GOR-Zyklus 18 - Die Blutsbrüder von Gor
Dörfer oder Lager mit Gruppierungen von selten mehr als zwei- oder dreihundert Individuen, die meistens von einem Unterhäuptling befehligt werden. Manchmal setzt sich ein solches Lager nur aus sieben oder acht Familien zusammen.
»Prächtig! Prächtig!« rief Cuwignaka.
Zu dritt und viert nebeneinander, angeführt vom Zivilhäuptling Watonka, Mann-der-reich-ist, und den dazugehörigen Unterhäuptlingen und Hohenkriegern, zogen die Isanna in das Isbu-Lager ein. In verzierten Behältnissen trugen sie gefiederte Lanzen und Kriegsschilde und Medizinschilde. Sie waren mit Bögen und Köchern behängt. Sie hatten sich bunt bemalt und ihren Feststaat angelegt. Das Haar war mit Federn verziert, von denen jede nach den Überlieferungen der Kaiila eine bestimmte Bedeutung hatte und von Taten und Ehren kündete. Halsbänder und primitive Armbänder funkelten in der Sonne. Hochgewölbte Sättel mit breiten Knäufen schimmerten poliert. Münzen und Perlen hingen an Zügeln. Kampfzeichen und Glückssymbole waren den Tieren auf Flanken und Vorderbeine gemalt worden, in den geflochtenen seidenweichen Mähnen steckten Bänder und Federn. Es nahmen auch Frauen an der barbarischen Prozession teil – in Hemdkleidern und knielangen Hosen, geschmückt mit Perlenketten, Armbändern, bunten Decken und Umhängen, auf dem Rücken von Kaiila sitzend wie rote Krieger.
Etliche Frauen ritten Tiere, an denen Transportgestelle befestigt waren. Andere hatten an ihren Sattelknäufen Wiegen festgezurrt: ein Holzgestell, in dem das Kind mit verschnürten Lederbahnen festgehalten wird. Der Holzrahmen einer solchen Krippe ragte an der Kopfseite in Form zweier Spitzen ein gutes Stück über den Rahmen. Dadurch soll der Kopf des Kindes geschützt werden, sollte die Wiege sich einmal vom Rücken einer galoppierenden Kaiila lösen. In einem solchen Fall bohrt sich eine Windel oft umgekehrt in den Boden. Das Kind, gut festgeschnallt, kommt dabei meist unverletzt davon.
Ältere Kinder reiten oft auf Häuten, die zwischen den Stangen von Transportgestellen gespannt sind. Manchmal werden sie auch von Vater oder Mutter vorn im Sattel mitgenommen. Wenn ein Kind etwa sechs Jahre alt ist und die Familie es sich leisten kann, erhält es meistens seine eigene Kaiila. Die roten Wilden, ganz besonders die Jungen, sind meistens schon mit sieben Jahren erfahrene Reiter. Das sattellose Reiten ist übrigens vor allem beim Kampf und während der Jagd üblich. Beim Tauschhandel und bei Besuchsritten werden interessanterweise Sättel benutzt, vermutlich weil sie sich hübsch verzieren lassen und ein Mittel vorteilhafter Präsentation sind. Auch kann man am Sattelknopf so allerlei befestigen – von Proviant bis hin zu Tauschgütern.
In der prächtigen Prozession bemerkte ich zahlreiche Kinder auf eigenen Kaiila oder auf Transportgestellen; sie waren ebenfalls prächtig aufgemacht, Miniaturausgaben der Erwachsenen. Fröhlich und stolz oder verwundert verfolgten sie die Ereignisse.
»Sie bringen ihre Habe mit«, stellte ich fest. Die Transportgestelle waren schwer beladen mit Bündeln und Zeltfellen und Stangen. Auch die Gestellstangen würden später, wenn alles abgeladen und abgeschirrt war, beim Bau der Unterkünfte Verwendung finden.
»So reisen unsere Völker«, stellte Cuwignaka fest. Nichts wurde zurückgelassen; nur gelegentlich lagerte man Dinge in Verstecken ein.
Neben den Tieren etlicher Krieger gingen unbekleidete weiße Frauen, die perlenbesetzte Halskragen trugen. Sie waren der Besitz ihrer roten Herren.
»Die weißen Frauen dort sind vorwiegend blond«, sagte ich zu Cuwignaka.
»Ja«, erwiderte er. »Sie werden uns vorgeführt.«
Ich nickte. Blondes Haar war im Ödland sehr selten. Die Sklavinnen begriffen sehr wohl, daß sie als Schaustücke für den Reichtum der Isanna galten, wie auch die Silberwimpel in den Kaiilamähnen, die Münzen an den Zügeln, die goldbesetzten Sättel.
»Die anderen Sklavinnen werden bei den Kaiila gehalten, wie eine kleine Herde, bewacht von Knaben.«
Eine Blonde kam an mir vorbei, weinend, halb stolpernd, halb gezerrt. Ihr Alter schätzte ich auf siebzehn. Ihre Fessel endete in der Faust eines roten Wilden, der selbst kaum mehr als achtzehn Jahre alt sein konnte. Er trieb seine Kaiila zu größerer Eile an, vermutlich um einen vorgesehenen Platz in der Prozession zu erreichen; dabei ging er mit seinem hübschen Besitz nicht rücksichtsvoll um. Die Sklavin weinte. Sie schien ihren Kragen noch nicht lange zu tragen.
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