auch umbringen. Vergesst eure Grundsätze und lasst mich ins Dorf.«
    »Schick ihn weg, Neleos«, ertönte eine schrille Frauenstimme. »Seit du ihn gefunden hast, haben wir nichts als Ärger mit ihm.«
    »Ja, hetz die Hunde auf ihn«, schrie eine andere. »Wenn sie ihn hier erwischen, sind wir alle in Gefahr.«
    »Sie hat recht, lass die Hunde auf ihn los! Er hat bestimmt was angestellt, sonst wären sie nicht hinter ihm her.«
    »Wer sind diese Männer?«, rief Hylas. »Warum verfolgen sie Fremdlinge?«
    »Das weiß ich nicht, und es ist mir auch egal«, fauchte Neleos, doch seine Angst war unverkennbar. »Ich weiß bloß, dass sie aus dem Osten kommen und hinter Fremdlingen her sind. Meinetwegen! Sollen sie doch machen, was sie wollen, solange sie uns in Ruhe lassen.«
    Die Dörfler brachen in zustimmende Rufe aus.
    Hylas leckte sich nervös die Lippen. »Was ist mit dem Recht auf Zuflucht? Ihr seid dazu verpflichtet, jemanden einzulassen, der in Lebensgefahr schwebt.«
    Neleos zögerte einen Augenblick, dann setzte er eine steinerne Miene auf. »Dieses Recht gilt nicht für Fremdlinge«, stieß er hervor. »Und jetzt sieh zu, dass du weiterkommst, sonst hetze ich dir noch die Hunde auf den Hals.«

    Die Dämmerung brach herein. Wohin sollte er jetzt gehen?
    Na gut, dann eben nicht, dachte Hylas wutschäumend. Wenn ihr mir nicht helfen wollt, helfe ich mir eben selbst.
    Zwischen den Pinien hindurch schlich er zum rückwärtigen Tor. Es lag verlassen da, alle hatten sich an der Geisterpforte versammelt.
    Falls die Dörfler glaubten, er sei noch nie in ihrem Dorf gewesen, hatten sie sich gründlich getäuscht. Ein Fremdling scheute auch vor Diebstahl nicht zurück, um zu überleben.
    Hylas schlüpfte durch eine Lücke im Gebüsch und kroch zur nächstliegenden Hütte, die einer verschlagenen alten Witwe namens Tyro gehörte. Die Alte hatte Kohlen auf das Feuer gehäuft und im rauchgeschwängerten, rötlichen Dämmerlicht stieß er ein kleines Gefäß mit Milch für die Hausschlange um. Das in Lumpen gehüllte Bündel auf dem Lager in der Ecke gab ein Grunzen von sich.
    Hylas blieb bewegungslos stehen und wartete einen Augenblick, bevor er langsam und vorsichtig einen geräucherten Schinken vom Haken nahm.
    Tyro rührte sich im Schlaf, schnarchte aber weiter.
    Außer dem Schinken nahm er auch noch eine Tunika, ließ jedoch die Sandalen zurück. Die brauchte er nicht, denn im Sommer ging er immer barfuß. Als Tyro abermals grunzte, machte er sich schleunigst aus dem Staub, allerdings nicht, ohne vorher das Opfergefäß für die Hausschlange gerade hinzustellen. Schlangen verständigten sich untereinander. Wenn man es sich mit einer von ihnen verdarb, machte man sie sich allesamt zu Feinden.
    Die zweite Hütte gehörte Nelos. Sie war leer. Hylas raffte einen Trinkschlauch und Lederschnüre für einen Gürtel an sich und stopfte einen Ring Blutwurst, einen Schafskäse, ein Fladenbrot und eine Handvoll Oliven in einen Beutel aus geflochtenem Stroh. Zum Schluss stahl er dem Alten noch Wein aus dem Krug und streute Asche in den Rest, den er übrig ließ. Das war seine Rache für die vielen Prügel, die er jahrelang eingesteckt hatte.
    Draußen kam der Klang von Stimmen näher; die Geisterpforten schlossen sich knarrend. Hylas machte sich rasch durch das Gebüsch davon. Erst vor dem Dorf fiel ihm auf, dass er vergessen hatte, ein Messer mitzunehmen.
    Inzwischen war der

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