Gold und Mitternachtsschwarz
Gerard.“
Gerards Grinsen ließ ein Schauern an Miras Rückgrat hinaufkriechen, bis es sich an jener empfindlichen Stelle in ihrem Nacken als Frösteln manifestierte. Die Linie seines Mundes berührte auch einen anderen Teil von ihr. Der weiche, feuchte Mittelpunkt ihres Körpers zwischen ihren Schenkeln zuckte.
„Alain hat dich kommen lassen?“
Fast angriffslustig hob sie ihr Kinn. „Ja.“
Gerards Hand streichelte über Alains Haar. „Seine Zunge ist sehr geschickt, nicht wahr? Und dennoch hast du auch nach seinem Schwanz geschrien?“
Auch jetzt noch erbebte und zitterte ihr Körper beim Gedanken daran. Die böse Fee hatte sie mit Verlangen beschenkt, und dieses Verlangen hatte sich verzehnfacht, seit Gerard und Alain durch das Tor ihren Garten betreten hatten. Sie bedeckte ihre Blöße mit der Hand.
„Ja“, gestand sie.
„Du bist noch immer nicht vollendet“, stellte Alain fest.
Sie schüttelte den Kopf. Alain stand auf und schüttelte Gerards Hand ab. „Ich kann dich ganz machen, edle Dame. Erlaube, dass ich dir diene.“
„Die junge Dame begehrt es, selbst zu dienen“, bemerkte Gerard gespielt freundlich. „Es liegt in ihrer Natur, Alain.“
Alain wandte sich zu seinem Freund um. „Du hast sie auch nicht ganz gemacht, Gerard. Das Verlangen wiegt schwer auf ihren Schultern. Ihre Bürde wurde bisher nicht von ihr genommen, ebenso wenig wie die unsere von uns.“
Gerard starrte Mira an. „Ich bin mit ihr noch nicht fertig, Alain. Sobald ich erst fertig bin …“
„Sobald ich mit ihr fertig bin“, unterbrach Alain ihn, „wird der Fluch von ihr genommen.“
„Du?“ Gerard wandte sich Alain zu. Er lachte. „Ich weiß ziemlich gut, wie dein Mund zu dienen versteht, Alain, aber du bist nicht der Richtige für diese Frau. Ich kann es spüren.“
„Ich spüre anderes“, erwiderte Alain mit gefährlich leiser Stimme. Ihr wurde bewusst, dass dieser Mann, der in der Vergangenheit vielleicht Gerard so gedient hatte, wie er vor wenigen Minuten noch ihr diente, von seinem Gefährten durch eine Kluft getrennt war, die keiner bisher hatte überwinden können.
„Willst du die Dame etwa bitten, zwischen uns zu wählen?“, fragte Gerard. Seine Stimme jagte Mira Angst ein.
„Ich will nicht wählen!“, schrie sie so laut, dass das Porzellan im Schrank klirrte. Sie sprang vom Stuhl auf. Ihre Röcke bauschten sich um ihre nackten Füße. „Es ist nicht an mir, zu wählen! Es ist an euch, mich ganz zu machen!“
Sie wies auf die beiden Männer. „Es geht hier nicht darum, wer von euch beiden der Männlichere ist!“
Bei diesen Worten neigte Alain den Kopf und legte die Hand aufs Herz. „Meine Dame …“
Gerard jedoch zog mit einem Knurren sein Schwert. „Es ist ein Wettkampf, Weib, denn ebenso wie du strebe ich nach Vollendung und suche einen Weg, den Fluch der Fee zu brechen. Alain!“
Alain hatte keine Waffe gezogen. Mira machte sich aber keine Illusionen darüber, dass er nicht dazu bereit war, den Kampf gegen Gerard zu wagen. Ihr Herz hämmerte.
„Ja, Bruder meines Herzens.“
„Wir treffen uns draußen.“
„Ja, Gerard.“
Wieder neigte Alain sein Haupt, aber obwohl es den Anschein hatte, als folgte er nur Gerards Befehlen, ließ Mira sich davon nicht täuschen. Alain war frei. Ihr Atem beschleunigte sich, ihre Brust hob und senkte sich schneller, als Alain Gerard in den Garten folgte.
Dort kämpften sie um Mira.
Das Zimmer war nicht das beste, das man ihm je gegeben hatte, aber es war sauber und hell, und das Bett war weicher als die in den Kasernen der Königsgarde. Die beiden Waschschüsseln, in denen heißes und kaltes Wasser bereitstanden, waren zudem aus zartem Porzellan, und der Lappen, mit dem Gerard die schlimmsten Wunden auswusch, war weich und angenehm. Alains Schwertschneide war seit einiger Zeit schartig, und die Schnitte waren zackig. Er zischte, als er eine blutige Fleischwunde auswusch.
Es schenkte ihm keine Befriedigung, dass ähnliche Schmerzenslaute aus dem Zimmer drangen, das man Alain zugeteilt hatte. Obwohl die Zimmer durch eine Tür getrennt waren, stand diese offen. Gerard konnte hören, wie Alain gemessen hin und her ging, während er seine Wunden wusch und versorgte. Er wäre stolz gewesen, wenn er gewusst hätte, dass die Wunden seines Kampfgefährten schlimmer waren als seine eigenen, aber Gerard war noch viel weniger für Unwahrheiten empfänglich, die er sich selbst einzureden versuchte, als für Lügen, die andere ihm auftischten.
Keiner
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