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Goldmarie auf Wolke 7

Goldmarie auf Wolke 7

Titel: Goldmarie auf Wolke 7 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabriella Engelmann
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meine klammen Hände an dem heißen Teebecher und wartete ab. »Ich … ich … ach Mist … ich weiß nicht, wie ich es sagen soll.« Mein Herz begann, einige Takte schneller zu schlagen. Das hier war definitiv eine äußerst skurrile Situation. Wenn die Dame nicht so sympathisch ausgesehen hätte, wäre ich schon längst gegangen. Also: WAS WOLLTE SIE?
    Okay, ich mach’s kurz, bevor du noch denkst, ich bin irre oder so. Mein Name ist Roxy und ich bin deine Mutter.«
    Im ersten Moment glaubte ich, mich verhört zu haben.
    Dann setzte mein Herzschlag eine Sekunde lang aus.
    Und dann wurde mir schwarz vor den Augen.
    Farbige Blitze zuckten, das Blut pulsierte in meinen Ohren und ich wusste, gleich würde es dunkel um mich herum werden und ich würde aus der Realität fallen , weil ich sie nicht ertragen konnte.
    Doch DIESMAL geschah erstaunlicherweise nichts dergleichen.
    »Bist du jetzt sehr schockiert?«, fragte die Frau, die behauptete meine lang verschollene Mutter zu sein, und schaute mir tief in die Augen. Und auf einmal wusste ich, warum sie mir von Anfang an so bekannt vorgekommen war. Natürlich waren die dreizehn Jahre nicht spurlos an ihr vorbeigegangen, aber die hohen Wangenknochen, die grünen Augen – wir beide sahen uns mehr als ähnlich. »Ich … ich dachte, du bist tot«, murmelte ich. »Wo warst du denn all die Jahre? Warum hast du uns verdammt noch mal alleine gelassen?« Plötzlich stieg unbändige Wut in mir auf. Wut, wie ich sie noch nie zuvor in meinem Leben verspürt hatte. »Man könnte den Zustand, in dem ich lange Zeit gelebt habe, durchaus als tot bezeichnen«, flüsterte Roxy, doch ich hatte nicht die geringste Lust, darauf einzugehen oder womöglich auch noch Mitleid zu zeigen. Wie hatte sie mich, als damals dreijähriges Kind, bloß im Stich lassen können? Sie hatte nicht nur mein Leben auf den Kopf gestellt, wenn nicht gar zerstört, sondern auch das meines Vaters. Wer wusste schon, ob er nicht letzten Endes an gebrochenem Herzen gestorben war? »Ich muss hier raus, und zwar schnell«, keuchte ich und sprang auf. »All die Jahre habe ich ohne dich gelebt und so soll es bitte schön auch in Zukunft bleiben!«

57. Lykke Pechstein
    (Sonntag, 1. Januar 2012)
    Achte Rauhnacht
»Versuche, jemanden glücklich zu machen,
dann kommt das Glück auch zu dir«
    Dear Diary,
    ich schreibe dir zum allerersten Mal in einem anderen Zimmer als meinem. Sören liegt noch friedlich zusammengekuschelt im Bett und wird vermutlich den halben Neujahrstag verschlafen, wenn ich ihn nicht wecke. Aber ich will ihn nicht stören, denn wir sind ja auch erst um vier Uhr morgens nach Hause gekommen. (Gut, dass ich für diese Nacht eine Sondergenehmigung von Mum hatte und sogar hier übernachten darf!) Ich habe vorhin kurz die Vorhänge geöffnet und das neue Jahr begrüßt. Gestern auf der Party war so viel Trubel, dass ich gar nicht dazu gekommen bin zu realisieren, dass wir nun schon das Jahr 2012 haben. Wahnsinn! Bald werde ich volljährig! Die Feier war übrigens der totale Hit. Diese Zwergen-Typen sind die absoluten Knaller und auch Sarah mag ich sehr, sehr gern. Sie hat so rein gar nichts von einem Model an sich und scheint sich selbst auch nicht so wichtig zu nehmen. Ihr Freund Felix passt super zu ihr und ich würde mal sagen, die beiden sind mindestens genauso sehr ineinander verknallt wie Sören und ich. Nur um Marie mache ich mir Sorgen! Sie kam gestern zwar mit, sah aber aus wie der Tod auf Latschen und hatte so gar keine Lust zu feiern. Zwischendrin ging’s mal besser, da hat sie sich ganz nett mit JamieTim und seiner süßen indischen Freundin Alka unterhalten, aber dann begann Johnny D – der DJ-»Zwerg« –, Musik aufzulegen, und auf einmal war’s ganz aus. Zuerst dachte ich, ihre traurige Miene hätte einfach nur damit zu tun, dass die Musik ein bisschen lauter gedreht wurde. Aber hey, wir hatten alle Lust zu tanzen. Erst später habe ich begriffen, dass Johnny den neuen Nummer-eins-Hit der Charts, GOLDEN GIRL, von Dylans Band Red Apples aufgelegt hatte. Das hat Marie dann vermutlich den Rest gegeben. Sie hat tapfer bis kurz nach Mitternacht ausgehalten, war auch noch mit auf dem Balkon, um sich das Feuerwerk anzuschauen, hat danach aber sofort die Biege gemacht. Ich hoffe, sie ist gut nach Hause gekommen, denn um diese Uhrzeit ein Taxi zu kriegen, war bestimmt schwerer, als den Lotto-Jackpot zu knacken. Nun ja, ich werd’s sehen, wenn ich daheim bin, oder ich ruf sie nach dem Frühstück an.

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