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Goebel, Joey

Goebel, Joey

Titel: Goebel, Joey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heartland
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Halloween-Wahlkundgebung gebracht. Ich habe dafür gesorgt, dass jemand gegen dich antrat.«
    »Wir könnten uns die ganze Nacht darüber streiten, wer angefangen hat. Beispielsweise könnte ich sagen, Dad und ich haben schließlich das Commonwealth-Center geschlossen und dich dadurch provoziert.«
    »Ich finde, wir sollten ein wenig nachsichtiger miteinander umgehen.«
    »Das sehe ich genauso, aber ich nehme alle Schuld auf mich, und ich habe es dir erzählt, weil ich es irgendwem gestehen musste. Dafür habe ich dich ausgewählt, weil die Familie das mit dir und mir dein Leben lang geheim gehalten hat, und ich wollte, dass wir beide ein eigenes Geheimnis haben, das kein Mensch auf der Welt kennt.«
    »Tja, danke, dass du’s mir erzählt hast. Ich sag’s auch keinem weiter.«
    [702] »Das weiß ich. Ich musste es jemandem sagen. Das ist eine Sache zwischen dir, mir und Gott.«
    »Und Arthur, falls er dich hören kann.«
    »Falls er das überlebt, verbringe ich den Rest meines Lebens damit, das wiedergutzumachen, was ich ihm angetan habe. Ich schwör’s.«
    »Und wenn er stirbt?«
    »Dann bringe ich mich um.«
    »Also echt jetzt, John.«
    »Mein Leben lang habe ich anderen Menschen immer nur Kummer bereitet.«
    »Erspar uns dein Selbstmitleid.«
    »Du klingst wie Dad.«
    »Entschuldige.«
    »Ich sorge bloß dafür, dass Menschen sterben. Wie Arthur. Und deine Mom.«
    Blue Gene sah John an, sprachlos.
    »Ich habe ihr das angetan. Ich habe ihre Kindheit geraubt. Genauso gut hätte ich ihr eine Kugel verpassen können. Doch ich bin froh, dass du dabei herausgekommen bist. Damit du mich nicht falsch verstehst.«
    John rutschte mit seinem Stuhl wieder neben Arthur. Es gab eine kurze Stille, die Blue Gene schließlich mit einer Frage durchbrach. »Wie war sie so?«
    »Deine Mutter?«
    »Ja. Darf ich das fragen?«
    »Klar. Sie war still. Schüchtern, könnte man wohl sagen. Sie war das stillste Mädchen in der ganzen Klasse. Und sie hatte einen Trick drauf. Der war echt cool. Sie konnte immer genau die Uhrzeit raten, ohne einen Blick auf eine Uhr [703] zu werfen.« Blue Gene grinste. »Was willst du sonst noch über sie wissen?«
    »Hm? Och – das reicht erst mal. Hast du sie im Arm gehalten?«
    »Ob ich sie im Arm gehalten habe?«
    »Ja.«
    »Ja. Ich habe sie wohl ein- oder zweimal im Arm gehalten. Ich weiß noch, dass da nicht viel zu halten war. Ich meine, sie war so mager. Nichts als Haut und Knochen.«
    »Warum dann sie ?«
    John wollte etwas sagen, brach wieder ab. In ihm stieg ein schreckliches Schamgefühl auf, und als er Blue Gene ansah, merkte er, wie sich hinter seinen Augäpfeln Druck aufbaute. Sie fühlten sich an, als würden sie gemästet. »Ich«, sagte er leise, »ich möchte lieber nicht riskieren, dass er das hört.« John erhob sich und bedeutete Blue Gene, ihm aus dem Zimmer zu folgen.
    »Ist schon gut. Vergiss es. Willste ’n bisschen fernsehen?«
    »Nein.« John, immer noch in seinen grauen, baumwollenen Schlafshorts und einem T -Shirt, bugsierte Blue Gene in den Flur. Dort war es jetzt, zehn nach neun Uhr abends, ruhig, wenn man von dem fernen Gemurmel von Menschen im Fernsehen absah. Eine einzelne Krankenschwester schlenderte von einem Zimmer zum anderen.
    Dann sprach John, langsam und sorgfältig, wie jemand, der eine neue Sprache lernte. »Ich habe mir ausgerechnet Tammy Munly ausgesucht, weil ich mir alle Mädchen der Klasse angesehen hatte, und sie schien mir von allen die Unbedeutendste.«
    Als John sich das sagen hörte, löste sich tief in seinem [704] Inneren ein dicker Kloß. Blue Gene betrachtete die weißen Fliesen unter sich. Er wirkte ängstlich, der Bereich um seine Augen sah aus wie dunkle Höhlen. Als Johns gemästete Augäpfel nass wurden, zog sich ein feuchter Schleier vor Blue Gene. John behielt die Tränen für sich, und durch den Schleier meinte er zu sehen, dass Blue Gene die Mütze abnahm. Nachdem John ein paarmal geblinzelt hatte, wobei ein Tränenpaar seine unrasierten Wangen hinunterrann, sah er, dass er recht hatte. Blue Gene hielt die Mütze in der Hand und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar.
    »Manchmal krieg ich von der Mütze ’n heißen Kopf«, knurrte er.
    »Jackie sagte, du hast ihr bei der Rede geholfen.«
    »Ja.«
    »Das war eine gute Rede.«
    »Danke.«
    »Ihr habt von Schutzengeln gesprochen. Mom hat einmal gesagt, Tammy sei dein Schutzengel. Sie habe über dir gewacht und dich damals bei dem Unfall gerettet.« Blue Gene nickte mit geschürzten Lippen

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