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Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt

Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt

Titel: Göttlich verdammt - Angelini, J: Göttlich verdammt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Angelini
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lang fürs Einkaufen, Kochen und Abwaschen zuständig, aber um nicht die Wände hochzugehen, musste sie sich unbedingt mit etwas beschäftigen.
    Pasta verbesserte Helens Laune fast immer und Lasagne war die Königin unter den Pastagerichten. Und wenn sie die Pasta selbst herstellte, würde sie stundenlang damit zu tun haben, was genau das war, was sie wollte. Also holte sie Mehl und Eier und machte sich an die Arbeit.
    Als Jerry nach Hause kam, war der leckere Duft das Erste, was er zur Kenntnis nahm. Helen saß am Küchentisch, Mehl klebte in ihrem verschwitzten Gesicht und an ihren Armen, und sie spielte an dem Herzanhänger an der Kette herum, die ihre Mutter ihr gegeben hatte, als sie noch ein Baby war. Jerry sah sich mit großen Augen und angespannten Schultern um.
    »Hab Essen gemacht«, sagte Helen ausdruckslos.
    »Habe ich etwas falsch gemacht?«, fragte er zögernd.
    »Natürlich nicht. Wieso fragst du, ich hab doch nur Essen für dich gekocht.«
    »Wenn eine Frau Stunden damit verbringt, ein aufwendiges Essen zuzubereiten und dann mit mürrischem Gesicht dasitzt,bedeutet das unweigerlich, dass irgendein Kerl etwas total Blödes gemacht hat«, erklärte er immer noch verunsichert. »In meinem Leben gab es nämlich außer dir noch andere Frauen, weißt du?«
    »Hast du Hunger oder nicht?«, fragte Helen mit einem Lächeln und versuchte, ihre miese Laune loszuwerden.
    Der Hunger siegte. Jerry machte den Mund zu und ging sich die Hände waschen. Helen hatte seit dem Frühstück nichts mehr gegessen und hätte eigentlich halb verhungert sein müssen. Aber als sie die erste Gabel voll probiert hatte, merkte sie, dass sie nichts runterbekam. Sie hörte ihrem Vater zu, so gut sie konnte, und schob ihr Lieblingsessen auf dem Teller herum, während Jerry bereits die zweite Portion vertilgte. Als er sie fragte, wie ihr Tag gewesen war, versuchte er unauffällig, sein Essen nachzusalzen. Helen hinderte ihn wie gewöhnlich daran, aber sie hatte nicht genug Energie, um ihm mehr als einsilbige Antworten zu geben.
    Sie ging um neun ins Bett, obwohl ihr Vater noch ein Spiel der Red Sox im Fernsehen sah. Doch als das Spiel um Mitternacht endete und ihr Vater nach oben kam, lag sie immer noch wach. Sie war zwar müde genug zum Schlafen, aber jedes Mal, wenn sie einnickte, hörte sie dieses merkwürdige Geflüster.
    Anfangs hatte sie gedacht, dass es echt war und draußen jemand stand, der ihr einen Streich spielte. Sie ging hinaus auf den Witwensteg auf dem Dach über ihrem Zimmer und versuchte, in der Dunkelheit etwas zu erkennen. Es war alles still. Nicht einmal ein Windstoß, der die Rosenbüsche rund ums Haus bewegt hätte. Sie setzte sich hin und starrte hinaus auf den ruhigen schwarzen Ozean, der sich jenseits der Lichter der Nachbarn erstreckte.
    Sie war eine ganze Weile nicht mehr hier oben gewesen, aber sie fand den Gedanken an die Frauen, die früher hier gestanden und Ausschau nach den Masten der Schiffe ihrer Ehemänner gehalten hatten, total romantisch. Als Helen klein gewesen war, hatte sie immer so getan, als wäre ihre Mutter auf einem dieser Schiffe und dass sie zurückkommen würde, nachdem sie von Piraten oder Kapitän Ahab oder sonst jemandem mit unendlicher Macht entführt worden war. Helen hatte Stunden auf dem Witwensteg zugebracht und den Horizont nach einem Schiff abgesucht. Erst viel später war ihr klar geworden, dass das Schiff nie kommen würde.
    Helen rutschte unbehaglich auf dem harten Boden herum, bis ihr einfiel, dass ihre Schatzkiste noch hier oben stand. Jahrelang hatte ihr Vater ihr verboten, allein auf den Witwensteg zu gehen, weil er Angst hatte, sie könnte abstürzen. Aber es spielte keine Rolle, wie oft er sie dafür bestrafte, sie schlich immer wieder hinauf, knabberte Kekse und träumte vor sich hin. Nach ein paar Monaten hatte Jerry schließlich nachgegeben und es ihr unter der Bedingung erlaubt, dass sie sich nie über das Geländer beugte. Er hatte ihr sogar eine wasserdichte Kiste gezimmert, in der sie ihre Sachen verstauen konnte.
    Sie klappte die Kiste auf, holte den Schlafsack heraus, den sie darin aufbewahrte, und breitete ihn auf dem Holzboden aus. Weit draußen auf dem Ozean waren Boote unterwegs, die Helen aus dieser weiten Entfernung eigentlich gar nicht hätte hören oder sehen dürfen. Sie schloss die Augen und gönnte sich das Vergnügen, einem kleinen Segelboot zuzuhören, dessen Segel im Wind flappte, dessen Teakholzplanken knarrten und das weitdraußen in den

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