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Goldmarie auf Wolke 7

Goldmarie auf Wolke 7

Titel: Goldmarie auf Wolke 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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Schule genug zu tun habt, aber ich möchte dir trotzdem eine kleine Aufgabe für den nächsten Termin geben. Ich möchte, dass du einen Brief an deinen Vater schreibst und ihm erzählst, wie es dir nach seinem Tod ergangen ist.« Fragend sah ich ihn an. Wozu das?
    »Der Brief muss nicht besonders lang sein. Schreib einfach auf, was du tief in deinem Inneren fühlst. Und dann schauen wir uns das Ergebnis nächste Woche gemeinsam an, in Ordnung?« Dr. Hahn rückte seine Fliege zurecht (Ja! Er trug Anzug und Fliege!), begleitete mich nach draußen, rief »Jorinde, wir sind fertig«, drehte sich dann um und schloss hinter mir die Tür. Ein wenig benommen stand ich am Empfangstresen und musste mir schon wieder die Nase putzen. »Aber Goldschatz, du bist ja ganz blass«, rief Jorinde besorgt. »Möchtest du vielleicht einen Tee? Ich hab auch Kekse, wenn du magst.« Dr. Hahns Sprechstundenhilfe strahlte so viel Herzlichkeit und Wärme aus, dass ich nicht anders konnte, als Ja zu sagen. Und so saß ich wenige Minuten später zusammen mit ihr vor dampfend-heißem Vanille-Sahne-Tee und knabberte dazu Zimtsterne. »Ist noch ein bisschen früh für Weihnachtsgebäck, ich weiß.« Jorinde lächelte und strich sich spielerisch über den Rock, der um ihre Hüften ziemlich spannte. »Aber ich bin heute beim Bäcker darüber gestolpert und konnte der Versuchung einfach nicht widerstehen. Wie sieht’s aus, Herzchen? Welche Plätzchen backst du denn zusammen mit deiner Mutter?« Obwohl ich gedacht hatte, es sei kein einziger Tropfen Flüssigkeit mehr in mir, begann ich, wie auf Kommando erneut zu schluchzen. Im Gegensatz zu Dr. Willibald Hahn war Jorinde Machandel feinfühlig genug, das zu tun, was das einzig Richtige in diesem Moment war: Sie drückte mich an ihre große, mütterliche Brust und wiegte mich in ihren weichen Armen wie ein kleines Kind.

4.
    Die Feenkönigin sah hinunter auf die Erde und schüttelte den Kopf über all das, was sie dort erblickte: Über den großen Städten lagen die Autoabgase wie eine graue Nebelglocke. Geldgierige Banker setzten das Vermögen anderer ohne jeden Skrupel aufs Spiel. Und Politiker sorgten mit ihren Handlungen immer wieder für Krieg anstatt für Frieden. Doch dann entdeckte die Königin mitten in einer großen Stadt ein junges Mädchen, das an einer Bushaltestelle stand und den kleinen Rauhaardackel einer alten Dame streichelte. Die Feenkönigin staunte. Zwar war auf den ersten Blick an dieser Szene nichts ungewöhnliches, doch das Mädchen war von einer gold schimmernden Aura umgeben. Neugierig betrachtete sie die Gestalt genauer und blickte in die traurigsten Augen, die sie seit Langem gesehen hatte. Mit wachsamem Blick folgte die Königin der Erdenbewohnerin auf ihrem Heimweg in den Stadtteil St. Pauli, der aus ihrer Sicht nur bedingt als Wohnort für ein so junges, zartes Wesen geeignet war. Das Mädchen betrat eine Wohnung, in der offenbar noch ein anderes lebte, nur ein Jahr älter als die Goldene. Dieses andere Mädchen schien das komplette Gegenteil zu sein. Ihre Aura war dunkel gefärbt von Zorn und schlechten Gedanken. An der Stelle, an der das Sonnenmädchen ihr Herz trug, konnte die Feenkönigin bei der Tochter des Mondes nur einen schwarzen Klumpen, stinkend wie Teer entdecken. Diese beiden waren wie Feuer und Wasser, Tag und Nacht, Sonne und Mond – kein Geschwisterpaar hätte gegensätzlicher sein können.
    Als die Mutter der beiden nach Hause kam und die Stimmung in der winzigen Wohnung so frostig wurde, dass die Feenkönigin zu frieren begann, beschloss sie, dass es an der Zeit war, die Erde wieder zu verlassen. Sie würde dorthin zurückkehren, wo sie in der Lage war, goldene Schicksalsfäden zu spinnen und damit die Wege mancher Menschen zu beeinflussen.

5. Marie Goldt
    (Mittwoch, 9. November 2011)
    »Findest du, dass uns das steht?«
    Ich musste lachen, als Finchen und Julia in schwesterlichem Partnerlook vor mir standen, beide eine Wollmütze mit Tiergesicht auf dem Kopf. Julia trug die Version »Panda«, ihre vierjährige Schwester Finja dasselbe Modell, Motiv Teddybär. Ich selbst liebäugelte mit Chunky Red Heart Slippern , einer Art Hüttenschuh-Stiefel mit Kunstfellbesatz, Bommeln und roten Herzchen darauf, sowie dazu passenden Pulswärmern. »Sieht nach einem totalen Kauf-Muss aus«, grinste ich und beäugte das Preisschild der Slipper. Neunundzwanzig Euro, das war definitiv zu teuer für mich. Finja stolzierte wie ein Topmodel durch den Laden und zeigte

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