Gorian 3
zusätzliche Kraft, wie keine Magie sie ihm geben konnte.
Er spürte die metamagischen Raumzeitwinde und die Turbulenzen jener unheimlichen Kräfte, die in der Gluthölle des Erdinneren tobten. Ein Zittern durchlief die Hoffnung aus der Tiefe, aber dann hatte Gorian sie in der Gewalt und lenkte sie sicher durch den Glut-Ozean.
»Morygor, jetzt schlägt deine Stunde!« , ging es Gorian durch den Kopf. »Es wird geschehen, was du nicht erwartet hast!«
Falls dieser Gedanke intensiv genug war, dass der Herr der Frostfeste ihn empfing, so hatte Gorian nicht das Geringste dagegen.
»Fürchte dich nur, denn ich bin nahe!«
24
Der Kampf um die Frostfeste
Die Hoffnung aus der Tiefe stieg aus dem Eis hervor und pflügte der Frostfeste entgegen. Das magische Schiff hinterließ im Schnee keine Spuren. Der bläuliche Schutzschild umgab es vollkommen und ließ es scheinbar widerstandslos dahingleiten.
Von Morygors bedrückender Aura war kaum etwas zu spüren.
Dafür wurde die Hoffnung aus der Tiefe sofort nach ihrem Auftauchen angegriffen.
Blasen aus purer Finsternis regneten aus dem Himmel. Sie wirkten wie Tropfen einer sehr zähen, schwarzen Flüssigkeit, die auf der Schutzaura des Schiffes zerplatzten.
Sie wurden von Dutzenden Katapulten abgeschossen, die großen Schleudern glichen und von den Bronzekriegern bedient wurden, die in Thragnyrs Gefolge durch das Weltentor gekommen waren. Zwischen den Katapulten befanden sich mehrere, zum Teil recht große Apparaturen, deren Hauptbestandteil jeweils ein kolben- oder zylinderförmiger Behälter war, aus dem schwarzer Rauch wölkte.
»Gegenmagisches Pech!«, entfuhr es Meister Morgun. »Das wurde auch in der Großen Schlacht am Weltentor eingesetzt. Es laugt jegliche Magie aus. Es wird die Aura schwächen und am Ende zerstören!«
Erneut trafen Dutzende von schwarzen Tropfen die Hoffnung aus der Tiefe. Es zischte, wenn diese auf der Schutzaura zerplatzten. Die Aura flackerte, und die pure Finsternis lief an ihr entlang und wirkte schon bald wie ein Gespinst aus schwarzen Linien und Flecken.
Gorian ließ das Schiff wieder in den Boden sinken. Doch die Aura schimmerte nicht mehr bläulich, sondern rötlich. Das Gegenmagische Pech haftete ihr an und breitete sich aus, sehr langsam zwar, aber stetig. Gorian spürte, wie der Aura des Schiffes immer mehr Kraft entzogen wurde. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis sie zusammenbrechen würde.
Er hätte es wissen müssen, ging es Gorian durch den Kopf. Die Bronzekrieger des Bärenreiter-Fürsten waren nur gerufen worden, um sie hier zu erwarten.
Morygor hatte diesen Angriff offenbar vorausgesehen. Und vielleicht hatte er sogar noch mehr erahnt, denn die Waffe, die er einsetzte, war äußerst wirksam – fast maßgeschneidert, um die Hoffnung aus der Tiefe zu vernichten. Ja, Gorian traute ihm sogar zu, dass er Thragnyr mit voller Absicht blindwütig gegen den Spiegel der Basilisken hatte anstürmen lassen, in der Hoffnung, dass er nicht nur den Spiegel vernichten, sondern auch aus dieser Schlacht nicht zurückkehren würde. Denn so brauchte Morygor die berüchtigte Neigung des Bärenreiter-Fürsten zum Verrat nicht mehr zu fürchten und konnte über dessen Bronzekrieger-Truppe ganz allein verfügen. Diese hatten offenbar während ihres langen erzwungenen Exils jenseits des Weltentores die Herstellung und den Umgang mit Gegenmagischem Pech noch perfektioniert.
Brass Telir hob die Hände. Er murmelte eine Formel der caladranischen Magie, woraufhin Lichtstrahlen aus seinen Fingern in die Schutzaura des Schiffes fuhren.
Sein Ziel war es wohl, der Aura neue Kraft zu geben. Er zitterte dabei und schien sich völlig zu verausgaben, sank schließlich auf die Knie. Sein Gesicht wurde zur bleichen Totenmaske und verfiel auf eine Weise, als wäre es das eines Menschen, der rapide alterte.
»Aufhören!«, rief Gorian, und er unterstützte diesen Ruf mit einem durchdringenden Gedanken.
Die schwarzen Felder des Gegenmagischen Pechs weiteten sich aus. Bald würde das gesamte Schiff davon umfangen sein.
Brass Telir sank zu Boden. König Abrandir wollte ihm helfen, wurde aber von den Kräften, die hier wirkten, zurückgeworfen. Er wurde über das Schiffsdeck geschleudert und landete hart auf den Planken. Aber sofort stemmte er sich wieder auf die Beinen.
»Berührt ihn nicht!«, rief er.
Die Lichtstrahlen rissen ab, und Brass Telir lag in zusammengekrümmter Haltung an Deck. Er wirkte wie ein mumifizierter Leichnam und zerfiel zu
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