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Gorian 3

Gorian 3

Titel: Gorian 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Bekker
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Telir nicht zu – und auf Euch auch nicht. Davon abgesehen wurde bei diesem Schiff auf alles verzichtet, was uns auf dem Weg, den wir einschlagen müssen, behindern könnte.«
    Gorian nickte. »Gehe ich recht in der Annahme, dass dieser Weg nicht durch die Lüfte führt?«
    »Wir wollen uns unserem Feind nicht vorzeitig zeigen«, erwiderte König Abrandir. »Und davon abgesehen stehen einem Schiff, das aus reiner Magie und reiner Gedankenkraft geschaffen wurde, andere Wege offen als jenen Schiffen, die unser Volk bisher gebaut hat.«
    Die messingfarbene Barke sank in die Tiefe. Das Meer umspülte sie. Gorian war erstaunt, wie gut er die Umgebung des Schiffs mittels seiner magischen Sinne wahrzunehmen vermochte. Die Aura, die die Barke umgab, schien ihn keineswegs
zu behindern. Das Gegenteil war der Fall. Seine Eindrücke von dem, was sich außerhalb befand und tat, wurden sogar verstärkt.
    Der Grund des sehr flachen Meeres vor der oquitonischen Küste war schnell erreicht, aber das Schiff sank noch tiefer. Der Meeresboden war kein Hindernis; das Schiff sank durch ihn hindurch, fast als befände es sich im freien Fall.
    »Wir reisen im tiefen Untererdreich«, sagte Brass Telir. »Denn dort wird Morygor uns nicht vermuten. Wir werden unerwartet für ihn emporkommen, und dann werdet Ihr hoffentlich zu tun vermögen, was Eure Bestimmung ist.«
    »Lasst das Schiff noch tiefer sinken«, forderte Gorian sehr bestimmt.
    »Noch tiefer?« Der weißhaarige Schamane in der hellen Kutte aus Caladran-Seide griff unwillkürlich nach dem Amulett auf seiner Brust. »Ihr scheint keine Vorstellung zu haben, wie tief wir schon gesunken sind!«
    »O doch«, erwiderte Gorian. »Und ich weiß von meinem Freund Beliak, dass Morygor das Untererdreich längst mit seiner Macht vollkommen durchdrungen hat. Zumindest jene Bereiche, an deren Oberfläche das Frostreich herrscht, aber vielleicht auch schon darüber hinaus. Also kann ich Euch nur beschwören, dem Namen dieses Schiffes alle Ehre zu machen und es noch weiter in die Erde absinken zu lassen. Sonst wird unser Gegner uns vielleicht zu früh bemerken und seine Kräfte auf uns konzentrieren.«
    »Weiß er nicht ohnehin, dass wir kommen?«, mischte sich der Blinde Schlächter ein. »Ich dachte, er verfügt über eine gefürchtete Fähigkeit zur Schicksalssicht.«
    »Ich unterhalte mich nicht mit einem Vergessenen Schatten über solche Dinge«, erwiderte Brass Telir kühl.
    »Aber Ihr habt nichts dagegen, wenn ich für Euch töte,
nehme ich an«, entgegnete Eldamir spöttisch. »Oder denkt Ihr etwa daran, selbst ein Schwert zu schwingen?« Er verzog das augenlose Gesicht, dann machte er eine wegwerfende Geste.
    »Wir werden tun, was Gorian verlangt«, schritt König Abrandir ein. »Er weiß am besten, was zu tun und was zu unterlassen ist.«
    Brass Telir atmete tief durch. »Wie Ihr meint, mein König«, sagte er und ließ die Hoffnung aus der Tiefe noch weiter hinabsinken. Durch die schützende Lichtaura war zu sehen, wie das Erdreich außerhalb des Schiffes vorbeiraste.
    Schließlich verwandelte sich ihre Umgebung in eine Gluthölle aus flüssigem Gestein. Ein Ozean aus Feuer umgab sie.
    Aber der Hoffnung aus der Tiefe machte das nichts aus. Die Magie jener Aura, die es umgab, hielt den hier unten herrschenden Gewalten stand.
    Allerdings schien Brass Telir zunehmend Schwierigkeiten zu haben. Er zitterte, seine Augen begannen eigentümlich zu leuchten, und sein Gesicht wirkte auf einmal so eingefallen und fahl, dass man annehmen konnte, eine schlimme Krankheit hätte ihn befallen oder er wäre innerhalb weniger Augenblicke um so viele Jahre gealtert, dass es sich selbst bei einem langlebigen Caladran äußerlich bemerkbar machte.
    Er wandte sich an Gorian. »Die Kräfte, die in dieser Tiefe wüten, gestatten es mir nicht mehr, den Weg sicher zu finden.«
    »Aber ich werde ihn finden«, versprach Gorian. »Ihr wolltet mir die geistige Lenkung des Schiffes ohnehin übergeben.«
    »Aber seid vorsichtig, Meister Gorian.«
    Brass Telir hob eine Hand und führte sie an Gorians Schläfe, ohne diese zu berühren. Ein bläulicher Lichtblitz zuckte aus dem Zeigefinger des Caladran-Schamanen und fuhr
Gorian in den Kopf. Für einen Augenblick waren seine Augen vollkommen blau – so blau wie der Himmel in jenem ersten bewussten Moment seines Lebens, als er im Boot seines Vaters gelegen hatte und sein Erinnerungsvermögen erwacht war.
    An diesen Moment dachte Gorian zurück. Und das gab ihm eine

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