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Goethesturm: Hendrik Wilmuts dritter Fall (German Edition)

Goethesturm: Hendrik Wilmuts dritter Fall (German Edition)

Titel: Goethesturm: Hendrik Wilmuts dritter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Köstering
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Blick. Nach wenigen Minuten kam Feinert zurück, verweilte vor
dem Café, erstaunt sah ich ihn dort mit Oberbürgermeister Peter Gärtner reden,
den er wohl zufällig getroffen hatte, bis Hubertus von Wengler aufsprang und zu
den beiden hinausging. Eine hitzige Debatte schien entstanden zu sein.
Schließlich stürmte Martin Feinert herein und rief dem Kellner zu: »Der Chef
zahlt!«, dann rannte er in Richtung Theater davon.
    Hubertus
von Wengler kam wieder an unseren Tisch zurück. Er ging sehr langsam, ich hatte
sogar den Eindruck, er schwankte ein wenig. Hinter ihm erschien der
Oberbürgermeister. Die Gespräche verstummten. Der Intendant setzte sich
schwerfällig. Peter Gärtner nahm neben ihm Platz, dort, wo zuvor der Regisseur
gesessen hatte. Alle starrten Hubertus von Wengler an. Er leerte sein
Rotweinglas in einem Zug. Dann setzte er es vorsichtig ab, drehte es am Stil ein
paarmal um die eigene Achse und sagte: »Frau Pajak wird wohl nicht mehr kommen.
Sie ist spurlos verschwunden!«
    Ich war
überzeugt, dass im Moment keiner von uns wirklich verstand, was das bedeutete.
»Herr von Wengler, was meinen Sie denn mit spurlos verschwunden ?«
    Der
Intendant starrte auf sein Glas. »Sie hat das Theater nach der Generalprobe
verlassen«, antwortete er. »Eigentlich wollte sie hierher ins Café kommen.
Seitdem ist sie … weg. Unauffindbar. Verschollen.«
    »Nun
ja«, meinte Benno, »vielleicht hatte sie doch keine Lust mehr, mit uns zu
reden, und ist direkt nach Hause gegangen. Könnte man ja verstehen.«
    Hubertus
von Wengler schüttelte heftig den Kopf. »Nein, nein, ihr Ehemann hat die Suche
ja überhaupt erst in Gang gesetzt, er wollte sie anrufen, aber ihr Handy war
ausgeschaltet, was sehr ungewöhnlich ist. Sagt er jedenfalls. Dann hat er
unseren Pförtner angerufen, der wiederum Herrn Feinert. Frau Pajak ist nicht zu
Hause, sie ist auch nicht hier und nicht bei ihrer Freundin. Herr Feinert und
zwei Kollegen suchen gerade das gesamte Theater ab. Ich weiß nicht …« Er
stockte.
    »Was
meinen Sie?«
    »Ich
habe ein ganz ungutes Gefühl, so als sei ihr … etwas zugestoßen.« Er fuhr sich
mit der Hand über die schweißnasse Stirn. »Wir müssen die Polizei einschalten!«
    »Herr
von Wengler, ich bitte Sie …«, der Oberbürgermeister sprach ruhig und
bedächtig. »Es muss ja nicht gleich etwas passiert sein. Außerdem sind erst
zwei Stunden vergangen, da kann die Polizei noch nichts unternehmen. Das löst
sich bestimmt bis morgen wieder auf.«
    Der
Intendant zog seine Augenbrauen hoch. »Aber wenn nicht, dann habe ich am
Samstag keine Besetzung für die Marie. Und das bei meiner ersten Premiere in
Weimar!«
    »Gibt
es denn keine Zweitbesetzung?«, fragte Hanna.
    »In
diesem Fall schon, nur … Frau Kirschnig ist leider erkrankt.« Er stockte.
    »Hoffentlich
nichts Ernstes?«, fragte Sophie. Offensichtlich wollte sie die Lücke ausfüllen,
die von Wenglers Zögern hinterlassen hatte. Ich vermutete auch ein gewisses
berufliches Interesse. Sophie arbeitete als Oberärztin im Weimarer Krankenhaus.
    »Nein,
nein«, antwortete der Generalintendant nachdenklich, »nichts Schwerwiegendes,
eine Grippe. Sie muss aber liegen, die Premiere wird sie auf keinen Fall
spielen können.«
    Es
blieb lange still.
    Dann
erklang eine Stimme aus der gegenüberliegenden Ecke, dort, wo Benno saß. Ich
drehte mich um. Reinhardt Liebrich. »In dem Bemühen zu helfen, habe ich, auch
wenn mein Seelenzustand angesichts des Verschwindens von Frau Pajak dies kaum
zulässt, doch einen Vorschlag zu unterbreiten. Dana Hartmannsberger ist in der
Stadt, sie hat die Marie durch Zufall soeben am Frankfurter Schauspiel gegeben.
Sie könnte die Rolle noch am selbigen Tage übernehmen.«

2. Zu Hause
     
    Wir bewohnten Hannas Elternhaus
in der Humboldtstraße, ganz oben auf dem Berg, hinter dem Sender. Vor drei
Jahren, nach dem Tod ihrer Mutter, hatten wir es übernommen und stilgerecht
renoviert. Ich liebte nicht nur Hanna, sondern auch dieses alte Haus, mit
seinem steilen Dach, den geschwungenen Gauben und den beiden großen Tannen im
Vorgarten. Ein wenig ähnelte es wohl dem Haus meiner Großeltern, nur ein paar
Minuten entfernt, in dem ich zu DDR-Zeiten so oft meine Sommerferien verbracht
hatte, und das nun leider nicht mehr in Familienbesitz war.
    Am
nächsten Morgen gegen 6.30 Uhr klingelte unser Telefon. Es war ein Donnerstag.
An diesem Wochentag konnte ich eigentlich ausschlafen, da ich erst um 10 Uhr
zur wöchentlichen Besprechung mit

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