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Gott sacker Kriminalroman

Titel: Gott sacker Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boenke
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würde.
    Frieda, die Ochsen-Wirtin, hatte die schläfrige Katze auf dem
Schoß, die oberen vier Knöpfe der Kittelschürze standen weit offen und gaben
einen eigenartig interessanten Blick auf ihren mächtigen fleischfarbenen BH frei.
    »Soll ich gleich noch eins machen?« Sie deutete auf das Glas.
    »Ja.«
    »Aber mehr gibt’s nicht, du bist mit dem Rädle da.«
    Ich mochte Frieda, ich mochte es aber nicht, wenn sie meinen
Schatz aus Milwaukee ›Rädle‹ nannte, nicht nur, weil es mich zu sehr an ein
schweißtreibendes Fortbewegungsmittel mit Pedalen erinnerte, ich mochte es auch
nicht, wenn sie mich ›Danile‹ mit langem ›a‹ nannte und meinem Namen somit eine
provinziell schwäbische Note gab, und ich mochte es neuerdings auch nicht, wenn
sie meine brasilianischen Pythonschlangenlederstiefel für Imitate hielt.
    Als sie mit dem zweiten Bier kam, das mir heller zu leuchten
schien als das erste, war die Polizei immer noch nicht da. Sinnierend
betrachtete ich die kühlen Kondenswasser-Perlen, die sich langsam an der
Außenwand des Glases durch die Schwerkraft des Planeten zur Tischplatte
hinbewegten und einen feuchten Abdruck hinterließen. Mein Bier! Es gehörte mir
im doppelten Sinne. Seit dem Jahre 2003 war die im nahen Königseggwald
angesiedelte Brauerei Aktiengesellschaft und die jährliche Dividende wird in
Bier ausgeschüttet. Zärtlich strich ich, meiner Aktionärsverantwortung bewusst,
über die glitzernden Tropfen, die wie flüssige Diamanten am Glas hafteten. Jäh
unterbrach Frieda meine bierselig, philosophischen Gedanken: »Die kommen halt
aus der Bad-Stadt.«
    Sie deutete mit dem Kopf in nordöstliche Richtung, wo sie Bad
Saulgau vermutete.
    »Vielleicht fahren sie auch gleich zur Leiche.«
    Noch einmal wollte Frieda die Geschichte von den Fliegen, dem
Stiefel, der Leiche und meiner Foto-Aktion in allen Details hören. Bei der
Stelle anfangs, wie ich mein Visier von der zerschmetterten Schmeißfliege
säuberte, schüttelten sie und ihr fülliger Busen sich voller Ekel.
    »Komm, zeig mir die Bilder, die du gemacht hast.«
    Ihre Hand kam fordernd über den Tisch.
    Da ich den digitalisierten Tod beim Bier nicht sehen wollte,
reichte ich ihr die kleine silberne Kamera und zeigte ihr kurz, wo sie drücken
musste, um die nächsten Bilder anzeigen zu lassen, und wie man die Zoomfunktion
benutzt. Immer wieder kam ein Zischen durch ihre Lippen, als sie ihren
fleischigen Daumen nötigte, die winzige Taste zu betätigen, um das
nächstfolgende Bild zu sehen.
    »Das sieht ja schlimm
aus … furchtbar … was ist denn mit dem Kopf, der steht so
komisch ab? Da in dem Eck, was ist denn das? … Komisch.«
    Plötzlich kreischte sie: »Ja halleluja, was ist auch das?«
    Erschrocken schaute ich auf. Was hatte Frieda auf dem
winzigen Bildschirm entdeckt?
    »Die sieht noch recht lebendig aus, aber scheint ein armes
Mädchen zu sein, die hat ja gar nichts anzuziehen. Und die tollen roten Haare!
Ja, wo findet man denn heute noch so eine? Aber schlecht gebaut ist die auch
nicht, heilige Jungfrau Maria.«
    Um ihre Beobachtungen zu belegen, klopfte Frieda sich auf
ihren ausladenden Busen.
    Ich brauchte einige Sekunden zu lange, um zu begreifen, doch
dann schoss meine Hand nach vorn und entriss der plötzlich verlegen lachenden
Wirtin die Kamera. Daran hatte ich nicht mehr gedacht, an die anderen Bilder – die von Susi. Mit rotem Kopf stotterte ich: »Die habe ich am Baggersee
kennengelernt, ähm …, das ist heutzutage üblich … Ähm, textilfrei und
so.«
    »Das sah aber schon nach mehr als nur textilfrei aus«,
zwinkerte sie mir mit rot geäderten Wangen zu. »Ich wusste gar nicht, dass du
so auf drall und rothaarig stehst.«
    »Sag den Polizisten zuerst mal nichts von der Kamera, sonst
kassieren die sie gleich ein. Das wäre mir und … dem armen Mädchen
peinlich … und der Cäci bitte auch nicht.«
    »Ich war doch auch mal jung. Bei uns gab’s leider noch keine
solchen Kameras. Da musste noch alles im Labor entwickelt werden, schwarz-weiß.
Und der Fotografenmeister hätte dich dann vor allen anderen nackt auf den
Bildern gesehen. Was meinst du, wie schnell das durchs Dorf gegangen wäre.«
    Sie lächelte kurz verschmitzt, zwei Grübchen erschienen neben
ihren rot geäderten Wangen: »Sonst wär’ ich bei einigen Kerlen bestimmt auch
auf einem Bild. Heute bräuchte man allerdings einen Weitwinkel.«
    Die Worte vom Weitwinkel schienen mir zunächst

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