GOR-Zyklus 21 - Die Söldner von Gor
sie. »Vielleicht finde ich heraus, daß ich große Ländereien besitze, daß Treuhandfonds auf mich warten. Vielleicht stamme ich ja aus einer Adelsfamilie und bin eine der reichsten und mächtigsten Frauen Ars!«
»Wie kommst du darauf?« fragte ich.
Sie drehte sich zu mir um. »Hältst du das für unmöglich?«
»Nicht unbedingt.«
»Ich reiste mit einer großen Karawane, obwohl ich noch ein Säugling war. Ist das kein Beweis für eine hohe Stellung und Reichtum?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht.«
»Ich halte es durchaus für möglich.«
»Möglich ist alles«, erwiderte ich.
»Sieh dir diese armen Frauen an.« Boabissia zeigte auf drei stämmige Mädchen, die uns entgegenkamen und von einem kräftigen Mann angetrieben wurden. Sie krümmten sich unter der Last aus Feuerholz, das zu Bündeln verschnürt war. Sie gingen hintereinander her, am Hals mit einem Seil aneinandergefesselt. Als die Überlandkutsche vorbeifuhr, sahen sie auf. Der Mann winkte unserem Kutscher zu, der den Gruß erwiderte.
»Das hätte dein Schicksal sein können, wären wir abseits der Straßen querfeldein über Land gereist«, sagte ich.
»Sind das Sklavinnen?«
»Natürlich.«
»Dann geschieht es ihnen recht.«
»Ich hatte gar nicht damit gerechnet, einen Platz auf einer Überlandkutsche zu bekommen«, sagte ich. »Daß sie überhaupt noch fahren, ist eine echte Überraschung. Hätte ich das gewußt, wäre ich nicht einmal auf die Idee gekommen, querfeldein zu reisen, zumindest nicht in Begleitung einer freien Frau.«
»Wir kommen schnell voran«, stellte Boabissia fest.
»Ja. In ein paar Tagen müßten wir in Ar sein.«
»Ist es eine schöne Stadt?«
Ich nickte.
Boabissia spielte glücklich an der kleinen Kupferscheibe herum. »Ich bin bestimmt eine Adlige. Ich kann es gar nicht erwarten, Ar zu betreten und meinen Besitz für mich zu beanspruchen! Bei der Zinsentwicklung auf der Straße der Münzen läßt sich überhaupt nicht absehen, wie mein Vermögen in all den Jahren angewachsen ist.«
Ich sparte mir eine Antwort.
»Vielleicht bin ich eine der höchstrangigen, reichsten und mächtigsten Frauen Ars!«
»Wer weiß«, sagte ich. »Wir werden sehen.«
18
»Sie sind weg!« flüsterte ich ungläubig.
»Was ist weg?« fragte Hurtha, streifte die Felle ab und setzte sich auf. Er lag nur ein paar Schritte neben mir.
Das Lager erwachte seit mehr als einer Ahn langsam zum Leben.
»Die Passierscheine, die uns sicheres Geleit garantieren sollten!«
»Was ist?« fragte Boabissia. Ihr Haar war naß; sie kam vom Fluß, wo sie es gewaschen hatte.
»Unsere Passierscheine sind weg. Ich hatte sie hier, in der Schwertscheide.«
»Könnten sie herausgefallen sein?«
»Nein«, antwortete ich. »Sie steckten fest darin. Man kann sie nur absichtlich herausgenommen haben.«
»Angeblich gibt es in der Nähe eine Militärkontrolle«, sagte Boabissia. »Ich habe gestern abend davon erfahren.«
»Genau wie der Dieb«, sagte ich.
»Wir sind doch alle hier gewesen. Wie konnte das überhaupt geschehen?« fragte sie.
»Das konnte nur einem Meister im Anschleichen gelingen, der wußte, wonach er sucht und wo es zu finden ist. Vielleicht hatte er sogar ein Werkzeug dabei, um an die Dokumente zu gelangen.«
»Das Schwert steckte in der Scheide, und die lag doch neben dir, oder nicht?« fragte Boabissia.
»Das stimmt. Ich hatte mir sogar die Riemen der Schwertscheide über die Schulter geschlungen. Der Dieb mußte die Klinge ziehen, die Passierscheine entfernen und das Schwert wieder hineinstecken.«
»Warum denn das?« fragte Hurtha.
»Damit das Fehlen der Papiere nicht sofort auffällt«, erklärte ich. »Ich hätte nichts davon bemerkt, wenn ich nicht wie gewöhnlich überprüft hätte, ob sich die Klinge mühelos ziehen läßt.« Obwohl diese Gewohnheit unnötig und nebensächlich erscheint, geht sie vielen Kriegern in Fleisch und Blut über. Dabei handelt es nicht nur darum, das Ziehen ständig zu üben, da derjenige, der als erster die Waffe zieht, auch als erster einen Schlag anbringen kann, sondern auch die Scheide täglich auf ihren Zustand zu überprüfen. Durch Temperaturunterschiede und Feuchtigkeit kann sich das Leder zusammenziehen oder weiten. Weniger offensichtlich, dafür aber um so tückischer sind heimliche Eingriffe des Gegners. Er könnte die Klinge mit Hilfe eines winzigen Keils oder eines dünnen Drahtes, der unterhalb des Griffs befestigt wird, in ihrer Hülle festklemmen. Das Üben
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