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GOR-Zyklus 09 - Die Marodeure von Gor

GOR-Zyklus 09 - Die Marodeure von Gor

Titel: GOR-Zyklus 09 - Die Marodeure von Gor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Norman
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Wellengang nichts verrutschen. Das Brett ist in rote und gelbe Quadrate unterteilt. Das Kaissa der Torvaldsländer hat eine große Ähnlichkeit mit dem Spiel des Südens, wenn auch bestimmte Figuren anders sind. So gibt es keinen Ubar, sondern einen Jarl – der wichtigste Stein. Und es gibt keine Ubara, sondern dafür die Frau des Jarls, die im Spiel eine große Bedeutung gewinnt, mehr noch als die Ubara des Südens. Anstelle von Tarnkämpfern spielen zwei Figuren, die Äxte genannt werden. Das Spiel kennt ferner keine Wissenden, sondern entsprechende Figuren mit dem Namen Runenpriester. Außerdem fehlen die Schriftgelehrten, die hier Sänger heißen. Die Speerträger entsprachen allerdings der südlichen Bezeichnung. Ich brauchte nicht lange, um mich an das Kaissa Torvaldslands zu gewöhnen – dennoch verlor ich die beiden ersten Spiele gegen Forkbeard. Interessanterweise war er begierig, mich mit dem Spiel bekannt zu machen, und gab mir ausführliche Erklärungen und Ratschläge. Offenbar wollte er, daß ich möglichst bald mit voller Kraft und ohne Handicap gegen ihn antreten konnte. Beim dritten Spiel hatte ich ihn geschlagen, und entzückt hatte er seinen Unterricht eingestellt – und nun spielten wir wieder.
    Das Spiel Forkbeards war viel nuancierter und taktisch ausgefeilter als etwa das Spiel Marlenus' aus Ar – zugleich auch viel hinterlistiger. Forkbeard baute zahlreiche Finten und Ablenkungen und Doppelstrategien ein, wobei viele seiner Angriffe auf zwei Seiten vorgetragen wurden – ein offener Angriff und ein heimlicher Vorstoß, wobei meistens ein Trick gelang. Zu Anfang hatte ich Forkbeard behutsam bekämpft und mich mit seinen Strategien vertraut gemacht. Als ich ihn besser zu kennen glaubte, spielte ich offener. Seine raffiniertesten Tricks, das wußte ich, würde er nur selten einsetzen; bestimmt hob er sie für wichtigere Spiele auf oder vielleicht für Gegner aus Torvaldsland, wo das Kaissa mehr noch als im Süden ein Volkssport ist. In den langen Winterperioden dieses Landes, wenn Schnee, Dunkelheit, Eis, Winterwinde und Frost die Außenwelt beherrschen, wenn sich die Schlangenschiffe in ihren geschlossenen Schuppen verstecken, vergehen viele Stunden unter schwingenden Specksteinlampen voller See-Sleen-Öl mit dem Kaissaspiel.
    »Du bist dran«, sagte Forkbeard.
    »Ich habe schon gezogen«, erwiderte ich. »Ich habe die Axt auf Jarl Sechs gesetzt.«
    »Ah!« lachte Forkbeard. Dann setzte er sich und musterte das Spiel.
    Die Sonne Torvaldslands brannte heiß auf uns herab. Nach dem Kalender Port Kars standen wir im Frühjahr des Jahres 3 der Herrschaft des Kapitänsrats. Nach dem Kalender Ars, der allgemein auf Gor gültig ist, schrieben wir das Jahr 10 121 C.A. oder Contasta Ar, nach der Gründung Ars. Die große Seeschlacht vom 25. Se'Kara hatte 10 120 C.A. stattgefunden, und im gleichen Jahr, im Frühling, hatte in Port Kar der Kapitänsrat die Macht übernommen und die neue Kalenderzählung ausgelöst. In den meisten goreanischen Städten gilt der Tag der Frühlings-Tag-und-Nachtgleiche als Neujahrstag – so auch in Torvaldsland, wo die Runenpriester über den Kalender wachen. Ihre Jahreszählung beginnt mit dem Augenblick, da Torvald den warmen Meeresstrom von Thor zum Geschenk erhielt. Nach den Berechnungen der Runenpriester befanden wir uns demnach im Jahr 1006.
    Forkbeard und ich saßen im Schatten unter einer zeltartigen Plane aus zusammengenähten Boskhäuten, fast zehn Meter im Quadrat. Sie beginnt hinter dem Mast, der sich ziemlich weit vorn im Schiff erhebt, und wird von vier Stangen gehalten, die zwei weitere zusammengesteckte Stangen als »Dachfirst« tragen. Die Stangen können auch als Bootshaken verwendet werden. Die Unterkanten der großen Plane sind stramm gespannt und mit Klampen an der Reling festgemacht. Sie beginnt etwa einen Fuß über der Reling, so daß man gute Sicht nach allen Seiten hat.
    Die Männer Forkbeards, die jetzt nicht rudern mußten, vergnügten sich nach Lust und Laune. Etliche hatten sich auf oder zwischen den Bänken schlafen gelegt, mehrere auch unter der Zeltbahn oder auf dem erhobenen Vorderdeck. Da und dort saßen Männer beisammen und unterhielten sich. Zwei folgten unserem Beispiel und spielten Kaissa. Zwei andere vergnügten sich mit dem Steinspiel, bei dem man raten mußte. Der riesige Torvaldsländer, der fast acht Fuß groß war, saß auf einer Ruderbank, starrte ins Leere und schärfte mit gemessenen Bewegungen die Klinge seiner großen

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