Goldrausch: Tannenbergs zweiter Fall
denn niemand mal dieses bescheuerte Blubbern abstellen?«, polterte Tannenberg ohne Vorwarnung los. »Karl, wann bist du denn endlich fertig mit diesem blöden Geblitze?«
»Schon passiert! – Was bist du denn schon wieder so schlecht drauf, Wolf? Es ist doch Sonntag«, sagte der Kriminaltechniker mit einem provozierenden Grinsen.
»Ja, wirklich: ein ausgesprochen schöner Sonntag! Ach, weißt du, mir gehen diese Morde einfach manchmal auf den Wecker! Was schätzt du wohl, wie lange der Mann schon tot ist?«
»Du weißt doch, dass für so was unser Doc zuständig ist.«
»Ja, klar, aber du mit deiner Berufserfahrung kannst das doch inzwischen genauso gut. Ich will ja auch nur wissen, ob die Tatzeit in etwa mit dem Zeitpunkt übereinstimmen kann, an dem die Anrufe bei der Zentrale eingegangen sind.«
»Wann war das genau?«
Tannenberg blickte auf seine Armbanduhr. »Warte mal … Das Spiel war fast fertig.« Er warf die Stirn in Falten und rechnete zurück. »Da war’s kurz vor sieben. Dann … war’s ein paar Minuten vor sieben, als die Anrufe eingingen. Und jetzt ist es halb acht. Also vor etwas über einer halben Stunde.«
»Ja, das kommt schon hin, schätz ich mal. Der Mann ist noch nicht sehr lange tot. Der ist ja auch noch warm. Aber das kommt natürlich auch von dem warmen Wasser. Wieso willst du das denn überhaupt so genau wissen? Es liegt doch wohl auf der Hand, dass es die von den Nachbarn gehörten Schüsse waren, die den Herrn hier vom Leben in den Tod befördert haben.«
»Du hast Recht, Karl. Normalerweise würde ich so ’ne doofe Frage garantiert nicht stellen. Aber ich sag dir, was ich in den letzten Monaten so alles an Finten, Irrwegen und Fehlinterpretationen erlebt habe, ist derart verrückt, dass ich einfach überhaupt nichts mehr unbefangen glauben kann.«
»Man kann wirklich kaum mehr etwas mit Sicherheit sagen«, stimmte der Kriminaltechniker kopfnickend zu. »Aber das hier sieht einfach aus wie eine bilderbuchmäßige Hinrichtung!«
»Bilderbuchmäßige Hinrichtung? Karl, du redest manchmal fast genauso blöd daher wie ich!«
»Das hängt wahrscheinlich damit zusammen, dass wir uns schon so lange kennen! Wir sind ja schon fast ein altes Ehepaar.«
»Na, hör mal!«
»Kommt bitte mal hier runter ins Wohnzimmer!«, rief plötzlich einer der Mitarbeiter Mertels.
Die beiden Kriminalbeamten verließen umgehend das Badezimmer und begaben sich in einen riesigen Raum im Erdgeschoss, an dessen fensterlosen Längsseite sich eine reich bestückte Bibliothek befand. Auf der, von vorne gesehen, rechten Seite stand einer der Spurensicherer und zeigte auf einen geöffneten Wandtresor.
»Völlig leer!«
»Also ein Raubmord!«, sagte Tannenberg mehr zu sich selbst.
»Sieht so aus. Übrigens haben wir in einem Schnelldurchlauf keine Hinweise auf ein gewaltsames Eindringen in die Villa entdeckt«, stimmte Mertels Kollege zu.
»Gut! Dann hat er seinen Mörder vielleicht gekannt …«
»Ja, vielleicht! Oder der Täter hat mit einem Trick erreicht, dass ihm geöffnet wurde. Oder es waren mehrere Täter. Oder es ist alles mal wieder ganz anders, als wir meinen bzw. meinen sollen, nicht wahr, Wolf?«, unterbrach Karl Mertel achselzuckend. »Nichts Genaues weiß man nicht!«
»Jetzt fängst du ja auch noch an zu philosophieren! Eigentlich reicht mir unser Doc mit seinem komischen Geschwafel! Na ja, vielleicht brauchen das ja Männer in eurem Alter«, entgegnete Tannenberg schmunzelnd mit einem Augenzwinkern.
»Die paar Jährchen!«
»Wenige, aber entscheidende! Aber gut: Sucht mal weiter. Auf mich könnt ihr jetzt ja wohl verzichten. Ich verzieh mich nach Hause. Schließlich ist heute Sonntag!« Dann schlug er sich mit der flachen Hand an die Stirn. »Und ich muss ja noch Tobi in der Sporthalle abholen. Den armen Kerl hab ich ja fast völlig vergessen!«
»Ja, siehst du, Wolf, auch in deiner Altersklasse gibt es schon Alzheimerpatienten. Aber du hast Recht: verzieh dich mal besser! Du altes Trampeltier vernichtest uns hier sowieso bloß alle Spuren!«
Erfreut registrierte Tannenberg beim Verlassen der Villa einen starken Zuwachs an Schaulustigen. Dadurch erhöhte sich nämlich die Chance beträchtlich, von einem der Passanten das Endergebnis des Handballspiels zu erfahren, das er vor einer halben Stunde hatte vorzeitig verlassen müssen.
»25:24 gegen Friesenheim gewonnen«, riefen ihm gleich mehrere Dansenberger triumphierend auf seine Frage hin entgegen.
»Jawohl! Super!«, schmetterte
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