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Söhne der Erde 09 - Die letzten Marsianer

Söhne der Erde 09 - Die letzten Marsianer

Titel: Söhne der Erde 09 - Die letzten Marsianer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne U. Wiemer
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I.
    Flüsternde Stimmen.
    In der tiefen Nische mit den goldfarbenen Wänden raschelte Stoff, schleiften die Säume langer, zerlumpter Kutten über den Boden. Die Priester der schwarzen Götter steckten die Köpfe zusammen. Ihre heftigen, erregten Atemzüge mischten sich mit verschwörerischem Wispern.
    »Es ist wahr...Die Armee des Mars belagert die Sonnenstadt! Sie werden uns alle töten...«
    Das Mädchen in der knappen hellgrünen Tunika blieb stehen.
    Sie hatte die Stimme erkannt: Bar Nergal, der Oberpriester. Würde er nie aufhören, sein Netz aus Heimtücke und Verrat zu spinnen? Lara Nord fröstelte. Stets waren ihr die Priester unheimlich gewesen. In der Spielzeug-Welt unter dem Mondstein hatten sie im Namen der schwarzen Götter geherrscht, die nichts weiter als verkleidete marsianische Wachmänner gewesen waren. Als der Mondstein zerbrach und die versklavten Terraner flohen, hatten sich die Priester den Herren des Mars unterwerfen wollen. Und selbst hier, in dem unterirdischen Labyrinth, das eine fremde Rasse bewohnte, hörten sie nicht auf, nach neuen Göttern zu suchen.
    Lara straffte sich, als sie an der Nische vorbeiging.
    Drei, vier Männer fuhren herum. Bar Nergal, hoch aufgerichtet in seiner blutroten Robe, überragte die anderen. Unter dem kahlen Schädel glich das hagere Greisengesicht mit der pergamentdünnen Haut, den tiefliegenden Augen und den schmalen Lippen einem Totenkopf. Haß lag in seinem Blick. Ein dunkler, unversöhnlicher Haß, den Lara wie eine Berührung spürte. Sie hob das Kinn, verbarg ihre Furcht. Sie wußte, daß die Priester trotz dieses Hasses immer noch eine Art höheres Wesen in ihr sahen: Bürgerin der Vereinigten Planeten, Tochter des Generalgouverneurs der Venus - eine jener Mächtigen, die sich aus unerklärlichen Gründen entschlossen hatte, ihre perfekte, wohlgeordnete Wunderwelt zu verlassen, um das Leben der gejagten, von allen Seiten bedrohten Barbaren zu teilen.
    »Hure!« zischte Bar Nergal, als sie außer Hörweite war. »Sie ist nichts weiter als die Hure des Fürsten von Mornag!«
    »Sag' das nicht zu laut«, flüsterte Zai-Caroc. »Er würde dich umbringen.«
    »Willst du mich belehren?«
    Bar Nergals Stimme klang scharf wie ein Peitschenhieb; seine schwarzen Augen funkelten. Erschrocken zog der Priester den Kopf zwischen die Schultern.
    »Nein, Herr, nein! Du hast wahr gesprochen...«
    Bar Nergal nickte triumphierend.
    Währenddessen schritt Lara Nord eilig durch den Tunnel mit den goldfarbenem Licht und Wärme abstrahlenden Wänden.
    Immer noch erschien ihr das Labyrinth unbegreiflich und beklemmend. Sie dachte an die Fremden, die es errichtet hatten. Herren der Zeit... Unsichtbare aus einem fernen Sternenreich, die in Vergangenheit und Zukunft reisen und die Zeit verändern konnten. Gegen die Marsianer, deren Welt gefühlloser Logik sie ablehnten, schirmten sie sich seit Jahrhunderten mit einer unbekannten, gefährlichen Strahlung ab. Den Söhnen der Erde hatten sie die Sicherheit ihres unterirdischen Reiches geöffnet. Und jetzt? Würden die Unsichtbaren ihnen auch helfen können, mit der übermächtigen marsianischen Armee fertig zu werden?
    Am Ausgang des Labyrinths traf Lara mit ein paar anderen zusammen. Gerinth, der weißhaarige Älteste der Tiefland-Stämme; Katalin mit dem langen blonden Haar und den bernsteinfarbenen Augen, Konan, Hakon und Brass. Gemeinsam schlüpften sie durch die Geheimtür in die Grotte mit der Quelle. Eine Wendeltreppe führte durch einen gemauerten Schacht nach oben. Und dort, schweigend und zeitlos unter der erbarmungslosen Wüstensonne, dehnten sich die roten Ruinen der Stadt, in der vor mehr als zweitausend Jahren die alten Marsstämme gelebt hatten.
    Der ewige Wind sang zwischen Mauern und leeren Fensterhöhlen, flüsternd und raunend, als wolle er von der glorreichen Vergangenheit erzählen.
    In der Luft lag der Geschmack des roten Staubes. Lara folgte den anderen, von der gleichen Unruhe getrieben wie sie, dem gleichen Gefühl aus Bitterkeit, Zorn und verborgener Furcht. Sie waren dem Ziel schon so nah! In den Ausläufern der Garrathon-Berge wartete das Schiff, mit dem sie den Mars verlassen wollten, die havarierte » Terra«. Sie war fast startbereit. Und jetzt...
    Lara biß sich auf die Lippen, als sie die Treppe zu einem noch intakten Wehrgang hinaufstieg.
    Stumm standen die Männer dort oben und starrten nach Süden. Laras Blick suchte Charru von Mornag. Sein hartes bronzenes Gesicht unter dem schulterlangen

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