Göttin der Rosen
einen bösen Blick zuwarf.
»O mein Gott, entschuldigen Sie«, sagte Blair. »Ich hatte einen Frosch im Hals.«
»Blair, Schätzchen, ich hätte gern ein Glas Chianti, wie üblich.« Mikki sah Arnold an, der immer noch lächelte. »Haben Sie Hunger?«, fragte sie. »Ich habe heute noch nicht zu Mittag gegessen und hätte Lust auf eine Vorspeise.«
»Klingt gut.«
»Sehr schön. Wie wäre es mit dem Olivenbrot? Das erinnert mich an Italien.«
Arnold nickte, und Blair eilte davon.
»Sie sind also ein Conroy-Fan?«, kam Arnold auf ihr Gesprächsthema zurück, als sie wieder allein waren. »Welches ist Ihr Lieblingsbuch?«
»Wahrscheinlich Die Herren der Insel , aber ich liebe sie alle.« Mikki strich über das Cover von Arnolds Buch, bevor sie es ihm zurückreichte. »Das hier habe ich noch nicht gelesen.«
»Das sollten Sie aber unbedingt tun. Er gibt ein paar wirklich erstaunliche Einblicke in sein Leben.«
»Ich werde es mir auf jeden Fall besorgen.« Sie tauschten einen Blick vollkommener Übereinstimmung aus, und Mikki spürte erneut diese unerwartete Hoffnung in sich aufsteigen. »Sie haben gesagt, er wäre auf Ihrer Top-Ten-Liste. Wer ist da sonst noch drauf?«
Arnold beugte sich vor, offensichtlich so interessiert an dem Thema, wie es nur ein wahrer Bücherfreund sein konnte. Nein, er war nicht traditionell gutaussehend, und normalerweise bevorzugte sie größere Männer – und jüngere. Aber er hatte etwas Besonderes an sich, etwas Intelligentes und Erfahrenes und sehr Attraktives.
»Es ist schwer, die Liste auf zehn Titel zu begrenzen. Neben Conroy wäre da auf jeden Fall Herman Wouk.«
» Der Feuersturm . Was für ein tolles Buch!«, rief Mikki begeistert.
»Und nicht zu vergessen Der Krieg .«
»Oh, ja!«
»Dann wäre da noch James Clavell«, fuhr Arnold fort.
» Rattenkönig, Tai-Pan und das Beste vom Besten: Shogun «, zählte sie Clavells Romane auf und nickte Blair nur kurz zu, als er ihnen Wein und Olivenbrot brachte.
»Die Mini-Serie mochte ich aber nicht.«
»Richard Chamberlain als Blackthorne? Also bitte. Nein, nein, nein. Ich finde es schrecklich, wenn ein großartiges Buch für eine kitschige Mini-Serie herhalten muss.«
»Ganz anders aber war das bei einem meiner anderen Lieblingsautoren – bei Larry McMurtys Weg in die Wildnis .«
Mikki verschluckte sich fast an ihrem Olivenbrot. »Ich habe das Buch geliebt, aber auch die Mini-Serie!«
Und das war der Startschuss zu einer angeregten Diskussion über die Welt, wie ihre gemeinsamen Lieblingsautoren sie in ihren Büchern eingefangen hatten, von McMurtys Westen bis zu Wilbur Smiths Afrika. Irgendwie schafften sie es zwischendurch auch noch, zu bestellen und zu Abend zu essen. Mikki fühlte sich wie im Traum. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal so ein faszinierendes Gespräch mit einem Mann geführt hatte. Mit ihren Freundinnen waren lockere, interessante Unterhaltungen an der Tagesordnung, aber mit Männern schien das – zumindest Mikkis Erfahrung nach – so gut wie unmöglich. Und jetzt saß sie hier und war so vertieft in ihr Gespräch mit Arnold, dass sie gar nicht merkte, wie die Zeit verflog. Sie trank drei Gläser Chianti, aß ein köstliches Dinner, und als Nachtisch bestellte sie einen Irish Coffee statt dem Schokoladenkuchen, mit dem sie vorher geliebäugelt hatte. Als sie schließlich doch einen Blick auf die Uhr warf, stellte sie überrascht fest, dass schon fast zwei Stunden vergangen waren.
Während sie an ihrem Kaffee nippte, spürte sie erneut, wie Arnold sie aufmerksam musterte. Die Verwunderung stand ihm so deutlich ins Gesicht geschrieben, dass sie lächelte und fragte: »Was ist denn?«
»Es ist einfach unglaublich.«
»Ehrlich gesagt dachte ich gerade genau das Gleiche«, erwiderte sie etwas schüchtern.
»Ich kann es nicht fassen, dass ich eine Frau gefunden habe, die nicht nur diese kitschigen Liebesromane liest.«
Seine Worte waren wie ein kalter Wasserguss, der sie aus ihrer wohligen Tagträumerei riss. Hatte er gerade wirklich »kitschige Liebesromane« gesagt? Meinte er damit etwa die wunderbaren Romane von Nora Roberts, Mary Janice Davidson, Susan Grant, Gena Showalter, Sharon Sala, Merline Lovelace und einer Menge anderer Autorinnen, die ihr viele Nächte versüßten, sie zum Lachen und zum Weinen und zum glücklich Aufseufzen gebracht hatten?
»Was wollen Sie damit sagen?«
Ohne ihren veränderten Tonfall zu bemerken, fuhr er fort: »Es ist wirklich ungewöhnlich, dass
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