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Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Titel: Godspeed Bd. 2 - Die Suche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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zulassen, dass alles wieder so wird wie vorher.«
    Jetzt kichert Doc amüsiert. »Ach, Amy«, sagt er, »du bist so langsam. Und du wirst dich noch wundern.«
    Ich drehe mich zu Junior um, damit er Doc die Meinung sagt.
    Junior sieht mich ausdruckslos an.
    »Junior?«, sage ich. Die Angst schnürt mir die Kehle zu.
    Victria tritt hinter Bartie und Junior hervor. »Tut mir leid«, sagt sie und lässt die hellgrünen Verpackungen zu Boden segeln. »Aber ich will Orion zurückhaben.«
    Sie hat eine Waffe in der Hand, einen kleinen Revolver. »Woher hast du …?«, frage ich.
    »Doc hat sie mir gegeben. Er wusste … dass ich Schutz brauche. Und als er mir gesagt hat, dass er Orion zurückholen wird, musste ich ihm helfen.«
    Mir bleibt der Mund offen stehen. Ich habe schon so viele Seiten von Victria kennengelernt – unglücklich verliebt, missbraucht, von den Freunden vergessen. Aber als Verräterin hätte ich sie nie gesehen.
    Sie baut sich zwischen Doc und der Kryo-Röhre mit Orions gefrorenem Körper auf. Und sie lässt die Waffe kein einziges Mal sinken.
    Junior und Bartie starren stumpf vor sich hin. Beiden klebt ein hellgrünes Pflaster im Nacken.

65
    Junior
    »Nein, nein, nein«, flüstert Amy.
    Ihre Worte erinnern mich … an … etwas .
    Aber alles ist so … langsam.
    »Bleib zurück«, befiehlt Doc.
    Ich bemühe mich, die Situation zu … begreifen …
    »Geht es dir gut?«, fragt mich Amy.
    Natürlich. Wieso auch nicht?
    Doc. Er hat etwas in der Hand, das aussieht, wie eine halbe Orange. Senfgelb.
    »Ich werde uns alle in die Luft sprengen«, sagt Doc, »wenn es nicht anders geht. Wir müssen das Schiff schützen. Oder ich könnte dich von Victria erschießen lassen. Ja. So machen wir es. Das erleichtert die Entsorgung.«
    »Ich … ich weiß nicht wie«, sagt Victria leise.
    »Es ist ganz einfach, meine Liebe«, sagt Doc. »Du musst nur die Waffe auf sie richten und den Abzug betätigen. Auf diese Entfernung kannst du sie nicht verfehlen.«
    Seine Worte bedeuten etwas. Da bin ich ganz sicher.
    Aber … was?
    Amy weint. Nur eine Träne im rechten Augenwinkel, aber ich bemerke es trotzdem.
    Kann nichts tun.
    Worte umwabern mich. Laut. Wütend. Flehend.
    »Wenn er eine solche Ablenkung ist«, sagt Doc, »sollten wir ihn vielleicht gleich töten.«
    »Nicht Junior!«, schreit Amy und schiebt mich hinter sich.
    Ich fühle mich grau.
    Und verschwommen.
    » Junior! «, befiehlt Doc laut. »Zeig mir, was in deiner Tasche ist!«
    Ich gehorche.
    Drähte.
    Hübsche Drähte.
    Rot.
    Gelb.
    Schwarz.
    Drähte.
    »Setz sie wieder in die Phyduspumpe ein«, befiehlt Doc. »Du weißt, dass du es willst.«
    Ich gehorche.
    Ich weiß, dass ich es will.
    Ich schlurfe auf die Pumpe zu.
    Etwas hält mich auf.
    Etwas zieht mich zurück.
    Ich versuche, immer noch zu gehen.
    Ich komme nicht vom Fleck.
    »Amy«, warnt Doc. »Versuch nicht, ihn aufzuhalten.«
    »Junior«, flüstert mir Amys Stimme ins Ohr. »Junior, kämpf dagegen an. Du willst die Phyduspumpe nicht wieder benutzen. Du brauchst keine Drogen zum Regieren. Du machst das auch ohne Drogen sehr gut. Kämpf dagegen an. Sei du selbst.«
    »Amy«, warnt Doc. »Du weißt, dass ich dich töten werde. Oder ihn. Du weißt genau, dass ich es tun werde.«
    Meine Beine bewegen sich auf und ab und ich gehe vorwärts.
    Zur Phyduspumpe.
    Die Drähte wieder einsetzen.
    Ich wusste immer, dass ich das tun muss.

66
    Amy
    Junior steht mit den Drähten in der Hand an der Phyduspumpe, aber es sieht aus, als könnte er sie nicht einsetzen. Er steht reglos da und starrt in die Mechanik. Ich frage mich, wie lange er diese Drähte schon in der Tasche hat. Er muss sie jeden Tag einstecken, wenn er sich anzieht, so wie ich meine Kette umlege oder mein Kopftuch binde. Hat er sie bei sich getragen, um eine Erinnerung daran zu haben, wie es einmal war und nie wieder werden soll, oder weil er nicht vergessen wollte, dass er dieselbe Macht über die Menschen haben kann wie der Älteste, wenn er nur will?
    Doc starrt Orion durch die Glasscheibe an. »Er hat mir alles anvertraut. Ich habe ihn am Leben gelassen. Ich habe ihm geholfen zu entkommen. Er hat sich lange Zeit vor mir versteckt – ich wusste nicht, dass er der Archivar war; ich wusste nicht, dass er all die Jahre direkt neben mir gelebt hat. Aber bevor du ihn eingefroren hast, hat er mir seine Geheimnisse verraten. Und ich werde sein Vertrauen nicht missbrauchen – so wie du.«
    Doc geht hinüber zu Junior. Ich will ihm in den Weg

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