Göttin der Rosen
süß?«
»Süß?«, kiekste Blair. »Er ist einfach köstlich!«
Sie straffte die Schultern. »Gut. Ich meine, ich hab auch nichts anderes erwartet. Du weißt, dass Nelly mich nie mit einem hässlichen Kerl verkuppeln würde.« Das entsprach durchaus der Wahrheit – allerdings war es nicht das Aussehen, das einen Mann ausmachte. »Okay, bring mich zu ihm. Ich bin bereit, den dunklen, gefährlichen Fremden kennenzulernen.«
»Bitte folgen Sie mir, Mademoiselle«, forderte Blair sie in seinem besten versnobten Oberkellner-Ton auf, griff sich eine Speisekarte und machte sich auf den Weg zum abgetrennten Bereich im hinteren Teil des Restaurants.
»Hey.« Mikki zupfte an seinem Ärmel. »Das ist der Bereich für besonders heiße Dates.«
»Na klar«, erwiderte Blair, und seine Augen glitzerten. »Er hat um ein bisschen Privatsphäre gebeten.«
»Oh.«
»Anscheinend hast du dir mit diesem Typen weit mehr eingehandelt, als du dachtest, Süße«, sagte Blair in seinem absolut entsetzlichen John-Wayne-Akzent.
»Kein John Wayne heute. Bitte. Mir ist sowieso schon ganz schlecht vor Aufregung.«
»Ach, entspann dich. Ich hab ein gutes Gefühl bei dem Kerl.«
Mikki folgte Blair in das dezent beleuchtete Hinterzimmer des Restaurants, wo Pärchen in intimer Atmosphäre zusammensaßen und sich angeregt unterhielten. Blair trat zur Seite, damit sie von allen Gästen gesehen werden konnte, und im gleichen Moment blickte ein Mann in einem teuren schwarzen Anzug und einem geschmackvollen grünen Seidenpullover von dem Buch auf, in dem er gelesen hatte. Sein Kopf war kahlrasiert, und das Licht reflektierte in dem kleinen Diamantstecker in seinem linken Ohr. Nellys Beschreibung war absolut korrekt gewesen. Sie hatte gesagt, Arnold Asher wäre »gutaussehend, aber nicht auf die traditionelle Art«, und Mikki stimmte ihr voll und ganz zu. Der Mann sah definitiv interessant aus – dunkel, jungenhafter Charme, aber sehr maskulin. Sie stand nicht auf traditionell gutaussehende Männer – sie hatte bei ihnen oft das gleiche übersättigte Gefühl, wie wenn sie zu viel üppigen Nachtisch verdrückt hatte. Und allzu oft verbarg sich hinter einem hübschen Gesicht eine gähnende Leere. Aber ein ungewöhnlich oder interessant aussehender Mann … Mikki sah, wie er die Rose in ihren Haaren entdeckte und ihr zuwinkte.
»Bingo«, raunte Blair ihr zu.
Mikki lächelte und ging entschlossenen Schrittes auf ihn zu. Als sie sich seinem Tisch näherte, stand Blair auf.
»Sie müssen Mikki Empousai sein«, sagte er und ließ seinen Blick langsam über ihren Körper gleiten.
»Ja, die bin ich, Arnold. Es freut mich sehr, Sie kennenzulernen.«
Sie gab ihm die Hand. Sein Griff war fest und warm und ebenso einladend wie sein Lächeln.
Blair rückte ihren Stuhl zurecht, und sie setzte sich.
»Wow … ich …« Arnold geriet ins Stocken, er klang erstaunt und auch ein bisschen nervös. »Tut mir leid, ich hatte nur gerade das überwältigende Gefühl, dass wir uns schon mal getroffen haben. Obwohl ich natürlich weiß, dass das nicht sein kann.«
Mikki lachte leise und genoss die Bewunderung, die ihm deutlich anzusehen war. »Sind Sie vielleicht Hobby-Hellseher? Davon hat Nelly mir gar nichts erzählt.«
Auch Arnold lachte. »Nein, leider nicht, aber ich bin immer offen für Neues.«
Er musterte sie so eindringlich, dass Mikkis Wangen heiß wurden – schnell senkte sie den Blick auf das Buch, das er gelesen hatte: My Losing Season .
Mikkis Augen wurden groß, und in ihrer Aufregung schnappte sie sich das Buch einfach. »Pat Conroy! Sie mögen Pat Conroy?«
»Er ist definitiv auf meiner Top-Ten-Liste«, antwortete Arnold.
»Auf meiner auch! Ich liebe seine Bücher! Die Herren der Insel , Der Große Santini , Trennende Wasser …«
» Der Gesang des Meeres , Stolz und Ehre «, vervollständigte er die Liste für sie.
»O ja, Gesang des Meeres habe ich geliebt!«
»Ich auch. Fast so sehr wie Die Herren der Insel . Ich fand es ärgerlich, dass Gesang des Meeres so viele schlechte Rezensionen gekriegt hat.«
»Da bin ich ganz Ihrer Meinung«, stimmte sie zu. »Pat Conroys Schreibstil ist Magie! Ich verstehe nicht, wie irgendjemand ihn schlecht finden kann.«
Freudig überrascht lächelten sie sich über den Tisch hinweg an, und Mikki fühlte etwas in sich, was sie seit langem bei keinem Date gespürt hatte – Hoffnung.
Blairs romantisches und total übertriebenes Seufzen verwandelte sich in ein gekünsteltes Husten, als Mikki ihm
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