GOR-Zyklus 17 - Die Wilden von Gor
nahe sie sich gewesen sind. Neben diesen Hauptherden gibt es etliche kleinere, identifizierbare Herden, die Hunderttausende von Tieren umfassen. Außerdem existieren natürlich, wie man nicht anders erwarten durfte, sehr viele kleinere Herden, deren Zahl nicht einmal von den roten Wilden geschätzt wird, Herden, die wenigen hundert bis etlichen tausend Kailiauk eine Heimat bieten.
Es wird berichtet, daß manche dieser kleineren Herden Unterherden größerer Herden sind, zu gewissen Jahreszeiten, je nach Futter und Wasser, von der großen Herde getrennt. Wenn das zutrifft, ist die Zahl der Kailiauk vielleicht nicht ganz so groß, wie manchmal angenommen wird. Jedenfalls gibt es Kailiauk im Überfluß. Interessanterweise haben solche Herden ein bestimmtes Futterverhalten: Beim Grasen bewegen sie sich im Verlauf eines Jahres meistens in einem gigantischen Oval, das jahreszeitlich beeinflußt ist und viele tausend Pasangs umfaßt. Diese Wanderungen führen die Herden natürlich in die Einflußgebiete verschiedener Stämme. So kann im Lauf eines Jahres dieselbe Herde von verschiedenen Stämmen gejagt werden, ohne daß die Krieger sich auf gefährliche Ausflüge außerhalb der eigenen Gebiete einlassen müssen.
Der Kailiauk ist ein Wandertier, doch nur in einem ganz bestimmten Sinne. So bewegt er sich nicht etwa wie ein Zugvogel auf mehr oder weniger geraden Wegen von Norden nach Süden und wieder zurück. Der Kailiauk muß beim Wandern fressen und ist für solche Wanderungen einfach zu langsam. Er könnte in der zur Verfügung stehenden Zeit die nötigen Entfernungen nicht zurücklegen. Dementsprechend weichen die Kailiauk den Jahreszeiten nicht aus, sondern bewegen sich eher mit ihnen, wobei das ovale Muster im Sommer nach Norden führt und im Winter nach Süden. Der Geruch der Fellschuppen verleiht der Stadt Kailiauk übrigens eine ganz spezielle Atmosphäre. Ist man aber erst einige Stunden in der Stadt, erweist sich der Geruch als vertraut und allesdurchdringend und verschwindet aus dem Bewußtsein.
»Einige sind ganz hübsch«, sagte der Mann neben mir und schaute in die Grube hinunter.
»Ja«, antwortete ich. Wir standen auf dem Gelände Ram Seibars, eines Sklavenhändlers. Er besitzt eine ziemlich große Anlage, denn er handelt auch mit Kaiila. Ich schätzte die Größe auf etwa hundert Meter im Quadrat. Auf dem Gelände befanden sich mehrere Sklavengruben, von denen aber nur drei besetzt waren, wie auch mehrere größere und kleinere Holzgebäude, Baracken für die Männer und verschiedene andere Bauten. Die gesamte Anlage ist von einem Palisadenzaun umschlossen. Auf dem größten Bauwerk, der Haupt-Verkaufshalle, etwa siebzig Fuß breit und hundertundzwanzig Fuß lang, weht das Banner Seibars, ein gelber Wimpel, auf dem schwarze Fußfesseln und eine Peitsche abgebildet sind.
»Kennst du den Händler Grunt?« fragte ich meinen Nachbarn.
»Ja.«
»Hält er sich in der Gegend auf?«
»Weiß ich nicht.«
Ich hatte den Mann schon in den verschiedenen Schänken und Tavernen Kailiauks gesucht. Dabei begegnete mir niemand, der seinen Aufenthaltsort kannte. Meine Hoffnungen, ihn zu finden, schwanden allmählich. Heute früh hatte ich im Fünf-Horn-Stall zwei Kaiila erstanden, dazu Geschirr, einen Sattel, verschiedene Ausrüstungsgegenstände und Vorräte und Tauschwaren. Diese Einkäufe hatte ich in der Stadt erledigt, im Laden des Publius Crassus, Mitglied der Kaufmannskaste, zugleich Kailiauks Administrator. Zu meinen Erwerbungen zählte auch ein Kurzbogen, ähnlich konstruiert wie die Waffen, die von den Wilden benutzt werden, geeignet für den Gebrauch im Sattel. Mit dem Bogen erstand ich einen Köcher und zwanzig federbesetzte Pfeile.
Für mich gehörte es zu den großen Fehlern weißer Kavalleristen in der Grenzzone, daß sie sich zu sehr auf ihre Armbrust verließen, die vorwiegend eine Infanteriewaffe ist. Natürlich besitzt sie auch Vorteile, zum Beispiel eine erhebliche Durchschlagskraft, die Möglichkeit, sie sehr lange schußbereit zu halten, außerdem können manche Kämpfer aus dem Sattel damit besser schießen als mit dem einfachen Bogen. Auf kurze Entfernung durchschlägt ein Armbrustbolzen außerdem die meisten Schilde der roten Wilden.
Der wesentliche Nachteil liegt darin, daß man eine Armbrust nur in sehr langsamer Folge abschießen kann. Die Kavalleriearmbrust hat einen eisernen Steigbügel, in den der Reiter seinen Fuß stecken kann, ohne absteigen zu müssen, und somit die Hebelwirkung
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