GOR-Zyklus 12 - Die Bestien von Gor
wiederholte den Befehl auf englisch.
»Wann darf ich hier wieder fort?« wollte sie wissen.
Sie bemerkte Samos' Blick und griff zornig nach dem Band. Sie wand es sich um den Kopf und band das Haar zurück. Heftig errötete sie in dem Bewußtsein, daß sich mit der anmutigen Armbewegung auch ihre Brüste h o ben, deren zarte Rundung von dem dünnen Stoff kaum verdeckt wurde.
»So ist sie zu uns gekommen«, sagte Samos, »außer daß sie eine merkwürdige, barbarische Kleidung trug.« Er gab einem Wächter ein Zeichen, der ein Bündel Kle i dung auf den Tisch fallen ließ. Ich sah blaue Hosen, ein langärmeliges Flanellhemd, flache Schuhe und Socken.
Das Mädchen versuchte vorzutreten, doch die Spitzen zweier Speere hinderten sie daran.
»Äußerlich kleidest du dich wie ein Mann«, sagte ich zu ihr. »Aber darunter hast du dich auf weibliche Dinge besonnen.« Ich deutete auf den Büstenhalter und das ku r ze Seidenhöschen, das ebenfalls auf dem Tisch lag.
Sie errötete. »Gebt mir meine Sachen zurück!« forde r te sie.
Samos winkte einen Wächter herbei, der die Kleidung auf dem Tisch zusammenschnürte.
»Du kannst selbst sehen, wie sie ausgesehen hat«, sa g te Samos.
Damit meinte er natürlich das Band im Haar. Er streckte die Hand aus, eine Geste, die keine Übersetzung erforderte. Sie nahm den Stoffstreifen aus dem Haar und reichte ihn einem Gardisten, der ihn an Samos weitergab. Ich bemerkte die Blicke der Wächter und lächelte. Sie konnten es nicht abwarten, sie im Sklavengehege für sich zu haben. Sie war ein törichtes Mädchen von der Erde, denn sie bemerkte nichts davon.
»Hol deinen Speer!« wandte sich Samos an einen Wächter.
»Natürlich eine Wickelbotschaft«, sagte ich.
»Ja«, stimmte mir Samos zu, »und der Text ist in G o reanisch.«
Er hatte mir den Text der Botschaft bereits mitgeteilt und mit mir durchgesprochen. Nun schaute ich mir int e ressiert an, wie das Band um den Speer gewickelt wurde. Bei der Zubereitung wird das Band diagonal um einen Zylinder gewickelt, wobei die Ränder sich sauber berü h ren müssen. Anschließend wird die Nachricht in parallel zur Zylinderachse verlaufenden Zeilen geschrieben. Die Buchstabenfolge verläuft auf diese Weise über mehrere aneinanderstoßende Kanten des schräg verlaufenden Bandes. Wird die Seide abgenommen, zerfällt der Text in ein Gewirr von zerrissenen Zeilen, in Wort- und Buc h stabenbruchstücke; die klare Nachricht wird durch ein Band abgelöst, auf dem sich bedeutungslose, nicht entzi f ferbare Wortfragmente reihen. Will man den Text lesen, muß man das Band um einen zylindrischen Gegenstand wickeln, der genauso groß ist wie das Original. Die S i cherheit einer solchen Übermittlung liegt weniger in dem Umstand, daß man einen Zylinder von gleichen Umfang finden muß, um den Text wieder lesbar zu machen, als in der Tatsache, daß ein solches Wickelband oft nicht als verschlüsselte Botschaft erkannt wird. Wer nicht gerade danach sucht, würde in dem unauffälligen Muster alle n falls ein Ornament, nicht aber eine bedeutsame oder gar schicksalhafte Botschaft vermuten.
Die Reaktion des Mädchens verriet mir, daß sie nun begriff, was es mit dem Band auf sich hatte.
»Was steht dort?« fragte sie.
»Das geht dich nichts an«, antwortete ich.
»Ich möchte es aber wissen.«
»Möchtest du Prügel beziehen?«
»Nein.«
»Dann halt den Mund!«
Sie schwieg mit geballten Fäusten.
Ich las den Text. »Grüße an Tarl Cabot. Ich erwarte dich am Ende der Welt. Zarendargar. Kriegsgeneral des Volkes.«
»Das ist Halb-Ohr«, sagte Samos, »hoher Kur, Kriegsgeneral der Kurii.«
»Das Wort Zarendargar«, sagte ich, »ist der Versuch, einen kurischen Ausdruck ins Goreanische zu übertr a gen.«
»Ja«, meinte Samos. Die Kurii sind keine Menschen, sondern Ungeheuer. Ihre Lautsprache entzieht sich der Übertragung in ein menschliches Alphabet. Ebenso hätte man versuchen können, Tierlaute niederzuschreiben. U n sere Buchstaben reichten einfach nicht aus.
»Bringt mich zur Erde zurück!« verlangte das Mä d chen.
»Ist sie noch Jungfrau?« wollte ich von Samos wissen.
»Ja. Sie ist noch nicht einmal gebrandet worden.«
»Welches Brandzeichen willst du ihr geben?« fragte ich.
»Das einfache Kajira-Zeichen.« Er wandte sich an die Wachen. »Bringt sie in die Gehege und verkauft sie.«
»Was hat er gesagt?« wollte sie wissen. Ihr Ton ve r riet, daß sie es von der Erde gewöhnt war, ihren Willen durchzusetzen. Auf der Erde
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