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Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen

Titel: Gorian 1: Das Vermächtnis der Klingen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Eindruck, dass sich der Ordensmeister bestens zurechtfand und genau wusste, wohin er wollte.
    »Heute lohnt die Weiterreise nicht mehr«, meinte er. »Wir werden hier in Segantia in einer Herberge übernachten, deren Wirt ich gut kenne.«
    »Vielleicht erfahren wir dort ja auch ein paar Neuigkeiten zur Lage in Thisilien«, sagte Gorian.
    Thondaril wandte ihm das Gesicht zu und zeigte ihm ein leicht spöttisches Lächeln. »Ja, vielleicht. Aber in der Regel verlasse ich mich lieber auf meine eigenen Quellen.«
    »Magische Quellen?«, hakte Gorian nach.
    »Du bist neugierig.«
    »Nein, wissbegierig.«
    »Zwei Seiten ein und derselben Medaille, wie ich annehmen möchte. Jedenfalls ist es nicht die schlechteste Eigenschaft eines Schülers.«
    »Ich will alles erfahren, was nötig ist«, erklärte Gorian. »Und zumindest das Wissen eines Magiemeisters und was mir zum vollendeten Schwertmeister noch fehlt, kann ich sicher von Euch lernen.«
    »Dann bleiben nur noch drei Meisterringe, die du erwerben musst, wenn wir die Ordensburg erreichen«, spottete Thondaril und lachte schallend. »Dein Eifer in allen Ehren, aber um diese Künste zu erlernen, braucht man Zeit. Und um diese Erkenntnis wirst auch du nicht herumkommen.«
    »Ich fürchte nur, dass Morygor es nicht zulässt, dass ich mir allzu viel Zeit damit lasse. Er wird uns nicht mehr Generationen lang vor uns hin leben lassen, als wäre da nichts, was uns bedroht und die Welt in eine eisige Schneewüste verwandeln will.« Gorian deutete zum Himmel, wo die Sonne gerade zwischen den Wolken hindurchstrahlte. Der dunkle Fleck, der sie zum Teil verdeckte, war unübersehbar. »Wenn sich der Schattenbringer noch weiter vor die Sonnenscheibe schiebt, wird nichts mehr so sein, wie wir es kennen. Selbst wenn Morygor besiegt wird, könnte es dann zu spät sein, um die Verdunkelung der Sonne rückgängig zu machen oder wenigstens aufzuhalten.«
    »Bevor du dich in Prophetie übst, solltest du dich vielleicht tatsächlich erst mal um den Ring eines Sehers bemühen.«
    »Um vorauszusehen, was ich gerade gesagt habe, braucht man weder Magie noch die Sinne oder die Ausbildung eines Sehers«, war Gorian überzeugt. »Dafür reicht ein klarer Verstand.«
    »Der Verstand eines Jungen aus der thisilischen Provinz, der an Bildung kaum mehr genossen hat als die mitunter etwas eigenwilligen Auffassungen seines Vaters?«
    »Er hat es nicht verdient, dass Ihr sein Ansehen in den Schmutz zieht, Meister Thondaril!«, sagte Gorian mit einem harten Unterton in der Stimme, der dem Ordensmeister klarmachte, dass er gerade eine Grenze überschritten hatte, die gegenüber Gorian nicht in Frage gestellt werden durfte.
    »Das lag nicht in meiner Absicht«, stellte er daher klar. »Aber bei allem Respekt gegenüber deinem Vater solltest du vielleicht doch auch in Erwägung ziehen, dass er sich in manchem schlichtweg geirrt haben könnte.«
     
    Daraufhin schwiegen sie eine ganze Weile, während sie auf dem Rücken des Streitrosses die Straßen entlangritten. Überall herrschten lebendiger Handel und Gewerbe. Segantia glich einem einzigen großen Markt. Lauthals wurden Waren aller Art angepriesen, Gaukler führten ihre Kunststücke auf, Musikanten präsentierten ihr Können und erwarteten dafür von den vorbeigehenden Passanten ein paar Kupfermünzen als Anerkennung ihres Talents. Schreiber und Zahlenmagier boten ihre Dienste an jeder Ecke an, ebenso Porträtmaler und Wahrsager, deren »Künste«, wie Thondaril zwischendurch betonte, nichts mit den Fertigkeiten der Seher-Meister des Ordens gemein hatten, sondern schlicht Betrug waren, so wie die Kunststücke jener angeblichen Magier, die Karten verschwinden ließen oder Tauben aus ihren Hüten zauberten, ohne dass sie auch nur ansatzweise über Magie verfügten.
    »Allesamt Betrüger, die das wahre Talent in Verruf bringen«, sagte Thondaril in einem Unterton, der keinerlei Zweifel an der Verachtung ließ, die er für derlei Straßentheater empfand.
    Schließlich erreichten sie einen Platz, wo auf einer Bühne Ringkämpfe zwischen Ogern abgehalten wurden, angekündigt von einem großköpfigen Zahlenmagier, der wohl erkannt hatte, dass ihm das Organisieren solcher Veranstaltungen und die dazugehörigen Wetten mehr Silber einbrachten, als wenn er sich bei einem der vielen segantinischen Handelskontore am Flusshafen verdingte.
    Ein halbes Dutzend dressierter Sprechaffen half dem Zahlenmagier beim Einsammeln der Einsätze. Die Geschöpfe mit dem weißen Fell

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