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Götter der Nacht

Titel: Götter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Grimbert
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Magie des Wassers. Ein Gebiet, auf dem er sich noch nie versucht hatte, nicht einmal in der Theorie.
    Das Wasser entspricht dem Leben, hatte Corenn gesagt. Es ist ein unverzichtbares Element, denn nur dank ihm kann sich dein Körper bewegen und dein Geist denken. Um den Krieger gesund zu machen, musste Yan auf den Wasserbestandteil in ihm einwirken, ihn anregen und stärken.
    So dachte er sich das. Doch er hatte bislang nur mit dem Erdbestandteil zu tun gehabt und nicht die geringste Ahnung, ob es sich mit dem Wasser genauso verhielt.
    Er beschloss, erst einmal einen Versuch zu wagen, diesen Teil in Grigáns Innern nur ganz vorsichtig zu erfühlen. Wenn er das Element des Wassers in ihm erkennen konnte, würde er ihn bestimmt behandeln können.
    Er konzentrierte sich langsam, ruhig, gewissenhaft. Nach und nach verlor er all seine Sinne: zuerst den Geschmack, dann den Geruch, den Tastsinn, das Gehör und zuletzt die Sicht. Alles, was nicht Grigán war, verschwand aus seiner Welt. Yan war nun völlig in das Wesen des Kriegers versunken.
    Die Komplexität der menschlichen Bestandteile machte
ihn schwindeln. Bisher hatte er seine magischen Kräfte nur auf unbelebte Gegenstände angewandt. Zum ersten Mal konzentrierte er sich auf ein Lebewesen. Er sah die Erde, den ersten Bestandteil, den er kennengelernt hatte. Und er sah auch die anderen.
    Er sah das Wasser und erkannte sofort, dass sein Vorhaben scheitern würde. Es war nur eine geistige Vorstellung des Wassers, und er nahm sie in Gestalt einer vielflächigen Eisskulptur wahr. Niemals würde er es wagen, seinen Willen auf etwas so Zerbrechliches zu richten. Nicht, bevor er nicht mehr darüber wusste.
    Er sah das Feuer, das alles verschlingende Feuer. Das Feuer, das alle Dinge und Wesen dazu antrieb, sich zu verändern. Raupen zu Schmetterlingen. Säuglinge zu Erwachsenen. Lebende zu Leichen.
    Grigáns Feuer ließ sein Wasser schmelzen. Yan hatte den Eindruck, in dieses Feuer hineinblasen, es eindämmen, vielleicht sogar löschen zu können. Aber was würde dann geschehen? Er vermochte es sich nicht vorzustellen. Sein Freund wäre für immer verändert. Niemals würde er eine solche Verantwortung auf sich nehmen. Und Corenn hatte ihn gewarnt: Die Disziplin des Feuers war gefährlicher als alle anderen, auch wenn sie am leichtesten wirkte. Sie war die Schwarze Magie.
    Zuletzt sah er den Wind. Grigáns Geist. Seine Seele, seine Träume, seine Gefühle und Gedanken … Die schwierigste aller Disziplinen. Er erschien Yan in der Gestalt einer Dunstwolke, die über der Eisskulptur schwebte. Er konnte der Versuchung nicht widerstehen, in sie einzutauchen, und wurde sofort von einer Flut verschiedener Bilder überwältigt. Es war wie eine Offenbarung. Und wenn …
    Wenn …

    Irgendetwas störte seine Konzentration und holte ihn gewaltsam in die Wirklichkeit zurück. Erschrocken erkannte Yan, dass er während der ganzen Zeit, in der er versunken gewesen war, seinen Willen immer weiter hatte anschwellen lassen. In seiner Verzweiflung richtete er diese angestaute Kraft auf eine Wand und ließ los. Dann machte er sich auf die Reglosigkeit gefasst, die auf ihn zurückfallen würde.
    Das Gefühl war entsetzlich. Es war nicht im eigentlichen Sinne schmerzhaft. Seine Sinne kehrten immer mit aller Wucht zurück, doch das dauerte nie länger als einen Augenblick. Viel schlimmer waren die Kälte und die Ermattung, die von ihm Besitz ergriffen, allumfassend, unentrinnbar, bis er das Gefühl hatte, er könnte diesmal daran sterben …
    Die Zeit schritt voran. Der Kräfteaustausch zwischen seinem Körper und dem Rest der Welt legte sich. Das Gleichgewicht stellte sich wieder ein, und sein Leiden verging.
    Eine sichtlich erschütterte Lana stand in der Tür. Ihr Blick wanderte von der Wand, in der ein Riss klaffte, zu dem leichenblassen Jungen, der in einem Sessel kauerte. Für sie hatte das Ganze nicht länger als einen Augenblick gedauert. Yan hingegen hatte eine der entsetzlichsten Erfahrungen seines Lebens durchstanden.
    Eine Erfahrung, die sich noch als wertvoll erweisen würde.
     
     
     
    »Fremden ist der Zutritt zur altehrwürdigen Bibliothek verboten«, erklärte Sapone, der es sich in einem Sessel bequem gemacht hatte, in dem gut und gern drei Personen Platz gefunden hätten. »Ich weiß, dass Euch solche Argumente nicht kümmern. In mein Haus seid Ihr ja auch einfach eingedrungen. Trotzdem ist das ein Problem.«

    »Dort, wo wir herkommen«, gab Rey zurück, »pflegt man

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