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Goebel, Joey

Goebel, Joey

Titel: Goebel, Joey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heartland
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nicht ein Einzelkind?«
    »Nein. Blue Gene hier ist in Wirklichkeit sein Bruder.«
    »Wirklich?«
    »Ja!«
    »Ach. Na, dann gehen Sie beide besser schnell da rein«, sagte die Krankenschwester. »Er wartet schon.«
    [708] Feuerwerk oder Gewehrschüsse?
    Ganz gleich, was für ein Lärm es war, Elizabeths Unterbewusstsein folgte ihm, als sie durch das zerklüftete Innere eines Wurmlochs und durch ihre tiefste Körperöffnung und in ihr Schlafzimmer aus Kindertagen stieg, wo ein Engel auf ihrem Fensterbrett saß.
    »Ist das ein Feuerwerk, oder sind es Gewehrschüsse?«, fragte sie den Engel, einen geschlechtslosen Gestaltwandler, der die Form von allem Möglichen annahm, angefangen bei Eierpunsch über Paul McCartney bis zu einem Strand. Der Engel sagte ihr per Gedankenübertragung, sie müsse nach draußen gehen, und wie aufs Stichwort verbeugte sich das ganze Draußen vor ihr.
    Das Plop-Plop wurde zu lautem Knallen, und dann, trotz seiner Lautstärke, von einem gewaltigen industriellen Grollen übertönt. Ein bedrohlicher Tross hell leuchtender Panzer rumpelte durch die Main Street, schlich voran in einer Schlangenlinie, die jenseits des Horizonts begann. Der wolkenlose Himmel wurde in ein malvenfarbenes Leuchten getaucht, das irgendwie nicht von dieser Welt war, und anstelle der Sonne war jetzt ein dunkelroter Klumpen. Es blitzte, doch die Blitze verschwanden nicht wieder, so dass der Himmel aussah, als hätte er dauerhaft seine glühend weißen Nerven entblößt.
    Elizabeth, inzwischen ein auf dem Boden kauerndes kleines Mädchen, drehte sich fragend nach dem Engel um, doch der war verschwunden. Dann merkte sie, dass sie oben auf ihrem Haus stand, das die Erde überragte und seinen Schatten auf die restliche, ehemals malerische Main Street warf, deren Häuser wie Schuhkartons aussahen und in deren Rinnsteinen sich der Durchfall staute.
    [709] Alle Autos standen. Offenbar standen sie seit Jahren dort herum, da sie komplett durchgerostet waren, so dass ihnen nichts anderes übrigblieb, als sich von den schwerfälligen Panzern langsam zerquetschen zu lassen.
    Dann blieben alle Panzer in derselben Sekunde stehen, was eine beklemmende Stille zur Folge hatte. Aus den Geschütztürmen ergossen sich endlose Massen von Soldaten, die allesamt die Größe, Form und Tarnkleidung von Menschen hatten, aber in Wirklichkeit gar keine waren. Sie bewegten sich ruckhaft, und ihre Gesichter waren verschwommene Flecken aus Haut und Nacht. Schaurig leise und geisterartig, verteilten sich Tausende von ihnen, mit Gewehren bewaffnet, auf den versengten Rasenflächen, und alle wussten auch ohne den geringsten Informationsaustausch genau, wohin sie gehen mussten.
    All die ameisengroßen Menschen kamen aus ihren Schuhkartons und auf ihre Rasen. Als Elizabeth sah, dass sie alle nackt waren, blickte sie an sich hinunter und merkte, dass sie das glitzernde Abendkleid eines unsterblichen Starlets trug. Alle nackten Menschen drehten sich zu ihr um und zischten, was ihr Angst machte, bis ihr klar wurde, dass sie um Hilfe riefen, und das Zischen tatsächlich aus dem Erdboden kam, in dem sich plötzlich breite Risse auftaten, die sich nie würden verschließen lassen und über denen syphilitische Dirnen einen Spagat machten. Das Zischen wurde lauter und lauter, bis es von einer Detonation abgelöst wurde, die so viel Energie abgab, dass der Fluss aufwärtsströmte.
    Voller Entsetzen schwebte Elizabeth von dieser Szenerie weg und kam in einen makellosen weißen Raum, der von der verborgenen Atmosphäre eines Allerheiligsten erfüllt war. Sie [710] sah jemanden auf einem extragroßen Bett sitzen und hatte zunächst das Gefühl, in der Gegenwart ihres Vaters zu sein.
    Der Mann entpuppte sich als Baby. Dieses Baby war so riesig, dass sein Scheitel New York war und sein Rektum Los Angeles. Es hatte lange, goldene Haare und eine silberne Windel um, und Lichtstrahlen drangen aus seinen zwölf Körperöffnungen. Obwohl der Mann ein Kleinkind war, wirkte er irgendwie uralt und verrottet, all seine scheußlichen lila Adern waren zu sehen. Er sah träge nach unten und lächelte Elizabeth an.
    »He, Mom«, sagte er.
    »Bist du das, John? Was fehlt dir denn?«
    »Mir fehlt überhaupt nichts. Mich hat die Siegesseuche erwischt.«
    »Wir müssen dich hier rausbringen.«
    »Warum?«
    »Wir sind im Krieg. Wir werden angegriffen. Sie fallen über uns her.«
    »Mutter, wir werden nicht angegriffen«, sagte das Baby wie zu einer Schwachsinnigen. »Diese Soldaten sind auf

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