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Gomorrha

Gomorrha

Titel: Gomorrha Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gifford
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Der Präsident wirft sich nicht zu Boden, sondern läuft hin, um ihn aufzufangen … Elizabeth winkt ihm, zu ihr zu kommen …
    Mit Gewalt versetzte er sich wieder in die Gegenwart. Er ging zu Tom Bohannon … Hier und jetzt liefen alle Fäden zusammen. Er wollte einen Mann fangen, der vor vielen Jahren gestorben war – einen Geist.
    Beim Näherkommen hatte er den Eindruck, als winkte ihm Bohannon. Müde winkte er zurück. Dann sah er, daß Bohannon einen Revolver in der Hand hielt und auf ihn zielte. Er feuerte. Sand wirbelte knapp drei Meter vor Driskills Füßen auf. Der Schuß hatte aber die Aufmerksamkeit der Polizisten und Sicherheitsleute am Eingang der Halle erweckt.
    »Tut mir leid« , rief Bohannon. »Der Schuß ist zufällig losgegangen. «
    Driskill nickte. Dann fragte er: »Verlieren Sie viel Blut?«
    »Was reden Sie denn für einen Blödsinn?«
    »Mir brauchen Sie nichts vorzumachen« , sagte Driskill. » Ich habe den Kerl mit dem blutigen Messer gesehen. «
    Bohannon hustete und lachte gequält. »Der Typ, der mich auf Befehl des Generals töten sollte?« Er hustete wieder. »Ist etwas zu spät gekommen. Immer hat er mich Krieger Nummer eins genannt. Nie hat er mir gesagt, daß er im Hintergrund noch einen … Krieger Nummer zwei hatte.«
    Driskill stand jetzt so nahe, daß er das Blut roch.
    »Ich komme mir vor, als sei ich tausend Meilen weit entfernt. Ich sterbe langsam … ein natürlicher Prozeß … keine Schmerzen, ich bin nur sehr müde.«
    »Der General hat Sie zurückgeholt, damit Sie für ihn arbeiten, richtig?«
    »Ja, der alte General … und dann hat er tatsächlich diesen Kerl losgeschickt … um mich zu töten. Ich habe es erst gemerkt, als es zu spät war … als ich das Messer gespürt habe … Ich habe immer gedacht, ich sei der einzige, dem er traut.«
    »Die Menge hat ihn erwischt.«
    »Das geschieht diesem Schwein recht.«
    »Ich dachte, Sie wollten den Präsidenten ermorden.«
    Bohannon hustete und hob die Waffe. Aber er hatte nicht mehr die Kraft, sie zu halten. Seine Brust und seine Beine waren blutdurchtränkt. »Ich habe so viele Menschen umgebracht … also, wenn Sterben so ist, ist es gar nicht so schlimm.«
    »Aber warum haben Sie sich gegen ihn gestellt? Warum sind Sie nicht einfach untergetaucht. Er hätte für Sie gesorgt.«
    »Ich hatte das Gefühl, daß die Beziehung zwischen dem General und mir bald vorbei sein würde. Ich hatte alles für ihn getan, was ich konnte … und ich wußte, was er zu tun hatte. Ich habe es selbst für ihn erledigt – im Krieg. Sobald der General die Menschen benutzt hatte, wurden sie zu einem Luxus, den er sich nicht leisten konnte … Aber als mir klar wurde, daß er auch mich jetzt so abservieren wollte … war das ein furchtbarer Schock.«
    Bohannon blickte auf den Lake Michigan hinaus, auf die Positionslichter der Boote und auf die erleuchteten Jachten der Reichen. Er würde es nicht bis zu den Lichtern oder dem Wasser schaffen. Er konnte nicht mehr fliehen. »Wenn wir bei unseren Missionen Geiseln umbrachten, damit sie nicht mehr reden konnten, oder Geiseln befreiten oder an irgendeinem gottverlassenen Ort in der Hitze durch den Sand krochen, pflegte der General zu sagen: Bohannon, Sie werden mal in einer Schießerei sterben, und keine Seele wird übrig sein, um Sie zu betrauern. Ich habe zu ihm gesagt: Sie genauso, Sie Hund. Er hat gelacht und gemeint: Blödsinn, ich sterbe als Held der Nation, Sie werden schon sehen … und er hat noch gesagt: Sie werden tot sein, ehe Sie es merken … Na ja, er hatte recht. Jetzt bin ich allein, und kein Mensch trauert um mich, und er ist ein Held. Ich habe ihn direkt über der Tapferkeitsmedaille erwischt … kein übler Schuß, Driskill …«
    »Warum? Warum haben Sie ihn erschossen?«
    Er versuchte zu lachen, aber es kam nur ein gurgelndes Geräusch. »Das … betrifft … die Marineinfanterie.« Blut quoll ihm über die Lippen.
    Plötzlich waren sie in grelles Scheinwerferlicht getaucht. Die Fernsehleute hatten sie gefunden. Jetzt richteten sich alle Kameras auf sie. Driskill war klar, daß alle Nahaufnahmen machten. Aber sie konnten keinen Ton einfangen, denn Bohannon war so schwach, daß er nur mehr flüsterte. Er saß da, eine Hand im Sand. Die Waffe hatte er fallen lassen. Eine Blutlache bildete sich um ihn. Driskill wußte, daß es sinnlos wäre, ärztliche Hilfe zu holen. Jetzt verdiente es der Krieger, auf seinem Schild hinausgetragen zu werden. Er hatte alle Morde nur auf Befehl des

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