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Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Godspeed Bd. 2 - Die Suche

Titel: Godspeed Bd. 2 - Die Suche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beth Revis
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und ich habe ihm dafür bestimmt eine Stunde lang die Meinung gesagt. Schließlich hat er die Hände gehoben, gelacht und gesagt, dass ich glauben kann, was ich will, solange ich meinen Glauben so vehement verteidige. Die Ironie daran ist nur, dass mir alles, was mich ausmacht, darunter auch alles, woran ich früher geglaubt habe, durch die Finger rinnt.
    Vorher war alles einfacher. Vollkommen durchgeplant. Meine Eltern und ich würden eingefroren werden. Dreihundert Jahre später würden wir wieder aufwachen. Der Planet würde da sein und auf uns warten.
    Aber das Einzige, was davon wirklich passiert ist, war das Einfrieren. Und dann wurde ich zu früh wiederbelebt. Nein. Er hat mich zu früh geweckt. Junior. Das kann ich nicht vergessen. Ich kann nicht vergessen, dass es seine Schuld ist, dass ich hier bin. Ich werde nicht zulassen, dass die drei Monate, die ich seitdem mit ihm verbracht habe, das Leben aufwiegen, das er mir genommen hat.
    Einen kurzen Moment sehe ich Juniors Gesicht vor mir – nicht gut aussehend und erhaben, wie ich es jetzt kenne, sondern verschwommen und verwässert wie bei unserer ersten Begegnung, als er sich über meinen nackten zitternden Körper gebeugt und mich aus der Flüssigkeit in meinem Glassarg gezogen hat, in der er mich gefunden hat. Ich erinnere mich an den warmen Ton seiner Stimme, als er mir versichert hat, dass alles gut werden würde.
    Was für ein Lügner.
    Obwohl … eigentlich kann man das so nicht sagen. Von allen auf diesem Schiff, die gefrorenen Körper meiner Eltern eingeschlossen, war Junior der Einzige, der mir die Wahrheit gesagt und dann abgewartet hat, wie ich sie aufnehmen würde.
    Das verwässerte Bild von Junior wird vor meinem inneren Auge immer schärfer. Jetzt sehe ich ihn nicht mehr durch die Kryo-Flüssigkeit; ich sehe ihn im Regen. An jenem Abend auf dem Versorgerdeck, als es aus der Sprinkleranlage in der Decke so heftig auf uns »herabgeregnet« hat, dass sich die Blumen unter den dicken Tropfen neigten. Da war ich noch verängstigt und verunsichert gewesen, und die Wassertropfen waren Junior aus den Haaren über die hohen Wangenknochen gelaufen, bis hinunter zu seinen vollen Lippen …
    Ich schüttele den Kopf. Ich kann ihn nicht hassen. Aber ich kann ihn auch nicht … Also, auf jeden Fall kann ich ihn nicht hassen.
    Wen ich hassen kann? Orion.
    Ich schlinge die Arme um die Knie und schaue auf zu den eingefrorenen Gesichtern meiner Eltern. Das Schlimmste daran, zu früh geweckt worden zu sein, ohne meine Eltern, auf einem Schiff, das so verkorkst ist wie dieses hier, ist die Tatsache, dass man nichts tun kann, außer die Zeit totzuschlagen und sich selbst zu bemitleiden.
    Hier weiß ich nicht einmal, wer ich bin. Ohne meine Eltern bin ich keine Tochter. Ohne die Erde komme ich mir kaum noch wie ein Mensch vor. Ich brauche irgendetwas . Etwas, das meinem Dasein wieder einen Sinn gibt. Etwas, das mich ausmacht.
    Ein weiterer Tropfen platscht auf den Boden.
    Es ist achtundneunzig Tage her, seit ich wiederbelebt wurde. Mehr als drei Monate. Und was fünfzig Jahre sein sollten, bis wir landen, ist jetzt nur noch ein Fragezeichen. Werden wir überhaupt jemals landen?
    Das ist die Frage, die mich jeden Tag hier heruntertreibt. Die Frage, die mich veranlasst, die Kryo-Kammern meiner Eltern zu öffnen und ihre gefrorenen Körper anzustarren. Werden wir jemals landen? Wenn das Raumschiff wirklich verloren im All herumtreibt und den Planeten niemals erreichen wird … dann kann ich meine Eltern aufwecken.
    Allerdings habe ich Junior versprochen, dass ich es nicht tun werde. Vor etwa einem Monat habe ich ihn gefragt, welchen Sinn es haben soll, meine Eltern eingefroren zu lassen. Wenn wir niemals landen werden, könnte ich sie doch ebenso gut schon jetzt wiederbeleben.
    Als sein Blick meinen traf, konnte ich Mitgefühl und Sorge darin erkennen. »Das Schiff wird landen.«
    Ich brauchte eine Weile, um zu kapieren, was er damit meinte. Das Schiff wird landen. Nur wir nicht. Also halte ich das Versprechen, das ich ihm und meinen Eltern gegeben habe. Ich werde sie nicht aufwecken. Nicht, solange es noch eine Chance gibt, dass ihr Traum von einer neuen Welt in Erfüllung geht.
    Im Moment bin ich noch dazu bereit, an diese Chance zu glauben. Aber nach weiteren achtundneunzig Tagen? Dann wird es mir vielleicht egal sein, ob das Schiff irgendwann landet. Vielleicht werde ich dann tapfer genug sein, den Reanimationsknopf zu drücken und die Kryo-Boxen vollständig

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